Winterwalzer TV Fernsehen Das Erste ARD Streamen online Video on Demand Mediathek
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Winterwalzer

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„Winterwalzer“ // Deutschland-Start: 8. Dezember 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Seit dem Tod seiner Frau hat Albert Gottwald (Ulrich Matthes) jeden Lebensmut verloren. Da er inzwischen auch nicht mehr arbeitet, sieht er keinen Grund weiterzumachen und plant bereits Selbstmord zu begehen. Doch seine Tochter Ina (Antonia Bill), die ahnt, wie es um ihn bestellt ist, will nicht einfach tatenlos zusehen. Und so überredet sie Lizzy (Akiko Hitomi) dazu, den ehemaligen Tanzlehrer unter einem falschen Vorwand einen Anfängerkurs in ihrem Tanzstudio zu leiten. Dort wiederum schleust Ina ihre Kollegin Dr. Hanne Hanken (Nina Kunzendorf) ein, die ebenfalls als Psychiaterin in der Klinik arbeitet und ein Auge auf ihren Vater haben soll. Die hat darauf zwar keine Lust, lässt sich aber irgendwann auf das falsche Spiel ein. Und tatsächlich entwickelt Albert wieder Freude am Leben …

Zwischen heiter und tragisch

Freitagabend bedeutet im Ersten oft leichte Unterhaltung. Dann und wann versucht man sich aber an Stoffen mit etwas mehr Gehalt. So erzählte vergangene Woche Geheimkommando Familie von einem Mann, der seinem entfremdeten Sohn wieder näherkommen will. Auch andere wenig schöne Themen wie Mobbing wurden gestreift. Bei Winterwalzer gibt es auch genügend Blicke in den Abgrund. So zeigt eine frühe Szene, wie Albert sich das Leben nehmen will. Es geht um Einsamkeit, um Trauer, aber auch alte Traumata, die nie richtig behandelt wurden. In der Klinik treffen wir eine demenzkranke Frau. Hinzu kommen familiäre Probleme. Trotz des leichtfüßigen Titels, hier geht es um mehr als schwungvolle Unterhaltung zum Wochenendauftakt.

Das heißt aber nicht, dass deswegen alles immer todernst ist. So erinnert der verhinderte Selbstmord an Ein Mann namens Ove bzw. dessen Remake Ein Mann namens Otto, wo ebenfalls ein Witwer seiner toten Frau nachfolgen will, dabei aber von einer neuen Nachbarsfamilie aufgehalten wird. So wie dort wird das hier mit Humor verbunden. Das gilt auch für spätere Szenen, wenn sich Hanken am Tanzen versucht, dabei aber mindestens zwei linke Füße hat. Winterwalzer behält diese Tonalität aber nicht bei, sondern verlegt sich im weiteren Verlauf dann doch aufs Dramatische. Gerade zum Ende hin wird da noch einmal kräftig eins draufgelegt, um das Publikum durchzuschütteln. Das funktioniert zwar. Ob es das gebraucht hätte, darüber lässt sich jedoch streiten.

Etwas überladen, aber solide

Gleiches gilt für die diversen Nebenstränge. So geht es zwischenzeitlich überhaupt nicht mehr um Albert und Hanne. Stattdessen wird lang über die kriselnde Beziehung von Ina und ihrem Freund Dr. Thaddäus Brodskij (Pit Bukowski) gesprochen. Und dann wäre da noch die pubertierende Nachbarstochter (Virginia Leithäuser), die sich Kazuki nennt und irgendwie für eine bessere Welt kämpft. Das ist gleichzeitig ein bisschen viel und zu wenig. So wirkt Winterwalzer zwischendurch ziellos und überladen, wenn man schon gar nicht mehr sagen kann, worum es in dem Film überhaupt noch gehen soll. Gleichzeitig bleibt vieles kaum ausgearbeitet. Das betrifft Figuren wie Thaddäus, aber auch so etwas wie das Tanzen. Wo in Die Rumba-Therapie die tänzerische Annäherung tatsächlich mit vielen entsprechenden Szenen verbunden ist, interessiert sich der deutsche Film gar nicht dafür.

Doch trotz dieser zum Teil fragwürdigen Entscheidungen ist die Tragikomödie, die auf dem Filmfest Hamburg 2023 Premiere feiert, ein recht solider Fernsehfilm geworden. Trotz der diversen schweren Themen wird hier nicht auf die Tränendrüse gedrückt, vieles ist angenehm zurückhaltend erzählt. Außerdem fand man eine gute Besetzung, die dazu beiträgt, dass man sich hier entspannt zurücklehnen kann, wie lauter Leute mit ihren Problemen und dem Chaos fertigwerden müssen. Tatsächliche Erkenntnisse leiten sich aus Winterwalzer nicht ab. Wer aber den Anspruch gar nicht hat, kann mit der Adaption des Der Donnerstagsmann von Edda Leesch, die selbst auch das Drehbuch geschrieben hat, seinen Spaß haben. Viel Weihnachten ist in dem Film dabei übrigens nicht drin, aber das winterliche  Ambiente passt zum versöhnlichen Ton.

Credits

OT: „Winterwalzer“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Ingo Rasper
Drehbuch: Edda Leesch
Vorlage: Edda Leesch
Musik: Benjamin Esdraffo
Kamera: Laurent Dailland
Besetzung: Ulrich Matthes, Nina Kunzendorf, Antonia Bill, Pit Bukowski, Petra Kleinert, Virginia Leithäuser, Akiko Hitomi

Bilder

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Winterwalzer
fazit
„Winterwalzer“ ist eine solide Tragikomödie um einen suizidgefährdeten Witwer, der dank einer Undercover-Psychiaterin in seinem Tanzkurs neuen Lebensmut fasst. Der Ton schwankt zwischen heiter und sehr bitter, auch inhaltlich gibt es durch die Vielzahl an Strängen größere Ausschläge. Das gute Ensemble hält aber alles zusammen.
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