Sugar 2022 TV Fernsehen ZDF Streamen online Mediathek Video on Demand DVD kaufen
© ZDF/Jesse Copeland
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„Sugar“ // Deutschland-Start: 7. August 2023 (ZDF)

Inhalt / Kritik

Wenn sie nicht gerade als Verkäuferin arbeitet, hilft Melanie (Jasmine Sky Sarin) ihrem Vater beim Schrauben an Autos. Doch insgeheim träumt sie von einem viel glamouröseren Leben. Dieser Traum scheint in Erfüllung zu gehen, als sie es eines Tages schafft, sich in einen angesagten Club zu schleichen. Dort lernt sie nicht nur den Besitzer Jules (Éric Bruneau) kennen, sondern auch dessen Freundin Chloe (Katherine McNamara), die als Influencerin eben ein solches Leben führt. Und es wird noch besser, da Melanie durch ihre neue Bekanntschaft die Einladung für einen besonderen Job erhält. Gemeinsam sollen sie auf einem Kreuzfahrtschiff mit Zielhafen Australien einflussreiche Männer bespaßen. Für Melanie klingt das himmlisch. Dabei ahnt sie nicht, worauf sie und Chloe sich da eingelassen haben …

Eine gefährliche Kreuzfahrt

Eigentlich sind Kreuzfahrtschiffe ja dafür da, sich ein wenig zu entspannen, während man selbst durch die Gegend fährt und die Welt bequem vom Liegestuhl aus kennenlernt. Doch eben weil die wohl dekadenteste Form des Reisens Komfort und Idylle verspricht, ist sie ein dankbares Setting für Krimis. Schließlich sorgt das für reizvolle Kontraste. Der Klassiker Tod auf dem Nil von Agatha Christie vertraute darauf, ebenso die Netflix-Serie High Seas. Kürzlich griff auch die Animationsserie Captain Fall darauf zurück, sah darin aber vor allem humoristisches Potenzial. Wer es lieber ernster mag, für den bietet sich jetzt Sugar an. Denn dass es da böse ausgehen wird, daran besteht kein Zweifel. Das macht die internationale Coproduktion schon beim Einstieg klar, wenn wir eine junge Frau hilflos durch einen Dschungel rennen sehen, bevor wir einer beliebten Erzähltechnik folgend wieder einige Zeit in die Vergangenheit springen. Das Publikum soll schließlich neugierig gemacht werden, wie es dazu kam.

Später erfahren wir auch, dass der Film auf einer wahren Geschichte basiert. Tatsächlich ist er von dem spektakulären Fall inspiriert, als die kanadischen Influencerinnen Melina Roberge und Isabelle Lagacé 2016 – Vorsicht Spoiler – bei ihrer Ankunft in Australien mit knapp hundert Kilogramm Kokain in ihrer Kabine erwischt wurden. Wie es dazu kam, war lange Zeit unklar – auch weil die beiden nicht darüber reden wollten, aus Angst vor den Hintermännern. Das hinderte Melina aber nicht daran, später ein Buch darüber zu schreiben. Sugar basiert aber nicht auf demselben. Allgemein nimmt es nur einige wenige Bestandteile aus der Geschichte der beiden. Die Namen wurden verändert, der Ablauf, auch die Motivation. Denn während die beiden tatsächlichen Frauen genau wussten, was sie taten, sind die filmischen Ausgaben völlig ahnungslos.

Öde und ärgerlich

Dass eine wahre Geschichte, die seinerzeit für viel Medienrummel sorgte und ein Schlaglicht auf die dunklen Seiten des Influencer-Daseins warf, derart hemmungslos ausgenutzt wird, ist mindestens fragwürdig. Aus Sicht der Zuschauer und Zuschauerinnen deutlich schlimmer ist jedoch, wie schlecht dieser Film geworfen ist. Das ist nicht die ganz große Überraschung, handelt es sich bei Sugar doch um einen Film des US-Senders Lifetime. Und dem haben wir schließlich solche Perlen wie All deine Lügen zu verdanken. Dennoch ist es immer wieder schockierend zu sehen, wie an und für sich spannende Szenarien derart versenkt werden. Die Probleme sind dabei vielfachen Ursprungs.

Das fängt schon bei den Hauptfiguren an, mit denen man ja eigentlich mitfiebern sollte. Dafür sind sie aber zu langweilig, kommen nie über Stereotype hinaus. Auch schauspielerisch ist das nicht unbedingt die erste Riege, was gleichermaßen für den Rest des Ensembles gilt. Dann ist da noch die Geschichte an sich, die in der Form nie wirklich Sinn ergibt. Man sollte meinen, dass Verbrecher, die ein derart dickes Geschäft abwickeln, einen in sich stimmigen Plan verfolgen. Stattdessen wird alle paar Minuten die Richtung gewechselt. Es ist nicht einmal so, dass Sugar spannend inszeniert wäre, das schwankt zwischen öde und ärgerlich. Zwar hat Regisseur und Co-Autor Vic Sarin, der eigentlich aus dem Kamera-Umfeld kommt, schon ein paar nette Aufnahmen von seinem Geschäftstrip mitgebracht. Netter wäre es aber gewesen, diese auch im Rahmen eines guten Films sehen zu dürfen. Oder wenigstens eines mittelmäßigen.

Credits

OT: „Sugar“
Land: Kanada, Mexiko, Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Vic Sarin
Drehbuch: Vic Sarin, Annelies Kavan, Ben Johnstone
Musik: Matthew Chalmers, Keith Power
Kamera: Vic Sarin
Besetzung: Katherine McNamara, Jasmine Sky Sarin, Éric Bruneau, Anthony Timpano, Kwame Onwuachi, Patch May

Bilder

Trailer

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Sugar
fazit
„Sugar“ versucht von einer Geschichte zu profitieren, die vor einigen Jahren Schlagzeilen machte. Der Thriller um zwei Influencerinnen, die während einer Kreuzfahrt in finstere Machenschaften hineingezogen werden, schwankt jedoch zwischen lächerlich und langweilig, überzeugt weder inhaltlich noch schauspielerisch oder inszenatorisch.
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