Sterben ist auch keine Lösung TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
© ARD Degeto/Ben Knab

Sterben ist auch keine Lösung

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„Sterben ist auch keine Lösung“ // Deutschland-Start: 20. Januar 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Zeit seines Lebens war Literatur die große Leidenschaft von Hermann (Walter Sittler) gewesen. Darunter musste zuweilen auch seine Familie leiden, wenn er sich ständig um seinen Buchladen kümmerte. So hat er zu seiner alleinerziehenden Tochter Claudia (Anja Knauer) und Enkel Lenny (Arthur Gropp) nur wenig Kontakt. Doch dann bekommt er die Hiobsbotschaft, dass er Krebs hat. Nur wenige Monate bleiben ihm noch, zumindest wenn er wie geplant auf Chemo und Bestrahlung verzichtet. Bevor er elendig dahinvegetiert, wie es seiner vor langer Zeit seiner an Krebs gestorbenen Frau erging, will er lieber vorzeitig aus dem Leben scheiden. Selbstmord kommt aber nicht in Frage. Da lernt er in seinem Buchclub Hanne (Andrea Sawatzki) kennen, deren drei Männer zuvor immer kurz nach der Hochzeit verstorben waren. Warum sollte er da nicht Nummer vier werden?

Leben im Angesicht des Todes

Das treue Publikum weiß es natürlich: Freitagabend ist im Ersten immer Komödienzeit. Vor zwei Wochen wurde Klima retten für Anfänger ausgestrahlt, bei dem sich eine Familie nicht ganz freiwillig mit Klimaschutz auseinandersetzen muss. Letzte Woche versuchte ein Mann in 2 unter Millionen, seinen Lottogewinn vor seiner Frau zu verheimlichen, die sich von ihm scheiden lassen will. Nun folgt Sterben ist auch keine Lösung. Auch hier geht es um Probleme innerhalb der Familie, wenn sich der Protagonist seinen Fehlern als Vater stellen muss und dabei viele verpasste Jahre aufzuholen versucht – in nur wenigen Monaten verbleibender Lebenszeit. Aber das ist nur eines von mehreren Themen, welche die ARD-Produktion im Laufe der rund anderthalb Stunden anspricht.

Tatsächlich verzettelt sich der Film ein wenig mit den verschiedenen Motiven und Strängen. Der um einen todkranken Menschen, der angesichts seines drohenden Endes noch einmal alles überdenkt und alte Fehler berichtigen will, ist dabei natürlich sehr klassisch. Und eben sehr austauschbar: Sterben ist auch keine Lösung unterscheidet sich hierbei nicht von den vielen anderen Filmen, die ähnliche Geschichten verwenden. Da hätte man sich schon mehr Mühe geben dürfen. Hinzu kommt, dass die Figuren mal wieder recht langweilig sind. Ein älterer Besserwisser, der auf Trivialliteratur herabblickt, über Tätowierungen lästert und auch ansonsten ziemlich auf seine konservativ-elitäre Weltsicht beharrt? Das ist so stereotyp, dass es keinen wirklichen Grund gibt, sich für dieses Schicksal noch interessieren zu müssen. Tochter und Enkel haben nicht einmal ein solches Stereotyp, sondern erfüllen lediglich eine Funktion.

Verschenktes Potenzial

Besser sieht es bei Hanne aus. So gibt es bei ihr diesen irritierenden Gegensatz von eleganter Lebefrau und engagierter Aktivistin. Vor allem aber hat Drehbuchautor Matthias Lehmann ihr die Geschichte um die drei Männer mitgegeben, die alle auffallend schnell nach der Hochzeit gestorben sind. Sterben ist auch keine Lösung lässt dabei zunächst offen, ob das ein Zufall ist oder ob die vornehme Witwe nicht nachgeholfen hat. So oder so ist der Einfall, dass sich jemand umbringen will, indem er eine Mörderin heiratet, doch recht originell. Plausibel ist das kaum, so wie einiges in dem Film keinen Sinn ergibt. Aber das muss bei Komödien nicht schlimm sein. Potenzial hat das Szenario auf jeden Fall, gerade auch im Hinblick auf schwarzen Humor, wenn Liebeswerben und Selbstmord Hand in Hand gehen.

Richtig viel geschieht in die Richtung dann aber doch nicht. Stattdessen ist Sterben ist auch keine Lösung eine recht typische Liebeskomödie, bei der eine der zwei Figuren die Beziehung auf einer Lüge aufbaut. Der Rest ergibt sich von selbst. Zum Teil wird das 08/15-Konstrukt durch das spielfreudige Duo aufgewertet. Aber auch dieses kann nicht verhindern, dass die Komödie, die 2021 auf dem Festival des deutschen Films Premiere hatte, im Mittelfeld steckenbleibt. Das ist für eine Freitagabendkomödie im Ersten zwar nicht ungewöhnlich. Schade ist es aber schon, wie viel inhaltliches und schauspielerisches Potenzial hier für einen letztendlich ziemlich banalen Film vergeudet wurde. Das originelle Szenario und das Publikum hätten da mehr verdient.

Credits

OT: „Sterben ist auch keine Lösung“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Ingo Rasper
Drehbuch: Matthias Lehmann
Musik: Martina Eisenreich
Kamera: Ralf M. Mendle
Besetzung: Walter Sittler, Andrea Sawatzki, Anja Knauer, Arthur Gropp

Bilder

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Sterben ist auch keine Lösung
fazit
„Sterben ist auch keine Lösung“ hat ein an und für sich originelles Szenario, wenn ein todkranker Mann eine vermeintlich mordende Witwe heiraten will, in der Hoffnung, dass sie ihn tötet. Das lässt eigentlich schwarzen Humor vermuten. Stattdessen gibt es eine über weite Strecke völlig austauschbare Mischung aus Familiendrama und Liebeskomödie.
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