
Agathe (Camille Rutherford) hat ein Herz für Literatur, ist sie doch in ihrem Buchladen ständig von dieser umgeben. Insgeheim träumt sie aber davon, selbst einmal schreiben zu dürfen. Als ihr bester Freund Félix (Pablo Pauly) hinter ihrem Rücken ihre Texte bei einem Schreibwettbewerb einreicht, wird sie tatsächlich genommen. Die Belohnung: Sie darf in der Jane Austen Writers’ Residency, umgeben von anderen angehenden Schriftstellern und Schriftstellerinnen, an ihrem ersten Roman schreiben. Doch schon der Weg dorthin wird zu einem Alptraum. Schlimm genug, dass sie dafür in ein Auto muss, was sie seit einem erlittenen Trauma vermeidet. Sie trifft auch noch auf den schnöseligen Oliver (Charlie Anson), selbst Nachfahre von Austen und wenig angetan von deren Werk …
Richtig schreiben
Es kommt immer mal wieder vor, dass Menschen, die auf die eine oder andere Weise im Filmgeschäft tätig sind, sich auch mal an der Regie versuchen wollen. Ob sie nun hauptberuflich schauspielern oder die Kamera führen, es gibt die unterschiedlichsten Beispiele. Nun hat es auch Laura Piani erwischt. Eigentlich war die Französin als Autorin unterwegs, schrieb fürs Fernsehen, war aber auch an Filmen wie Auf dem falschen Dampfer beteiligt. Nach einem ersten Kurzfilm gibt sie mit Jane Austen und das Chaos in meinem Leben ihr großes Regiedebüt. Und irgendwie ist es passend, dass sich dieses ums Schreiben dreht, wenn wir einer Frau in ihren 30ern folgen, die an ihrem schriftstellerischen Debüt arbeitet. Tatsächlich arbeitete Piani früher selbst ein einem Buchladen, da schimmern durchaus Erfahrungen durch.
Dann und wann wird das Schreiben auch richtig thematisiert. Da geht es beispielsweise um die Frage, was Literatur eigentlich können muss. Ist es nötig, dass sie politisch etwas auszusagen hat, oder darf sie auch nur unterhalten? Auch über die Rolle von Frauen in der Literatur wird diskutiert, wenn die titelgebende britische Autorin Jane Austen (Stolz & Vorurteil, Sinn und Sinnlichkeit) als Pionierin gefeiert wird, da sie Frauen in Büchern erstmals zu eigenständigen Charakteren machte. Es gibt also schon das eine oder andere in Jane Austen und das Chaos in meinem Leben, das als Grundlage für weitere Diskussionen verwendet werden kann. Zu viel sollte man aber nicht erwarten in der Hinsicht, das ist alles relativ schnell vorbei, ohne dass es wirklich vertieft würde.
Charmant und amüsant
Stattdessen legt Piani einen größeren Fokus auf die Hauptfigur, die zwar schon in ihren Dreißigern ist, sich dennoch aber nach wie vor selbst sucht. Das Schreiben, welches ihr vor Ort dann doch schwerfällt, steht symbolisch für einen Menschen, der nicht vorankommt – beruflich wie persönlich. Und dann ist da ja noch die Liebe. Wie man es aus zahlreichen romantischen Komödien kennt, lernt die Protagonistin jemanden kennen, den sie anfangs nicht ausstehen kann, dem sie aber mit der Zeit doch näherkommt. Jane Austen und das Chaos in meinem Leben greift da dankbar Klischees auf. Interessanter ist da schon das Verhältnis zu ihrem besten Freund, der ihr kurz vor der Abfahrt einen Kuss gibt und damit für reichlich emotionales Chaos sorgt.
Die ganz großen Lacher bleiben dabei zwar aus, der Film ist eher amüsant als wirklich lustig. Aber er ist doch charmant geworden, auch wegen des Ensembles, welches es versteht, die Geschichte mit Leben zu füllen. Ein paar Punkte ziehen Jane Austen und das Chaos in meinem Leben dabei unnötig runter. Dass in einem Schreibtreffen im tiefsten England alle Französisch sprechen, ist ebenso irritierend wie die diversen Klischees. Ob es das große Trauma unbedingt gebraucht hätte, unter dem die Protagonistin leidet, darüber ließe sich streiten. Insgesamt ist die Liebeskomödie aber ein sympathisches Debüt geworden, das ein bisschen Leichtigkeit in den Tag bringt, ohne dabei völlig oberflächlich zu sein, womit Piani durchaus in die Fußstapfen der einflussreichen Autorin tritt.
OT: „Jane Austen a gâché ma vie“
IT: „Jane Austen Wrecked My Life“
Land: Frankreich
Jahr: 2024
Regie: Laura Piani
Drehbuch: Laura Piani
Musik: Peter von Poehl
Kamera: Pierre Mazoyer
Besetzung: Camille Rutherford, Pablo Pauly, Charlie Anson, Annabelle Lengronne, Liz Crowther, Alan Fairbairn
Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Regisseurin Laura Piani zu unterhalten. Im Interview zu Jane Austen und das Chaos in meinem Leben sprechen wir über Frauenfiguren, den Sinn von Kunst und Zeitreisen.
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