Klima retten für Anfänger TV Fernsehen ARD Das Erste Mediathek
© ARD Degeto/Michael Handelmann

Klima retten für Anfänger

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„Klima retten für Anfänger“ // Deutschland-Start: 6. Januar 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Eigentlich sollte Lilly (Ella Lee) momentan ja fürs Abi lernen. Doch die 17-jährige Gymnasiastin hat Anderes im Kopf: Sie setzt sich lieber für den Klimaschutz ein, will demonstrieren und aktiv werden, damit die Welt überhaupt eine Zukunft hat. Die Schule ist da nebensächlich, was sich in den miesen Noten widerspiegelt – sehr zum Leidwesen ihrer Eltern Martin (Götz Schubert) und Nina (Tanja Wedhorn), die sich mehr Sorgen um die berufliche Zukunft ihrer Tochter machen. Nachdem erste Diskussionen erfolglos verlaufen sind, einigen sie sich auf einen Deal. Lilly wird wieder mehr für die Schule tun und fürs Abi lernen. Im Gegenzug soll die Familie selbst mehr für den Klimaschutz tun. Tschüss Espressomaschine und Waschmittel, hallo Bio-Lebensmittel und Handmäher. Einfach ist die Umstellung für die beiden nicht, ebenso wenig für Lillys jüngeren Bruder Tom (Finn Cordes) – zumal es bald auch zwischen Martin und Nina kriselt …

Die Suche nach dem passenden Klimaschutz

Dass dringend mehr für den Klimaschutz getan werden müsste, ist kein großes Geheimnis. Die meisten einigermaßen vernunftbegabten Menschen sind sich da einig. Sehr viel weniger Einigkeit herrscht jedoch bei der Frage, was das dann genau bedeutet. Während die einen schon zufrieden damit sind, hin und wieder zur Bio-Ausgabe eines Produkts zu greifen, sehen andere nur in radikalen Maßnahmen die Möglichkeit, noch etwas gegen die sich anbahnende Katastrophe ausrichten zu können. Wie weit da die Ansichten auseinandergehen, zeigen die derzeitigen Auftritte der sogenannten Letzten Generation, die mit militanten Aktionen die Bevölkerung gegen sich aufbringt. Insofern ist Klima retten für Anfänger ein Film, wie er aktueller kaum sein könnte.

Ganz so extrem wie bei den aktuellen Auseinandersetzungen geht es hier natürlich nicht zu. Schließlich handelt es sich um eine ARD-Produktion, die am Freitag zur besten Sendezeit ausgestrahlt wird. Solche Filme dürfen nicht wirklich anecken oder das Publikum überfordern. Dieses soll im Anschluss beschwingt ins Wochenende starten. Stoff für Diskussionen gibt es in Klima retten für Anfänger aber durchaus. So steht im Mittelpunkt die Frage, wie viel wir tun müssen, aber auch tun wollen, um künftigen Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen. Dabei geht es Lilly gar nicht um die ganz großen Änderungen, sondern viele kleine Stellschrauben, an den man ansetzen könnte. So viele, dass sie das Leben der Familie völlig durcheinanderbringen und nicht mehr viel bleibt, das vertrauten Halt gibt.

Appell für mehr Verständnis

Dabei gelingt es dem Film, der beim Filmfest Hamburg 2022 lief, ganz gut, beide Perspektiven einzunehmen, ohne sich zu sehr für eine entscheiden zu wollen. So haben zwar die Eltern zweifelsfrei noch etwas dazuzulernen. Der Konflikt ist für sie auch eine Chance. Gleichzeitig fehlt es Lilly oft an dem Verständnis und Einfühlungsvermögen, was sie da von anderen verlangt. Klima retten für Anfänger ist damit ganz klar ein Appell, sich mit dem Thema, aber auch mit anderen Menschen auseinanderzusetzen. Das wird manchen schon wieder zu viel Gesinnungsfernsehen sein. Die versöhnlichen Töne sind in Zeiten der Maximalkonfrontation aber wohltuend, selbst wenn das mit dem obligatorischen Happy End schon ein bisschen sehr praktisch ist. Drehbuchautorin Jule Boenig machte es sich an der Stelle einfach.

Aber auch wenn der Film dann doch zu sehr zur Nettigkeit neigt, ist er im Rahmen der Freitag-Abend-Berieselung doch einer der sehenswerteren Titel. Er ist auch vergleichsweise unterhaltsam. Die Witze mögen nicht übermäßig originell sein. Das wird aber durch das Ensemble wieder aufgegangen. Gerade das Zusammenspiel von Tanja Wedhorn (Liebe ist unberechenbar) und Götz Schubert (Sprachlos in Irland) als Paar, das sich an der Frage zum Klimaschutz zunehmend selbst hinterfragt, funktioniert gut. Sofern man dem Thema bzw. dem Szenario grundsätzlich ablehnend gegenübersteht, ist das hier einen Blick wert.

Credits

OT: „Klima retten für Anfänger“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Tomy Wigand
Drehbuch: Jule Boenig
Musik: Alex Komlew
Kamera: Klaus Merkel
Besetzung: Tanja Wedhorn, Götz Schubert, Ella Lee, Finn Cordes, Timo Fakhravar, Isabella Parkinson, Frank Streffing, Lena Dörrie

Bilder

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fazit
Wenn sich in „Klima retten für Anfänger“ eine Jugendliche und ihre Eltern über alltagstauglichen Klimaschutz streiten, greift dies ein sehr aktuelles und schweres Thema mit leichtem Humor auf. Das ist alles ganz nett und versöhnlich, auch der Unterhaltungsfaktor ist ordentlich.
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