Flora and Son Apple TV+ Streamen online
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Flora and Son

Flora and Son Apple TV+ Streamen online
„Flora and Son“ // Deutschland-Start: 29. September 2023 (Apple TV+)

Inhalt / Kritik

Das Verhältnis von Flora (Eve Hewson) zu ihrem Sohn Max (Orén Kinlan) war auch schon mal besser. Was auch immer sie versucht, sie kommt einfach nicht mehr an den rebellischen Teenager heran. Als der mal wieder Ärger macht, folgt die alleinerziehende Mutter dem Rat der Polizei, für ihn ein Hobby zu finden, um ihn so vielleicht etwas konstruktiver zu beschäftigen. Die Wahl fällt dabei auf Musik, eine ältere akustische Gitarre, die sie eines Tages findet, soll ihn ihm eine künstlerische Seite wecken. Sie brauchte ohnehin noch ein Geburtstagsgeschenk. Max interessiert das jedoch wenig, schlägt sein Herz doch für Rap und elektronische Klänge. Also behält Flora die Gitarre für sich und nimmt online beim gescheiterten Sänger Jeff (Joseph Gordon-Levitt) Unterricht …

Die Kunst als Zufallsprodukt

Zwar hat sich John Carney im Laufe der Zeit immer mal wieder auch an anderen Genres versucht. Da war beispielsweise die Anthologie-Serie Modern Love auf Amazon Prime Video, die – der Titel verrät es bereits – sich mit verschiedenen Formen von Liebe auseinandersetzt. Doch am bekanntesten ist der irische Regisseur und Drehbuchautor sicherlich für seine Musikfilme. So gelang ihm 2007 mit dem Indie-Drama Once der Durchbruch, der von zwei kriselnden Musizierenden handelte. Auch bei Can A Song Save Your Life? (2013) und Sing Street (2016) spielten Musik eine große Rolle. Nach einer längeren Pause meldet sich Carney nun mit dem Apple TV+ Film Flora and Son zurück, welches nahtlos an seine erfolgreichen Vorgänger anschließt.

Dabei ist die Musik hier ein Zufallsprodukt. Während bei den obigen Filmen die Hauptfiguren mittels Musik ihren Lebensunterhalt bestritten und diese zumindest eine große Leidenschaft darstellte, hat Flora zunächst kein wirkliches Interesse an dem Thema. Die Entscheidung fällt spontan, nachdem ihr ursprünglicher Plan scheiterte. Und man hat zumindest anfangs auch nicht den Eindruck, dass sie tatsächliche Ambitionen verfolgt. Als sie ihren Lehrer Jeff dazu auffordert, sein Shirt auszuziehen, ist das nicht nur ziemlich übergriffig. Es zeigt auch, wie wenig ernst sie die Geschichte nimmt. Selbst wenn man das im Vorfeld meinen könnte, ist Flora and Son kein Film über ein verkanntes Genie, das sich ganz überraschend aus dem Nichts an die Spitze kämpft. Die Protagonistin macht Fortschritte, findet Gefallen an all dem. Zu ihrem Lebensinhalt wird die Musik aber nicht.

Die verbindende Kraft von Musik

Wichtiger als der rein künstlerische Aspekt war Carney der menschliche. Genauer schildert er hier, wie verschiedene Leute durch die Musik zueinanderfinden. Das betrifft einerseits Flora und Jeff. Bei ihnen ist es nicht allein die Distanz zwischen zwei Fremden, die überwunden wird, sondern auch eine räumliche. Grundsätzlich läuft der Unterricht zwar rein online statt, weshalb beide immer wieder auf Laptops starren. Doch Flora and Son lässt diese immer wieder verschwinden und tut so, als wären die zwei im selben Raum. Das ist ein schönes Bild für die verbindende Kraft der Musik. Während die beiden zusammen üben, verschwimmen Grenzen, scheint auf einmal alles möglich. Später werden sich auch Mutter und Sohn näherkommen, obwohl sie sehr unterschiedliche musikalische Sprachen sprechen. Was als Gegensatz beginnt, wird zu einer Bereicherung, zu einer Möglichkeit, die Beziehung neu zu erfahren.

Die Tragikomödie, die auf dem Sundance Film Festival 2023 Premiere feierte, ist damit ein klassischer Wohlfühlfilm. Flora and Son soll Mut machen, soll dazu ermuntern, rauszugehen, etwas auszuprobieren, Menschen zu begegnen. Das funktioniert auch gut, der Film ist ideal für graue Wochenenden, an denen die Perspektive fehlt. Neue Wege schlägt Carney, der auch das Drehbuch geschrieben hat, hiermit nicht ein. Will er auch gar nicht. Muss er auch gar nicht. Ohne Kitsch oder billige Manipulation hat er hier ein gefühlvolles Werk geschaffen, getragen von tollen schauspielerischen Leistungen und schönen Liedern. Wer in der Stimmung ist für diese Art Film, ist hier an einer guten Adresse und darf wieder etwas träumen.

Inhalt / Kritik

OT: „Flora and Son“
Land: USA, Irland
Jahr: 2023
Regie: John Carney
Drehbuch: John Carney
Musik: Gary Clark, John Carney
Kamera: John Conroy
Besetzung: Eve Hewson, Jack Reynor, Orén Kinlan, Joseph Gordon-Levitt

Bilder

Trailer

Interview

Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Regisseur und Drehbuchautor John Carney zu unterhalten. Im Interview zu Flora and Son sprechen wir über die Bedeutung von Musik und filmische Erwartungen.

John Carney [Interview]

Filmfeste

Sundance Film Festival 2023
Toronto International Film Festival 2023

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Flora and Son
fazit
Mit „Flora and Son“ kehrt John Carney zu den Musikfilmen zurück, die ihn einst bekannt gemacht haben. Auch das neueste Werk überzeugt. So erzählt er mit seiner toll gespielten Tragikomödie über eine alleinerziehende Mutter, die online Gitarrenunterricht nimmt, von der verbindenden Kraft von Musik.
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