Stop Zemlia
© Oleksandr Roshchyn

Stop-Zemlia

„Stop-Zemlia“ // Deutschland-Start: 9. Februar 2023 (Kino)

Inhalt / Kritik

Das letzte Schuljahr hat für die ukrainische Klasse begonnen. Das bedeutet für die 16-jährigen Schülerinnen Masha (Maria Fedorchenko), Yana (Yana Isaienko) und Senia (Arsenii Markov), dass langsam der Ernst des Lebens beginnt. Wohin soll die Reise gehen? Was wollen sie mit ihrer Zukunft anfangen? Dabei haben sie mit der Gegenwart eigentlich noch genug zu tun. Da ist beispielsweise Sasha (Oleksandr Ivanov), für den Masha insgeheim schwärmt. Aber auch die anderen Jungs und Mädchen in ihrer Klasse spielen eine große Rolle in ihrem Alltag. Den wollen sie feiern, solange es geht, auf privaten wie öffentlichen Partys – und sich dabei auch selbst ausprobieren …

Jugend-Alltag in der Ukraine

Momentan ist es nahezu unmöglich, Filme aus der Ukraine anzuschauen, ohne dabei den russischen Angriffskrieg vor Augen zu haben. Bei solchen, die den Krieg thematisieren, ist das sowieso der Fall, etwa bei der tragischen Doku Mariupolis 2 oder auch dem Thriller Sniper – The White Raven. Aber auch bei solchen, die mit dem Thema gar nichts zu tun haben, ist es schwierig, das eine von dem anderen zu trennen. Siehe Stop-Zemlia. Das Drama wurde vor der zweiten Phase gedreht, feierte auch schon 2021 auf der Berlinale Premiere. Viel hat sich getan in den zwei Jahren zwischen dieser Premiere und dem regulären Kinostart. Der Blick in die Zukunft, der hier von Jugendlichen gewagt wurde, ist inzwischen von der Realität eingeholt worden.

Im Film selbst ist davon wenig zu spüren. Regisseurin und Drehbuchautorin Kateryna Gornostai erzählt nicht von Geopolitik. Sie erzählt auch nicht sehr viel über das Land als solches. Stattdessen hat sie mit ihrem Spielfilmdebüt ein klassisches Jugenddrama gedreht. Genauer begleitet sie eine ganze Reihe junger Menschen, leistet ihnen während ihres Alltags Gesellschaft. Dieser Alltag kann mal die Schule betreffen, wenn sich die Protagonisten und Protagonistinnen mit langweiligem Unterricht herumquälen. Wie sehen sie im privaten Bereich, beispielsweise bei einer Party, während die Eltern unterwegs sind. Stop-Zemlia zeigt während der diversen Streifzüge durch ihr Leben aber auch das Verhältnis mit den Eltern, etwa die für beide Seiten quälenden Abnabelungsprozesse.

Zwischen Unsicherheit und Aufbruchsstimmung

Das sind alles Szenen, wie man sie schon viele Male gesehen hat. Eine Jugendparty, bei der heute noch Flaschendrehen gespielt wird? Viel mehr Klischee geht nicht. Und doch vermittelt Stop-Zemlia ein Gefühl der Authentizität. Im Vergleich zu anderen Jugenddramen, bei denen man immer das Gefühl hat, dass eine Checklist abgearbeitet wurde, ist das hier deutlich rauer und ungeschönter. Tatsächlich hat man an vielen Stellen den Eindruck, dass es sich um einen Dokumentarfilm handelt, nicht um einen Spielfilm. Lediglich die vereinzelt eingebauten Interview-Szenen reißen einen ein wenig aus diesem Fluss heraus. An den Stellen wird dann doch zu sehr deutlich, dass da jemand mit einer Kamera unterwegs ist und wir uns nicht in einem realen Moment befinden. Aber auch diese sind nicht uninteressant, erlauben sie einem doch einen stärkeren Einblick in das, was die Jugendlichen denken.

Allerdings muss man schon eine Vorliebe für diese Art Film haben, um hiermit etwas anfangen zu können. Da es sich bei Stop-Zemlia um eine Momentaufnahme handelt, gibt es keine Entwicklung im eigentlichen Sinn. Vielmehr hat Gornostai lauter Ausschnitte aus den verschiedenen Leben genommen und nebeneinandergestellt, ohne dass daraus große dramatische Momente würden. Hinzu kommt, dass trotz einer Laufzeit von knapp zwei Stunden einige Figuren nicht wirklich vertieft werden. Man lernt sie als Kollektiv kennen, sieht sie innerhalb einer Gruppendynamik. Das Individuum kommt dabei etwas kurz. Dennoch, das Ergebnis ist sehenswert, auch dank eines Ensembles, das trotz – oder wegen – mangelnder Schauspielerfahrung sehr natürlich wirkt. Sehr schön wird hier die Phase des Lebens verdeutlicht, die gleichermaßen von Unsicherheit wie einer Aufbruchsstimmung geprägt ist.

Credits

OT: „Stop-Zemlia“
Land: Ukraine
Jahr: 2021
Regie: Kateryna Gornostai
Drehbuch: Kateryna Gornostai
Musik: Maryana Klochko
Kamera: Oleksandr Roshchyn
Besetzung: Maria Fedorchenko, Arsenii Markov, Yana Isaienko, Oleksandr Ivanov

Bilder

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Stop-Zemlia
fazit
„Stop-Zemlia“ begleitet eine Reihe ukrainischer Jugendlicher durch den Alltag. Dieser ist nicht aufregend oder besonders, behandelt die üblichen Themen wie Liebe, Selbstfindung und Schule. Aber das Drama ist gut umgesetzt und zeigt geradezu dokumentarisch eine Phase zwischen Unsicherheit und Aufbruchstimmung.
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