J Edgar
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J. Edgar

Inhalt / Kritik

J Edgar
„J. Edgar“ // Deutschland-Start: 19. Januar 2012 (Kino) // 25. Mai 2012 (DVD/Blu-ray)

Als sein Chef Mitchell Palmer (Geoff Pierson) 1919 zur Zielscheibe eines fehlgeschlagenen Attentats eines Anarchisten wird, markiert dies den Startschuss für einen neuen Karriereschritt im Leben J. Edgar Hoover (Leonardo DiCaprio). Denn er soll in Zukunft dafür sorgen, dass derartige Radikale aus dem Verkehr gezogen werden. Darin und in der Sicherung seines Landes sieht der junge Mann seine Lebensaufgabe. Eine Aufgabe, für die er zu allem bereit ist: Unerbittlich kämpft er gegen alle, die nicht seinen Ansichten entsprechen, auch innerhalb der Behörde siebt er gnadenlos Leute aus, die ihm keine absolute Treue schwören. Einer der wenigen, denen er selbst vertraut, ist seine rechte Hand Clyde Tolson (Armie Hammer), zu dem er ein sehr enges Verhältnis aufbaut und der ihm dabei hilft, das FBI nach seinen Vorstellungen dauerhaft umzuformen …

 

In seinen Filmen setzte sich Clint Eastwood immer wieder mit dem Bild des Helden auseinander. Die durften im weiteren Verlauf seiner Karriere, gerade bei den eigenen Regiearbeiten, auch schon mal von einer ambivalenten Natur sein. Ob nun American Sniper, Sully oder auch Der Fall Richard Jewell, sie alle stellten die Frage, was ein Held genau ist und was ihn ausmacht. Das gilt auch für J. Edgar, ein Film, der einer besonders umstrittenen Person gewidmet ist. Nachdem er schon die Vorgängerbehörde geleitet hatte, war er maßgeblich an dem Auf- und Umbau des FBI beteiligt, dem er selbst mehrere Jahrzehnte vorstand. Jahrzehnte, in denen die Präsidentschaften und die Gesellschaft große Änderungen durchmachte – er blieb wie ein fester Block.

Eastwood begleitet seinen Protagonisten während dieser Zeit und zeigt ihn als einen Mann der festen Überzeugungen, der sich gerne mal über andere hinwegsetzt und seinen eigenen Willen aufzudrängen versucht. Dabei fühlt er sich von seinen eigenen moralischen Vorstellungen so bestätigt, dass er keinerlei Skrupel zeigt. Geradezu legendär sind seine Akten, die er im Laufe der Zeit von Feinden und Andersgesinnten aufgebaut hat, um sie manipulieren und erpressen zu können. J. Edgar macht daraus auch kein Geheimnis, der Film versucht erst gar nicht, aus ihm etwas anderes zu machen als einen selbstgerechten Despoten, der es als seine Pflicht ansieht, Verbrecher zu jagen und dafür nur das modernste Equipment will, selbst aber nicht viel davon hält, Gesetze einhalten zu müssen.

Widersprüchlich und distanziert

Und nicht nur in der Hinsicht zeichnet Eastwood ein sehr widersprüchliches Bild. So ist Hoover jemand, der zwar einerseits sehr selbstbewusst auftritt. Gleichzeitig merkt man in vielen Situationen, wie unsicher der oberste Beamte der Behörde ist, gerade im privaten Bereich. So steht er unter der Fuchtel einer dominanten Mutter, eiskalt gespielt von Judi Dench. Und dann wäre da natürlich noch die nach außen hin nur schwer einzuordnende Beziehung zu Clyde, bei der immer wieder darüber spekuliert wurde, sie sei in Wahrheit homosexueller Natur gewesen. J. Edgar knüpft an diese Überlegungen an, verzichtet aber darauf, daraus irgendwie Kapital schlagen zu wollen und ein Skandalbiopic machen zu wollen. Stattdessen ist der Film ein größtenteils nüchtern erzählter Film, der die Szenen lieber für sich sprechen lässt.

Das klappt ganz gut, allen voran wegen Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio, der tief in seine Rolle eintaucht und die verschiedenen Facetten des FBI-Leiters herausarbeitet. Der hierfür mal wieder für einen Golden Globe nominierte Charakterdarsteller darf seine Wandelbarkeit zeigen, der zum Teil fragwürdigen Maske zum Trotz. So richtig spannend ist J. Edgar dennoch nicht. Während beispielsweise die ersten Schritte zu einer stärkeren Professionalisierung und der Aufbau einer Fingerabdruckdatenbank historisch interessant sind, bleibt Hoover selbst ein wenig auf Distanz. Da er sich im wahren Leben auch immer zurückgehalten hat und sein Innerstes abzuschirmen versuchte, ist die Aufgabe einer Charakterisierung notgedrungen nicht ganz einfach. Obwohl der Film mit einer Laufzeit von rund 140 Minuten nicht eben kurz ist, ans Herz wachsen wird einem die Figur nicht gerade.

Credits

OT: „J. Edgar“
Land: USA
Jahr: 2011
Regie: Clint Eastwood
Drehbuch: Dustin Lance Black
Musik: Clint Eastwood
Kamera: Tom Stern
Besetzung: Leonardo DiCaprio, Armie Hammer, Naomi Watts, Judi Dench, Josh Lucas, Lea Thompson, Stephen Root

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Golden Globes 2012 Bester Hauptdarsteller (Drama) Leonardo DiCaprio Nominierung

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„J. Edgar“ zeichnet das Leben des berühmten FBI-Leiters nach und porträtiert ihn als einen widersprüchlichen Mann, bei dem man nie ganz sagen kann, ob er nun gut oder böse ist. Das ist erwartungsgemäß stark von Leonardo DiCaprio gespielt. So richtig spannend ist das Porträt dennoch nicht.
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