
Für Rebecca (Lucy Liu) und Chris (Chris Sullivan) sowie deren beiden Kinder Tyler (Eddy Maday) und Chloe (Callina Liang) beginnt ein neuer Lebensabschnitt, als sie in das neue Haus in der Vorstadt ziehen. So richtig harmonisch läuft es dort aber nicht ab. Vor allem Chloe hat zurzeit schwer zu kämpfen, da sie kürzlich ihre beste Freundin Nadia durch eine Überdosis verloren hat, bekommt aber wenig Rückhalt aus der Familie. Wirklich sprechen kann sie über den Vorfall nur, wenn Ryan (West Mulholland) da ist, ein Freund von Tyler. Doch da ist noch jemand anderes im Haus. Oder etwas anderes. Zumindest hat Chloe den Eindruck, dass da etwas geschieht, sie beobachtet wird. Aber von wem? Und aus welchem Grund? Auch dabei wird sie im Stich gelassen, die anderen glauben ihr zunächst nicht – bis sie selbst eigenartige Erfahrungen machen …
Der Alptraum des neuen Hauses
Kennst du den schon? Eine Familie, alternativ auch ein Paar, zieht in ein neues Zuhause und macht dort unheimliche Erfahrungen. Im Horrorgenre ist das gang und gäbe, da sind unzählige Filme, die mit einem solchen Szenario arbeiten. Insofern wäre es ein Leichtes, Presence schon im Vorfeld zu den Akten zu legen, das mit genau einer solchen Situation hantiert. Und doch wäre es nicht fair, das Werk allein darauf zu reduzieren. Zum einen geht es inhaltlich in eine etwas andere Richtung, als man bei der Beschreibung erwarten würde. Zum anderen hat sich Regisseur Steven Soderbergh bei der Inszenierung einiges einfallen lassen, was seinen Beitrag zu dem Genre zu etwas Besonderem machen. Nur heißt besonders nicht automatisch gut, wenn der Film gleichermaßen interessant und frustrierend ist.
Einer der Punkte, die Presence von anderen inhaltlich ähnlichen Titeln unterscheidet, ist der Einsatz der Kamera. Dass Soderbergh, der neben der Regie auch die Bildgestaltung übernommen hat, in dem Bereich gern ein wenig experimentiert, ist bekannt. Sein Unsane – Ausgeliefert wurde vor ein paar Jahren auch damit beworben, dass der Film lediglich mit einem iPhone gefilmt wurde. In seinem neuesten Werk wird die Kamera zu einem eigenen Charakter. Tatsächlich wird das Geschehen aus dem Blickwinkel der im Titel genannten Präsenz gezeigt. Manchmal steht diese teilnahmslos daneben. Oft rennt sie aber wild durchs Haus oder versteckt sich in einem Kleiderschrank. Als Idee ist das interessant, in der konkreten Ausführung jedoch primär anstrengend, da dieses Gimmick viel zu oft die eigentliche Geschichte überlagert. Es ist nicht einmal so, dass dieses Motiv des fremden Wesens konsequent eingesetzt wird. Völlig willkürlich reagiert es manchmal auf Ereignisse, dann wieder nicht. Warum ein körperloses Wesen die Treppen rauf und runter rennt, wird auch nie wirklich klar.
Mehr Drama als Horror
Überhaupt ist das hier kein Film, über den man auch nur irgendwie nachdenken sollte. Vieles von dem, was der erfahrene Drehbuchautor David Koepp (Jurassic Park, Premium Rush) erzählt, ergibt keinen Sinn oder bleibt frustrierend nichtssagend. Und dann wäre da noch die grauenvolle Musik, die jeglichen Anflug von Atmosphäre zunichtemacht. Immer wieder hat man den Eindruck, dass bei Presence versehentlich eine falsche Tonspur eingelegt wurde und diese Klänge eigentlich für einen anderen Film gedacht waren. Zusammen mit der künstlichen Optik wird so ein Werk daraus, das kontinuierlich falsche Schwerpunkte legt und Wesentliches dabei übersieht.
Das ist wahnsinnig schade, weil der Film, der 2024 auf dem Sundance Film Festival Weltpremiere hatte, durchaus etwas zu erzählen hat. So geht es über weite Strecken, trotz des Titels, gar nicht so sehr um das Geisterwesen. Vielmehr ist Presence das Porträt einer dysfunktionalen Familie, bei der zu wenig miteinander gesprochen wird, man sich nicht auf Augenhöhe begegnet und Schmerzen nicht verarbeitet werden. Als Drama gibt es daher schon immer wieder sehenswerte Passagen, zumal das auch gut gespielt ist. Nur bleibt am Ende zu viel Frust zurück, weil die einzelnen Bestandteile nicht ineinandergreifen. Als Genrebeitrag kann man sich den Film ohnehin sparen, da die Zahl der spannenden Szenen in den anderthalb Stunden überschaubar ist.
OT: „Presence“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Steven Soderbergh
Drehbuch: David Koepp
Musik: Zack Ryan
Kamera: Steven Soderbergh
Besetzung: Callina Liang, Lucy Liu, Chris Sullivan, Eddy Maday, West Mulholland
Sundance Film Festival 2024
Toronto International Film Festival 2024
Fantasy Filmfest White Nights 2025
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