Zur Hölle mit den anderen TV Fernsehen Das Erste ARD Streamen Mediathek online
© SWR/Johannes Krieg

Zur Hölle mit den anderen

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„Zur Hölle mit den anderen“ // Deutschland-Start: 3. Januar 2018 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Lange haben sie sich nicht mehr gesehen, obwohl sie früher beste Freundinnen waren. Umso größer ist die Wiedersehensfreude bei Sandra Schätzle (Mira Bartuschek) und Katrin Krämer (Britta Hammelstein), als sie sich zufällig über den Weg laufen und fürs Wochenende verabreden. Dabei stellen sie fest, dass sie inzwischen doch sehr unterschiedliche Leben führen. Während Sandra Hausfrau geworden ist und ihr Mann Erik (Holger Stockhaus) das Geld nach Hause bringt, ist Katrin als Controllerin schwer beschäftigt. Ihr Mann Steffen (Felix Knopp) wiederum ist als linkspolitischer Journalist in Elternzeit. Katrin kann es dann auch nicht ganz nachvollziehen, wie ihre Freundin sich so sehr verändern konnte und ihre Ideale aufgegeben hat. Am Anfang bleibt es noch bei Verwunderung und dem einen oder anderen Seitenhieb. Doch mit der Zeit eskalieren diese Auseinandersetzungen …

Ein Leben voller Streit

In den letzten Jahren ist es deutlich geworden: Wenn unterschiedliche Weltansichten aufeinanderprallen, dann kann es richtig knallen. Das kann die unterschiedlichsten Themen betreffen. Ob nun Corona-Maßnahmen, die Russland-Sanktionen, Gendern oder Klima-Aktivismus, an allen Ecken und Enden lauern inzwischen die Gefahren. Auch wenn diese Themen in der Form in Zur Hölle mit den anderen noch keine Rolle spielten – die ARD-Produktion ist aus dem Jahr 2017 – so wurde hier doch einiges vorweggenommen, was einem irgendwie bekannt vorkommt. Vor allem die Diskussionen rund um Geschlechterrollen, wenn sich die beiden Frauen über ihr jeweiliges Leben austauschen, sind eng an dem dran, was man so kennt. Da geht es um Lebenskonzepte und die Frage, ob Frauen nun daheim bleiben oder sich selbst verwirklichen sollten.

Dieses Hauptthema wird mit einigen anderen verbunden, etwa Nachhaltigkeit. Auch Rassismus wird kurz angesprochen, wenn die Familie in eine Gegend gezogen ist, bei der der Ausländeranteil geringer ist. Das steht dann in einem starken Kontrast zu den Krämers, die ihre Tochter Fatme (Mila Breiter) genannt haben. Auch die wird später in die langsam wachsenden Streitigkeiten hineingezogen, sei es wegen des Namens oder auch der Figur. Im Grunde braucht es in Zur Hölle mit den anderen auch keine wirklichen Anlässe mehr. Da wird dann fast alles zur Zielscheibe, erlaubt ist alles, was irgendwie den anderen weh tun könnte. Manche der Streitigkeiten ergeben sich aus tatsächlichen Meinungsverschiedenheiten, andere entstehen eher spontan. Ist die Stimmung erst einmal versaut, wird wirklich alles zur Waffe.

Amüsant, aber nicht immer nachvollziehbar

Das ist Stärke und Schwäche zugleich. Auf der einen Seite ist es schon ganz unterhaltsam, wie sich hier die Leute gegenseitig an die Gurgel gehen, mal im übertragenen Sinn, mal wortwörtlich. Gerade wenn die anfänglichen Masken der Zivilisation abgerissen werden, kann das ganz spaßig werden. Vor einigen Wochen erzählte Der Spalter von einem Grillfest, das völlig aus dem Ruder läuft. Und dann ist da noch der Klassiker Der Gott des Gemetzels, wo ein einfaches Gespräch zu einer entlarvenden Farce mutiert. Bei Zur Hölle mit den anderen kommt noch der Faktor hinzu, dass die Figuren eigentlich miteinander befreundet sind. Wenn die aufeinander losgehen, dann gewinnt das noch eine bittere Note. Denn bei der deutschen Komödie wollen sie ja eigentlich miteinander klarkommen. Sie schaffen es nur nicht.

Die Schwäche des Films ist, dass die einzelnen Entgleisungen nicht immer nachzuvollziehen sind. Immer wieder kommt es zu neuen Ausbrüchen, bei denen man gar nicht genau sagen kann, warum sie jetzt geschehen. Dadurch hat Zur Hölle mit den anderen oft etwas Willkürliches. Wenn die beiden Männer sich zum Beispiel gerade verbrüdert haben, nur um sich dann doch wieder anzubrüllen, dann ist das dramaturgisch gewollt, ohne dass das Drehbuch mithalten könnte. Da wurde vielleicht auch einfach zu krampfhaft versucht, noch irgendwie auf die üblichen anderthalb Stunden zu kommen, weswegen sich da einiges im Kreis dreht. Wen das nicht stört, kann hiermit aber schon seinen Spaß haben. Der Film ist gerade für deutsche Fernsehverhältnisse überraschend böse. Wo andere TV-Komödien meist in der harmlosen Berieselung versanden, wird hier gern und oft ausgeteilt.

Credits

OT: „Zur Hölle mit den anderen“
Land: Deutschland
Jahr: 2017
Regie: Stefan Krohmer
Drehbuch: Nicole Armbruster
Musik: Stefan Will
Kamera: Jürgen Carle
Besetzung: Britta Hammelstein, Felix Knopp, Mira Bartuschek, Holger Stockhaus, Mila Breiter, Linus Sachtler

Bilder

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Zur Hölle mit den anderen
fazit
„Zur Hölle mit den anderen“ beschreibt ein Wiedersehen zweier Freundinnen, die sehr unterschiedliche Wege eingeschlagen haben. Die zunehmend eskalierenden Meinungsverschiedenheiten sind ganz spaßig, auch wenn der Film dabei nicht immer ganz nachvollziehbar ist und sich manchmal im Kreis dreht.
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