
Dendelion, Baraban, Léonto und Taraxa führten ein ganz normales Leben als Saat eines Löwenzahns. Als die Erde jedoch durch eine Reihe nuklearer Explosionen zerstört wird, werden die vier in den Weltraum geschleudert. Dort landen sie auf einem fremden Planeten, wo sie eine neue Existenz beginnen können. Einfach ist das jedoch nicht, da sie dort mehreren Gefahren begegnen. Ob Tiere oder Pflanzen, überall lauert eine Bedrohung auf die Samen bei dem Versuch, sich irgendwo festzusetzen …
Ein wortloses Animationsabenteuer
Flow war sicherlich die Animationssensation 2024. Als Festivalhit gestartet, war das Abenteuer um mehrere Tiere während einer Flut auch in den Kinos gefragt, sammelte zudem diverse Preise ein – darunter einen Oscar als bester Animationsfilm des Jahres. Auf gewisse Weise provoziert Dandelion’s Odyssey Vergleiche mit dem obigen Ausnahmewerk. Auch hierbei handelt es sich um ein Animationsabenteuer, welches von sprachlosen Figuren bestritten werden muss. Ein ähnliches Mainstreamappeal wie der obige Kollege hat der Film hier aber nicht. Dafür ist er zu eigenwillig und stellt das Publikum in mehrfacher Hinsicht auf eine Probe.
Das fängt schon mit der Wahl der Figuren an. Auch wenn Katzen und Hunde keine Menschen sind, bieten sie dem Publikum doch deutlich mehr Identifikationsfläche als Pflanzen. Bei diesen lassen sich keine Charaktereigenschaften feststellen, auch Emotionen lassen sich nicht ablesen. Natürlich wissen wir, dass diese ebenfalls Lebewesen sind. Man merkt es ihnen aber weniger an, weshalb man da weniger mitfiebert. Auch in anderer Hinsicht hält einen Dandelion’s Odyssey stärker auf Distanz. So entwickelt der Film recht bald schon surreale Tendenzen. Grundsätzlich orientiert sich Regisseurin und Co-Autorin Momoko Seto zwar schon in der Realität. Diese ist für die Filmemacherin, die sich eher künstlerisch als narrativ betätigt, immer die Ausgangslage. Und doch hat das Geschehen hier immer etwas Unwirkliches an sich.
Ein faszinierendes Seherlebnis
Dandelion’s Odyssey ist deshalb auch ein Film, der weniger mit Worten beschrieben werden, sondern vielmehr erlebt werden sollte. Die französisch-belgische Coproduktion ist ein bewegtes Kunstwerk, das mit bekannten Elementen fremde Anblicke kreiert. Dabei ist es das Ziel der Regisseurin, einem die Natur näherzubringen, gerade auch eine solche, die unbemerkt direkt vor unseren Augen auf uns wartet. Auf gewisse Weise ist das Werk sogar eine Liebeserklärung an die Natur und die verschiedensten Formen des Lebens. Aufgrund fehlender Dialoge wird das dann zwar nicht so ausgedrückt. Die ökologische Botschaft zeigt sich vielmehr durch die offenkundige Faszination für das, was da auf der Erde so kreucht und fleucht, selbst wenn die Geschichte streng genommen nicht dort spielt.
Das Animationsabenteuer, welches als Abschlussfilm auf der Semaine de la Critique in Cannes 2025 gezeigt wurde, ist dabei sicher nicht ganz einfach. Da werden nicht wenige im Publikum sitzen, die mit dem Gezeigten nichts anzufangen wissen, frustriert sind, vielleicht auch gelangweilt. Wer sich aber auf diese sonderbare Reise einlassen kann, wird bei Dandelion’s Odyssey mit einem Trip belohnt, der trotz offensichtlicher Vergleiche irgendwie einmalig ist. Ein Trip, der selbst Faszination auslösen kann, verbunden mit einer Mischung aus Bewunderung und Verwunderung.
OT: „Planètes“
Land: Frankreich, Belgien
Jahr: 2025
Regie: Momoko Seto
Drehbuch: Momoko Seto, Alain Layrac
Musik: Quentin Sirjacq, Nicolas Becker
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)