German Crime Story Gefesselt Amazon Prime Video
© Neue Bioskop Television

German Crime Story: Gefesselt

German Crime Story Gefesselt Amazon Prime Video
„German Crime Story: Gefesselt“ // Deutschland-Start: 13. Januar 2023 (Amazon Prime Video)

Inhalt / Kritik

Hamburg 1992: Von seiner Arbeit als Kürschner kann Raik Doormann (Oliver Masucci) nicht mehr leben, die ganze Branche steckt in einer Krise. Aber er hat einen anderen Plan, wie er an das nötige Geld kommen kann, um sich seinen Traum zu erfüllen und nach Costa Rica auszuwandern. Er entführt Elke Berger (Valentina Sauca), die Lebensgefährtin seines früheren Chefs Ludwig Lübke (Sylvester Groth) und will von diesem 300.000 DM erpressen. Doch die Sache funktioniert nicht so wie gedacht. Schnell rückt er ins Visier der Polizei. Dabei geht es um deutlich mehr als den Fall, wie Kommissarin Nela Langenbeck (Angelina Häntsch) klar wird, denn Doormann hat ein schreckliches Geheimnis. Und sie setzt alles daran, dieses zu lüften und ihn für seine Taten zu bestrafen …

Dauerbrenner True Crime

Klar, wenn es um das Thema True Crime geht, führt kein Weg an Netflix vorbei. Nicht nur dass der Streamingdienst unzählige Dokumentationen aus diesem Bereich veröffentlicht. Auch mit echten Schauspielern und Schauspielerinnen umgesetzte Varianten gibt es, darunter der Megahit Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer. Doch auch wenn die Dominanz in dem Bereich groß ist, so finden sich bei der Konkurrenz ebenfalls eine Reihe sehenswerter Titel, die von wahren Verbrechen inspiriert wurden. Bei Apple TV+ gab es im letzten Jahr beispielsweise In With The Devil um einen Verbrecher, der sich im Gefängnis mit einem vermeintlichen Serienmörder anfreunden soll, um diesen zu überführen. Bei Disney+ kam Mord im Auftrag Gottes, der von einem bestialischen Doppelmord innerhalb einer mormonischen Gemeinde erzählte.

Nun möchte man auch bei Amazon Prime Video ein bisschen von dem anhaltenden Interesse des Publikums an grausigen Geschichten, die das Leben schreibt, profitieren. Genauer orientiert sich German Crime Story: Gefesselt an einer Mordserie, die in Hamburg in den 1980ern und 1990ern stattgefunden hat, ohne aber eine direkte Adaption der Ereignisse zu sein. Der deutsche Titel könnte Fans bekannt vorkommen. Offensichtlich ließ man sich von der erfolgreichen US-Produktion American Crime Story inspirieren. Dort wurden in bislang drei jeweils für sich stehenden Staffeln reale Geschichten aufgegriffen, angefangen bei dem Mordprozess gegen O. J. Simpson, der seinerzeit weltweit in den Medien stand. Vergleichbar prominent ist Lutz Reinstrom, der als Vorlage für die deutsche Serie diente, sicher nicht. Grausam waren seine Taten aber durchaus.

Zwischen Witzfigur und Monster

Bis wir wirklich erfahren, was genau vorgefallen ist, dauert es aber lange. Es ist ja nicht einmal sicher, ob überhaupt ein Verbrechen vorliegt. Erst gegen Ende hin enthüllt German Crime Story: Gefesselt die schrecklichen Details. Dass man sich zunächst nicht ganz sicher ist, ob hinter Doormann wirklich ein Monster steckt, liegt aber auch an dessen Inszenierung. So ist er zwar unangenehm bis unheimlich, gleichzeitig jedoch eine Witzfigur. Gerade die ersten Folgen, wenn es allein um die Entführung geht, sind so skurril, dass man sich sogar fragen darf, ob das nicht eine Komödie sein soll. Doch diese Andeutung eines Lachens vergeht einem später wieder. Zwar verzichtet Regisseur Florian Schwarz (Tatort: Weil sie böse sind) darauf, die Taten in all ihrer Brutalität zu zeigen. Aber man erfährt doch genug, damit es einem so richtig eiskalt den Rücken hinunterlaufen darf.

Oliver Masucci (Enfant Terrible, Schachnovelle) ist für eine solche Rolle eine Idealbesetzung. Es gelingt dem Charakterdarsteller, das Kuriose und das Abgründige zusammenzuführen. Sein Raik Doormann gehört sicher zu den schillerndsten Gestalten des True-Crime-Sektors. Und den widerwärtigsten. Allein deshalb lohnt es sich schon, sich German Crime Story: Gefesselt einmal anzusehen. Hinzu kommt die nicht unbedingt subtile, aber doch reizvolle Sepia-Retro-Stimmung. Schade ist, dass die eigentliche Ermittlung ein bisschen kurz ausfällt. Immer wieder befasst sich die Serie lieber mit dem Thema, wie sich eine Frau – Nela ist die erste in der Mordkommission – in einer Männerwelt durchsetzen muss. Das ist sicherlich für sich genommen wichtig, überlagert aber zuweilen den Fall und hat letztendlich auch nicht wirklich viel zu allem zu sagen. Da sind nur Stereotypen zu holen, die sehr viel weniger fesseln als der Haupt-Antagonist.

Credits

OT: „German Crime Story: Gefesselt“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Florian Schwarz
Drehbuch: Max Eipp, Dinah Marte Golch, Mark Monheim, Dirk Morgenstern, Michael Proehl
Musik: Sven Rossenbach, Florian van Volxem
Kamera: Philipp Sichler
Besetzung: Oliver Masucci, Angelina Häntsch, Sylvester Groth, Valentina Sauca, Sebastian Schwarz, Wolf Danny Homann, Nikola Kastner, Ulrike Willenbacher, Pierre Besson

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

German Crime Story: Gefesselt
fazit
Inspiriert von einem wahren Fall erzählt „German Crime Story: Gefesselt“ von einem Mann, der durch eine Entführungsaktion ins Visier der Polizei gerät. Das ist anfangs betont kurios, erst im weiteren Verlauf werden die Abgründe enthüllt. Oliver Masucci ist gewohnt beeindruckend, wenn er Witzfigur und Monster in einem ist. Die feministische Ausrichtung der Miniserie ist hingegen wenig eindrucksvoll, da zu einfallslos.
Leserwertung182 Bewertungen
5
7
von 10