© mk2The Big Hit Oliver Armknecht Montag, 2. November 2020 Frankreich, Komödie Kritik Credits Bilder Trailer Filmpreise Filmfeste Kaufen/Streamen Kritik „The Big Hit“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt Früher, da träumte Etienne (Kad Merad) von einer großen Karriere als Schauspieler. Doch davon ist ihm nicht mehr viel geblieben. Tatsächliche Engagements sind rar geworden, stattdessen hält er sich mit anderen Aufträgen über Wasser. Einer dieser Aufträge führt ihn in ein Gefängnis, wo er die Theatertruppe anleiten soll. Das bedeutet zunächst nur, irgendwelche Fabeln zu rezitieren. Bald entdeckt er in den Männern aber ein komödiantisches, unverbrauchtes Talent und fasst deshalb einen Beschluss: Er will mit Moussa (Wabinlé Nabié), Kamel (Sofian Khammes), Patrick (David Ayala), Jordan (Pierre Lottin) und Alex (Lamine Cissokho) das berühmte Stück Warten auf Godot von Samuel Beckett aufführen … Gefängnisinsassen sind auch Menschen! Normalerweise sind Strafanstalten in Filmen und Serie nur ein Ort, in den Verbrecher gesteckt werden oder aus dem Verbrecher herauskommen. Über das Leben darin erfährt man hingegen eher weniger. Ausnahmen gibt es natürlich, darunter der Kultfilm Die Verurteilten oder auch der Serienhit Orange Is the New Black. Dort sind es gerade die Männer und Frauen hinter Gittern, um die sich alles dreht. Das Gefängnis wird zu einem eigenen Mikrokosmos, vollgestopft mit Geschichten und Träumen, verpassten Möglichkeiten und traurigen Schicksalen, welche dazu geführt haben, dass die Leute überhaupt erst dort landeten. Ein bewährtes Konzept Zumindest teilweise geht The Big Hit in eine ähnliche Richtung, wenn wir eine Gruppe von Männern kennenlernen, die sich durch die künstlerische Betätigung etwas Abwechslung und Ablenkung versprechen. Dass die Wahl des Stücks dabei ausgerechnet auf Warten auf Godot fällt, in dem zwei Männer tagein tagaus warten, immer in der Hoffnung, dass etwas passiert, mag anfangs etwas zynisch erscheinen, ist aber Teil des Konzepts. Schauspieler und Theaterregisseur Jan Jönson, auf dessen wahren Geschichte der Film basiert, wollte den Männern die Möglichkeit geben, ihr eigenes von Warten bestimmtes Leben kreativ zu nutzen und sich auf der Bühne ausdrücken. Ich warte, also bin ich. Daraus hätte man natürlich etwas sehr Existentialistisches machen können, alternativ auch etwas in Richtung Gesellschaftskommentar, wenn die Frage gestellt wird, wie wir mit Sträflingen umgehen und was Sinn und Zweck eines Gefängnisses sein sollte. Emmanuel Courcol (Ceasefire) hatte daran jedoch wohl eher weniger Interesse. Stattdessen zimmerte er aus dem Stoff eine Komödie, die nach einem beliebten Prinzip verfolgt: Man nehme einen Haufen Chaoten, lasse sie gemeinsam an etwas arbeiten, mit dem sie anfangs gar nichts anfangen können, und lasse sie dabei Talent und Gemeinschaft entdecken. Das Prinzip kommt vor allem im Sportumfeld zum Einsatz. Aber auch künstlerische Beispiele für solche Entdeckungsreisen gibt es, etwa Ein Geschenk der Götter oder Mrs. Taylor’s Singing Club. Oberflächlich, aber unterhaltsam Auch wenn The Big Hit eine doch eher ungewohnte Kombination aufzeigt, zwei ungleiche Welten zusammenführt – Theater und Gefängnis –, der Film selbst verläuft dabei nach recht vorhersehbaren Bahnen. Dass sich die Leute zusammenraufen werfen, dass sie Erfolge feiern werden, sowohl Etienne wie auch die Insassen einen neuen Sinn im Leben entdecken, all das ist vorher schon klar. Courcol weicht da nicht von den Erwartungen ab. Lediglich das Ende ist überraschend, zumindest wenn man die zugrundeliegende Geschichte nicht kennt. Tatsächlich bedauerlich ist aber, dass die Figuren alle etwas kurz kommen. Es gibt kaum Hintergründe, die sich zur Vertiefung eignen würden. Jeder muss sich mit einem Punkt zufriedengeben, der ihn irgendwie von anderen unterscheidet. Bei Kamel ist es zum Beispiel der Sohn, der ohne ihn aufwachsen muss. Manche bekommen nicht einmal das. Trotz dieser Oberflächlichkeit, die ganz gerne auch mal mit Beschönigung einhergeht – in dem Film läuft vieles irgendwie zu glatt – ist der Beitrag der Französischen Filmtage Tübingen-Stuttgart 2020 aber durchaus unterhaltsam geworden. Es macht schon Spaß zuzusehen, wie der bunt zusammengewürfelte Haufen Selbstvertrauen findet und neue Perspektiven gewinnt. The Big Hit ist letztendlich auch Aufmunterung, selbst neue Wege zu gehen, etwas auszuprobieren und dabei vielleicht unbekannte Talente in sich zu finden. Vor allem aber ist die französische Produktion ein rührender Film über die Stärke der Gemeinschaft und wie wir in einer solchen Halt finden können – egal auf welcher Seite der Gitterstäbe wir uns gerade befinden. Credits OT: „Un triomphe“ Land: Frankreich Jahr: 2020 Regie: Emmanuel Courcol Drehbuch: Thierry de Carbonnières, Emmanuel Courcol Musik: Fred Avril Kamera: Yann Maritaud Besetzung: Kad Merad, David Ayala, Lamine Cissokho, Sofian Khammes, Pierre Lottin, Wabinlé Nabié, Alexandre Medvedev, Saïd Benchnafa, Marina Hands, Laurent Stocker Bilder Trailer Filmpreise Preis Jahr Kategorie Ergebnis Europäischer Filmpreis 2020 Beste europäische Komödie Sieg Filmfeste Zurich Film Festival 2020 Französische Filmtage Tübingen-Stuttgart 2020 Kaufen/Streamen Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen. Powered by JustWatch (Anzeige) 4.2 / 5 ( 13 votes ) The Big HitIn „The Big Hit“ soll ein früherer Schauspieler einen Theater-Workshop in einem Gefängnis leiten und sucht sich dafür ausgerechnet „Warten auf Godot“ aus. Heraus kommt eine Komödie, die zuweilen zwar formelhaft und oberflächlich ist, aber doch unterhält und mit einer positiven Grundaussage rührt.6von 10 Hinterlasse eine Antwort Antwort abbrechenKommentarName* Email* Webseite