Spy x Family – Staffel 1

Schwierige Aufträge ist Twilight gewohnt, als Geheimagent seines Heimatlandes Westalis hat er schon die unmöglichsten Missionen zu einem erfolgreichen Ende gebracht. Die neueste hat es aber richtig in sich, der eingefleischte Junggeselle soll einen Familienvater spielen, mit Frau und Kind. Denn nur so hat er eine Chance, an Donovan Desmond heranzukommen, Chef der Einheitspartei im verfeindeten Ostania. Das Verstellen ist dabei keine große Schwierigkeit, ohne Probleme verwandelt er sich in Loid Forger, weiß auch, wie er sich verhalten muss. Das mit Frau und Kind ist hingegen deutlich schwieriger, der eigene Geheimdienst hat niemand Passendes. Also woher nehmen? Am Ende fällt die Wahl auf die Zufallsbekanntschaft Yor und das Waisenmädchen Anya. Dabei ahnt er nicht, dass auch sie ihre Geheimnisse haben: Während Yor in Wahrheit eine Auftragsmörderin ist, hat Anya telepathische Kräfte …

Eine Familie voller Geheimnisse

Wenn Mangas erfolgreich sind, dauert es meistens nicht lang, bis auch eine Anime-Adaption produziert wird. Schließlich können diese die Popularität des Comics noch steigern, Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba und Chainsaw Man sind zwei Beispiele dafür, wie eine Adaption zu einer Sensation werden kann. Aber auch bei Spy x Family ist dieses zweigleise Fahren sehr erfolgreich. Die gleichnamige Mangareihe von Tatsuya Endo gehört mit bislang 34 Millionen verkauften Bänden zu den bekannteren der Gegenwart. Die Animeserie hat ebenfalls ihr Publikum gefunden, erhielt einige Preise. Inzwischen ist eine zweite Staffel draußen, 2023 lief in Japan zudem Spy × Family Code: White an, der erste Kinofilm des Franchises. Der Deutschlandstart steht kurz bevor.

Der Grund des Erfolges ist nicht schwer zu erkennen. Im Grunde setzt Endo auf ein beliebtes Szenario, wonach eine Figur ein geheimes Leben führt und dabei nach außen so unscheinbar wirkt. Vor allem in Thrillern findet man das. Es gibt aber auch einige komödiantische Beispiele wie Spy Kids. Ging es in Spy x Family nur um Loid alias Twilight, der als Geheimagent unterwegs ist, hätte das vermutlich daher keinen wirklich großen Eindruck hinterlassen. Besonders ist aber, dass hier ganz viele solche Geheimnisse haben. So weiß Loid nicht, dass Yor eine Auftragsmörderin ist, die wiederum kennt nicht Loids eigentliche Tätigkeit. Anya wieder kann Gedanken lesen, weiß daher von den Tätigkeiten ihrer Adoptiveltern, lässt sich aber nichts anmerken. Der Humor besteht dann auch darin, wie sie sich gegenseitig etwas vorspielen.

Zwischen Sitcom und Slice of Life

Das Ergebnis ist eine Mischung aus Sitcom und Slice of Life, wenn die drei im Laufe der 25 Folgen der ersten Staffel langsam zusammenwachsen. Hinzu kommen noch die Genreelemente, wenn Loid und Yor ihren Aufträgen nachgehen. Dabei kann es schon auch zur Sache gehen, was zu etwas stärkeren Ausschlägen führt. Das Humorvolle dominiert jedoch. Die Witze in Spy x Family funktionieren, vor allem am Anfang macht das Szenario viel Spaß. Im weiteren Verlauf kommt es dann aber doch zu Wiederholungen. Zwar hat Endo auch weiterhin Ideen, um die Situation noch chaotischer und verworrener zu machen, als sie es ohnehin schon ist. Dennoch tritt die Geschichte immer mal wieder auf der Stelle, wenn man sich hier davor scheut, den Auftrag voranzutreiben, zumal nicht jeder Gag am Ende auch sitzt.

Wen das nicht stört, wird gut unterhalten. Einiges ist so absurd, dass allein deshalb schon das Ansehen lohnt. Gerade auch Anya macht Spaß, die gleichzeitig sehr unschuldig ist und eine große Vorliebe für Spionagegeschichten hat. Visuell ist die Umsetzung durch die Studios Wit Studio (Attack on Titan) und CloverWorks (Her Blue Sky) geglückt. Der Anime hat zudem in mehreren Szenen, in denen es actionreich zugeht oder Anya betont hibbelig wird, im Vergleich zum Manga die Nase vorne. Der ganz große Hingucker mag Spy x Family zwar nicht sein, aber es reicht alles, um sich ein paar vergnügliche Stunden hiermit zu bereiten.