Lunana: A Yak in the Classroom
© Kairos Film

Lunana. Das Glück liegt im Himalaya

Kritik

„Lunana. Das Glück liegt im Himalaya“ // Deutschland-Start: 13. Januar 2022 (Kino)

Eigentlich kann sich Ugyen Dorji (Sherab Dorji) ja glücklich schätzen, dass er eine Stelle als Lehrer gefunden. So richtig viel Lust hat er auf diese aber nicht. Lieber würde er sein Heimatland Bhutan ganz verlassen, um in Australien Karriere als Sänger zu machen. Anstatt diesem Traum zu folgen, wird er jedoch erst einmal nach Lunana versetzt, wo die entlegendste Schule des Landes ist, sogar der ganzen Welt. Um dorthin zu reisen, heißt es mehrere Tage in der Wildnis unterwegs zu sein, nur wenige Menschen wohnen in dem Ort auf 3.400 Meter Höhe. Und wenn es nach Ugyen ginge, wird es dabei auch bleiben, denn in dem Dorf gibt es keinen Strom, kein Internet – nicht einmal eine richtige Toilette …

Bhutan ist nicht unbedingt ein Land, das vielen im Bewusstsein sein dürfte. Auch wenn der Tourismus in das südostasiatische Königreich in den letzten Jahren stark gewachsen ist, die internationalen Berührungspunkte sind dann doch eher niedrig. Filmisch gilt das ebenfalls – kein Wunder bei einem Land, das erst 1999 das Fernsehen einführte und in dem bis heute Internet eine Randerscheinung ist. Dann und wann findet man auf Festivals zwar Titel, etwa The Red Phallus, wo sie mit einem gewissen Exotenstatus Werbung machen können. Aber es bleiben bislang Ausnahmen.

Eindrucksvolle Naturaufnahmen

Eine solche ist auch Lunana. Das Glück liegt im Himalaya, das auf mehreren solcher Filmfeste zu Gast war, in Deutschland im Rahmen des Filmfests Braunschweig 2020 Premiere feierte. Und wie der obige Kollege ist auch dieses Werk ein Fest fürs Auge. Haben wir erst einmal die Stadt hinter uns gelassen, in denen Ugyen seiner Arbeit nachging, und uns auf den Weg durch die bergige Natur gemacht, kommt man aus dem Staunen und Schwärmen kaum noch heraus. Dass Bhutan viel für den Erhalt der Natur tut, zeigt sich dort eindrucksvoll. Vor allem der Hauptteil des Films, der in Lunana spielt, verzaubert durch eine raue Idylle und Ursprünglichkeit, wie man sie nur selten zu sehen bekommt.

Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Spielfilm und Dokumentation: Lunana. Das Glück liegt im Himalaya wurde tatsächlich in dem gleichnamigen Ort gedreht, mit den Kindern und Erwachsenen, die dort leben. Ein Ort, den im Winter mehrere Monate niemand betreten oder verlassen kann, weil der Weg durch Schnee unpassierbar geworden ist. Wobei es einen auch während der Sonnenzeit fröstelt: Wenn Ugye in einem einfachen Zimmer ohne Strom lebt, die Fenster mit Papier zugeklebt, um dem Wind standzuhalten, in der Schule weder Tafel noch Schreibutensilien vorhanden sind, dann vermittelt das einen lebhaften Eindruck von der Ursprünglichkeit des dortigen Lebens.

Die übliche Geschichte

Inhaltlich ist Lunana. Das Glück liegt im Himalaya hingegen weniger eindrucksvoll. Regisseur und Drehbuchautor Pawo Choyning Dorji hat sich an der Stelle schon sehr auf Motive verlassen, die im westlichen Film längst zum Klischee wurden. Einen zur Arroganz neigenden Großstädter verschlägt es unfreiwillig aufs Land, mit dem er zuerst gar nichts anfangen kann, in das er sich mit der Zeit aber verliebt. Beispiele hierfür hat es massenweise gegeben, etwa Willkommen bei den Sch’tis oder Cars. Jedes Mal kommt es zu humorvollen Culture-Clash-Momenten, am Ende steht eine Rückbesinnung auf das Wesentliche und eine Läuterung des Stadtmenschen angesichts des wahren, aufrichtigen Lebens.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Nachwuchsfilmemacher seine Schwierigkeit damit hat, die Entwicklung seines Protagonisten zu verdeutlichen. Wenn Ugyen am Ende ein anderer Mensch ist, dann geschieht das aus heiterem Himmel, da hätte mehr Zeit für den inneren Wandel aufgebracht werden müssen. Dafür ist Lunana. Das Glück liegt im Himalaya ein charmanter Film, bei dem man gerne viel Zeit mit den enthusiastischen, neugierigen Kindern verbringt, für die die Ankunft des Fremden ein Spektakel darstellt. Die Zielgruppe des Werks ist dabei selbst etwas jünger angesetzt, aber auch Erwachsene dürfen sich an dem warmherzigen Crowdpleaser erfreuen, der schöne Bilder mit einer schönen Nachricht kombiniert.

Credits

OT: „Lunana: A Yak in the Classroom“
Land: Bhutan
Jahr: 2019
Regie: Pawo Choyning Dorji
Drehbuch: Pawo Choyning Dorji
Kamera: Jigme Tenzing
Besetzung: Sherab Dorji, Ugyen Norbu Lhendup, Pem Zam, Kelden Lhamo Gurung

Trailer

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In „Lunana: A Yak in the Classroom“ verschlägt es einen Lehrer unfreiwillig in ein mehrere Tagesreisen abgelegenes Dorf auf dem Himalaya, wo er in Zukunft Kinder unterrichten soll. Der Film ist dabei vor allem für die unberührte Natur Bhutans sehenswert, sowie die dokumentarische Darstellung des Dorflebens. Inhaltlich läuft es hingegen auf die übliche Läuterung eines arroganten Stadtmenschen hinaus.
7
von 10