Der Spalter Tv Fernsehen ZDF Mediathek
© ZDF/Oliver Feist

Der Spalter

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„Der Spalter“ // Deutschland-Start: 23. November 2022 (ZDF)

Inhalt / Kritik

Eigentlich wollten Oliver (Fabian Busch) und seine Frau Bianca (Marlene Morreis) nur einen gemütlichen Grillabend mit dem befreundeten Paar Dila (Susana AbdulMajid) und Simon (Sebastian Schwarz) verbringen. Vorbereitet ist alles, Essen und Getränke sind reichlich vorhanden, auch das Wetter spielt mit. Wäre da nur nicht Lars (Axel Stein). Dabei dachte Oliver noch, er habe seinen Chef erfolgreich abgewimmelt, unter Zuhilfenahme einer kleinen Notlüge. Als der aber auf einmal vor ihnen steht, bleibt ihm nichts anderes übrig, als auch ihn einzuladen. Zu groß ist die Befürchtung, dass sich eine Absage negativ auswirken könnte. Außerdem: Was soll schon schiefgehen, wenn er dabei? Jede Menge, wie sich herausstellt, da Lars bald alle auf die Palme treibt mit seinen provokativen Weltansichten und Kommentaren …

Provokation als Lebensinhalt

Wer sich regelmäßig im Internet bewegt, wird über kurz oder lang auf sie stoßen: Trolle. Damit sind nicht die aus Märchen bekannten Fabelwesen gemeint, sondern leider recht irdische Menschen, die ein besonderes Vergnügen dabei empfinden, anderen das Leben zur Hölle zu machen. Sie haben zu allem eine Meinung, sorgen für Stunk und gehen auf maximale Konfrontation, meist im Schutz der WWW-Anonymität, bei der man quasi alles sagen kann, ohne Folgen befürchten zu müssen. Je mehr sich über sie aufregen, umso glücklicher ist der Troll. Diskussionen bringen in solchen Fällen meist nichts. Das Einzige, was einigermaßen geht, ist einfach nicht auf solche Leute einzugehen und sie zu ignorieren. Doch was, wenn man einem solchen Troll leibhaftig gegenübersteht und der sich nicht abschütteln lässt? Eben eine solche Situation schildert die ZDF-Komödie Der Spalter.

Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Filmen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, die als Komödie verkauft werden – siehe zuletzt etwa McLenBurger – 100% Heimat oder Zurück aufs Eis – passt die Genre-Kategorisierung schon. Wobei man auch hier keine zu großen Erwartungen daran haben sollte, zum Lachen gebracht zu werden. Es hat zwar schon einen gewissen Unterhaltungswert, wie Lars ganz dreist die anderen auf der Grillparty anpöbelt und sich aufspielt. Genauso ist es aber denkbar, dass man sich selbst über den populistischen Mumpitz, der gerne mal fremden- und frauenfeindlich wird, aufregt. Der Spalter macht seinem Namen da durchaus Ehre, wenn er mit jedem Halbsatz verbrannte Erde hinterlässt. Tatsächlich ist Lars so unerträglich, dass man sich fragen darf, wie er überhaupt an eine Ehefrau gekommen ist oder auch seine berufliche Position erreicht hat.

Stoff für zahlreiche Diskussionen

Drehbuchautor Stefan Rogall, der zuletzt durch humorvolle Krimis wie Wilsberg: Schmeckt nach Mord oder Friesland: Asche zu Asche auf sich aufmerksam machte, beantwortet diese Fragen nur zum Teil. Zwischendurch gibt es zwar Hinweise darauf, dass Lars selbst mit seinem Leben unzufrieden ist. Ob seine konfrontative Art aber die Folge oder die Ursache hierfür ist, wird im Film nicht klar. Das hätte gern noch etwas konsequenter verfolgt werden können. Das Gleiche gilt für eine spätere Entwicklung, wenn Der Spalter auf einmal besonders schwarzhumorig werden möchte. Grundsätzlich passt das zwar, es kommt aber zu plötzlich und ist auch zu plötzlich wieder vorbei. Da stimmt dann die Balance nicht so wirklich, zumal vorher über längere Zeit auch Leerlauf herrscht.

Insgesamt ist der TV-Film, der auf dem Filmfest München 2022 Premiere feierte, aber sicher einer der interessanten der letzten Zeit. Nicht nur dass hier jemand auftritt, der andere mit seinen Weltansichten nervt. Er zwingt einen außerdem dazu Stellung zu beziehen und wirft die Frage auf: Wie würde ich mich verhalten, wenn ein solcher Mensch in meinem Umfeld ist? Wie weit bin ich auch bereit zu gehen, um den Frieden zu bewahren? Damit verbunden sind eine Reihe von Unterthemen, seien es Rassismus, Familienkonzepte oder auch der Stellenwert von Arbeit, die sich alle für Diskussionen anbieten. Ob man sich unbedingt auf diese einlassen sollte oder mag, steht auf einem anderen Blatt. Wer einfach „nur“ unterhalten werden möchte, für den ist Der Spalter dann doch eher Durchschnittsware.

Credits

OT: „Der Spalter“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Susanna Salonen
Drehbuch: Stefan Rogall
Musik: Hansjörg Kohli
Kamera: Daniel Koppelkamm
Besetzung: Axel Stein, Fabian Busch, Marlene Morreis, Susana AbdulMajid, Sebastian Schwarz, Paul Sundheim

Bilder

Interview

Wie war es, das Ekel Lars zu spielen? Und wie würde er selbst damit umgehen, wenn jemand wie Lars in seinem Umfeld auftaucht? Diese und weitere Fragen haben wir Hauptdarsteller Axel Stein in unserem Interview zu Der Spalter gestellt.

Axel Stein [Interview]

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Der Spalter
fazit
„Der Spalter“ beobachtet, wie eine Grillparty eskaliert, als der ständig pöbelnde und provokante Chef des Gastgebers auftaucht und alle in den Wahnsinn treibt. Als Komödie ist das auf einem durchschnittlichen Niveau. Interessant wird der Film durch die zahlreichen Themen, die sich für Diskussionen anbieten.
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