Willkommen in den Bergen Un mondo a parte
© Claudio Iannone / Filmwelt

Willkommen in den Bergen

Willkommen in den Bergen Un mondo a parte
„Willkommen in den Bergen“ // Deutschland-Start: 13. Februar 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Der Grundschullehrer Michele Cortese (Antonio Albanese) ist mit den Nerven am Ende. Seine Klasse tanzt ihm auf der Nase herum, der Großstadtlärm setzt ihm zu. Da geschieht das Wunder: Die von ihm wieder und wieder beantragte und stets abgelehnte Versetzung aufs Land wird endlich genehmigt. Michele zieht von Rom nach Rupe, ein verschlafenes Nest im Nationalpark der Abruzzen. Doch schon die Anreise mitten im Winter in einem Auto ohne Schneeketten entpuppt sich als kleine Odyssee. Endlich angekommen, fällt es Michele schließlich wie Schuppen von den Augen. So paradiesisch die Landschaft auch sein mag, in der von Landflucht geprägten Region haben die Menschen mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen und auf einen wie ihn weiß Gott nicht gewartet. Von seiner Kollegin Agnese (Virginia Raffaele) und dem schuleigenen Faktotum Nunzio (Sergio Saltarelli) an der Hand genommen, findet sich der Neuankömmling nur mühsam ein. Und es kommt noch dicker: Gerade als Michele einen Draht zu seiner neuen Klasse aufgebaut hat, steht die Grundschule vor der Schließung.

Signor Cortese sucht das Glück

Der Kontrast zwischen Stadt und Land ist ein beliebtes filmisches Motiv. Nicht wenige Komödien setzen darauf. Zu deren bekanntesten Vertretern zählt der französische Kassenschlager Willkommen bei den Sch’tis (2008), in dem ein Postler von einem Leben an der Côte d’Azur träumt, statt in die Metropole Marseille versetzt zu werden, jedoch im unliebsamen, deindustrialisierten Norden landet. Auch Willkommen in den Bergen ist ein Hit, zumindest ein kleiner. Mehr als eine Million Besucher wollten den neuen Film von Regisseur Riccardo Milani und seinem Lieblingsdarsteller Antonio Albanese in den italienischen Kinos sehen. Milani, von dem auch das Drehbuch stammt, dreht die Prämisse allerdings um. Die von Albanese gespielte Hauptfigur, der Grundschullehrer Michele Cortese, zieht auf eigenen Wunsch hin in die tiefste Provinz, weil er sich dort das Glück erhofft – und wird zunächst böse überrascht.

Die Profession der Hauptfigur lässt wiederum andere Vergleiche zu, denn auch über die Beziehung eines Lehrers zu seinen Schülern gibt es jede Menge Filme. Aus der jüngeren Vergangenheit kommen einem etwa das kanadische Drama Monsieur Lazhar (2011), der finnische, in Estland angesiedelte Film Die Kinder des Fechters (2015) oder ganz aktuell Der Lehrer, der uns das Meer versprach (2024) aus Spanien in den Sinn. Dass es den Protagonisten in Willkommen in den Bergen von der Hauptstadt in ein abgelegenes Bergdorf verschlägt und er dort sein Glück findet, erinnert wiederum an das bhutanische, für einen Oscar nominierte Drama Lunana. Das Glück liegt im Himalaya (2020).

Vordergründige Späße, dahinter lauert der Ernst

Riccardo Milani arbeitet bereits zum fünften Mal mit seinem Hauptdarsteller zusammen. Zuletzt realisierten die beiden Alles nur Theater? (2023), ein Remake des französischen Films Ein Triumph (2022). Bei Willkommen in den Bergen handelt es sich zwar um ein Original, vieles darin fühlt sich aber dennoch zu routiniert und dadurch formelhaft an. Die fish-out-of-water-Momente, in denen der unwissende Großstädter mit den Eigenheiten des Landlebens konfrontiert wird, sind nur leidlich komisch. Zum einen, weil man zu viele davon bereits in anderen Komödien gesehen hat und zum anderen deshalb, weil das Timing des Schauspielensembles rund um Hauptdarsteller Antonio Albanese und seine Kollegin Virginia Raffaele nie richtig aufeinander abgestimmt ist.

Das Thema, das hinter all den vordergründigen Späßen schlummert, ist allerdings ernst. Es geht um Landflucht, die Flucht aus Kriegsgebieten und um Migration sowie um den damit einhergehenden demografischen Wandel, um Bildungschancen und soziale Mobilität. Allerdings gelingt es Milani und seinem Co-Drehbuchautor Michele Astori nicht, die Wage zwischen Komik und Tragik zu halten. Zu vieles ist erzählerisch forciert, immer wieder geht der Fokus verloren. Unter all dem leidet letzten Endes nicht nur die Glaubwürdigkeit der erzählten Geschichte, was das tragikomische Genre anbelangt, ist Willkommen in den Bergen weder Fisch noch Fleisch.

Credits

OT: „Un mondo a parte“
Land: Italien
Jahr: 2024
Regie: Riccardo Milani
Drehbuch: Riccardo Milani, Michele Astori
Musik: Piernicola Di Muro
Kamera: Saverio Guarna
Besetzung: Antonio Albanese, Virginia Raffaele, Sergio Saltarelli, Alessandra Barbonetti

Bilder

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Willkommen in den Bergen
fazit
Können mehr als eine Million Kinobesucher irren? In seinem Herkunftsland Italien lockte „Willkommen in den Bergen“, eine Tragikomödie über einen frustrierten Grundschullehrer, der sein Glück in einem 365-Seelen-Dorf sucht, diese beachtliche Zuschauermenge an. Doch die fünfte Zusammenarbeit von Regisseur Riccardo Milani und Hauptdarsteller Antonio Albanese scheitert bei dem Versuch, mit Humor von ernsten Themen zu erzählen. Für alle, die die letzte Zusammenarbeit von Milani und Albanese „Alles nur Theater?“ mochten, ist „Willkommen in den Bergen“ eine Enttäuschung.
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