Smugglers

Früher einmal, da konnten die Menschen in dem Küstenstädtchen Guncheon gut vom Fischfang leben. Doch das war einmal, seit dem Bau einer Chemiefabrik ist davon nicht mehr viel geblieben. Die Fische sind seither voll von Gift. Auf der Suche nach alternativen Einnahmequellen beschließen die Freundinnen Jin Sook (Jung-ah Yum) und Chun-Ja (Hye-Su Kim), ihre Wassererfahrungen für ein bisschen Schmuggelarbeit zu nutzen. Damit sind sie überraschend erfolgreich, ihre Tauchfähigkeiten sind gefragt. Das kleine Fischerdorf ist die perfekte Tarnung für die kriminellen Machenschaften. Doch was als kleine Tätigkeit für nebenher gedacht war, um schnell an Geld zu kommen, nimmt immer größere Ausmaße an – und wird so zu einer echten Belastungsprobe …

Umweltverschmutzung und weitere Verbrechen

Umweltverschmutzung bzw. der Kampf für Natur und Klima sind natürlich allgegenwärtige Themen und damit auch dankbarer Stoff für Filme. Er bietet sich auch für die unterschiedlichsten Genres an. Ob nun Familienabenteuer, Komödie, Drama oder Thriller, im Grunde ist alles möglich. Eines haben die meisten dieser Titel trotz dieser Unterschiede gemeinsam: Die Hauptfiguren verschreiben sich der guten Sache und versuchen, sich dem Unglück entgegenzustellen. Insofern ist es irgendwie erfrischend, innerhalb des oft moralisierenden Themengebiets mit Smugglers einen Vertreter zu finden, dem dieser Aspekt ziemlich schnuppe ist. Eigentlich sollte man erwarten, dass die Fischersfrauen den Kampf gegen die schmutzige Fabrik anstreben. Stattdessen werden sie einfach selbst kriminell.

Auch daraus hätte man etwas rund um das Thema Moral machen können. Der auf actionreiche Filme spezialisierte Regisseur und Co-Autor Seung-wan Ryoo (Battleship Island) nimmt das letztendlich aber lieber zum Anlass, um einen Krimi rund ums Thema Schmuggeln daraus zu machen. Der Reiz der Geschichte besteht natürlich zu einem erheblichen Maß darin, dass bislang unbescholtene Menschen sich Verbrechen hingeben. Smugglers verbindet das auch mit Humor, selbst wenn dieser geringer als etwa bei Paulette oder Eine Frau mit berauschenden Talenten ausfällt. Dort wurden jeweils ältere Frauen zu Drogendealerinnen und foppten aufgrund ihres unscheinbaren Äußeren lange die Polizei. Hier ist das theoretisch ähnlich, wobei die Verfolgung durch die Polizei bei der südkoreanischen Produktion zu vernachlässigen ist.

Zwischen Spaß und Ermüdung

Stattdessen konzentriert sich der Film, der auf einer Reihe bedeutender Festivals zu sehen war, auf den zwischenmenschlichen Aspekt sowie Verteilungskämpfe. Letzteres darf wörtlich genommen werden, es gibt in Smugglers mehrere Actionszenen. Gerade zum Ende hin nehmen die zu und sind dabei überraschend körperlich. Sie können sich auch durchaus sehen lassen, wenn es die Schmugglerneulinge mit professionellen Gangstern zu tun bekommen und dabei ihren Mann stehen. Und vor allem ihre Frau: Die weiblichen Figuren dominieren das Geschehen schon eindeutig, der Film hat eine feministische Note, ohne auch hierbei moralisierend werden zu wollen. Ryoo reicht es, ein paar Quasi-Heldinnen zu zeigen, die richtig anpacken und zulangen können.

Das klingt alles ganz gut. Und doch: So richtig springt der Funke nicht über. Das mag auch an der Länge liegen, die hier mit über zwei Stunden wie so oft bei südkoreanischen Produktionen recht üppig ausgefallen ist. Das hätte es in der Form nicht unbedingt gebraucht. Außerdem ist die Geschichte etwas unnötig verschachtelt, ohne dabei komplex zu werden. Da wurde ganz viel in Smugglers hineingestopft, was den Krimi letztendlich etwas ermüdend macht. Zwischendurch macht das schon Spaß, auch wegen des gut aufgelegten Ensembles. Außerdem, wie oft hat man Heist Movies, die unter Wasser spielen? Allein deswegen kann man schon einmal einen Blick auf den südkoreanischen Publikumserfolg werfen, der daheim mehr als fünf Millionen Menschen in die Kinos lockte und damit der fünferfolgreichste Film 2023 war.