Der Richter Recht oder Ehre
© Warner Bros.

Der Richter – Recht oder Ehre

Der Richter Recht oder Ehre
„Der Richter – Recht oder Ehre“ // Deutschland-Start: 16. Oktober 2014 (Kino) // 26. Februar 2015 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Viele Jahre schon ist der Anwalt Hank Palmer (Robert Downey Jr.) nicht mehr in seiner Heimatstadt Carlinville gewesen. Und wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre es dabei auch geblieben. Doch als seine Mutter stirbt, beschließt er, zum ersten Mal seit langer Zeit wieder zurückzukehren. Die Wiedersehensfreude mit dem Rest der Familie hält sich in Grenzen. So hat er zu seinen Brüdern Glen (Vincent D’Onofrio) und Dale (Jeremy Strong) kaum noch Kontakt. Vor allem auf seinen seit mehr als 40 Jahren als Richter tätigen Vater Joseph (Robert Duvall), zu dem er immer ein schwieriges Verhältnis hatte, hätte er gern verzichten können. Und so tritt er bald nach der Beerdigung die Heimreise an, als er einen Anruf von Glen erhält. Offensichtlich hat Joseph einen Verbrecher, den er abgrundtief hasst, mit seinem Auto überfahren. Doch geschah dies vorsätzlich oder war es ein Unfall? Gegen den Willen seines Vaters ist Hank entschlossen, die Verteidigung zu übernehmen. Einfach ist das nicht, da sich der Beschuldigte kaum an die Nacht erinnern kann …

Die übliche Paraderolle

Manchmal kann Erfolg auch ein Fluch sein. Ein Beispiel: Robert Downey Jr. Nachdem der früh bekannt gewordene Schauspieler eigentlich längst abgestürzt und abgeschrieben war, avancierte er in Folge der Hits Iron Man und Sherlock Holmes auf einmal zu einem der größten Stars Hollywoods. Dies führte jedoch auch dazu, dass er fast ausschließlich dieselben Filme drehte. Von kleinen Gastauftritten abgesehen sind die 2010er Jahre in seiner Filmografie ziemlich eintönig. So war er in sieben (!) Filmen als Tony Stark zu sehen. Hinzu kam die Fortsetzung Sherlock Holmes: Spiel im Schatten. Zwischen 2011 und 2019 findet sich lediglich ein Film, der tatsächlich eine Originalentwicklung ist: das Drama Der Richter – Recht oder Ehre. Und selbst da darf man hinter „Original“ ein Fragezeichen setzen.

Tatsächlich ist die Rolle des wortgewandten, intelligenten und arroganten Anwalts kaum von seiner Paraderolle als Stark zu unterscheiden. Mit Menschen kann Hank ebenso wenig, er ist herablassend und dabei aalglatt. Dass Downey Jr. das spielen kann, ist klar. Aber es ist eben so vertraut, dass es wieder langweilig ist. Dasselbe gilt für die anderen Figuren. Gerade auch der titelgebende Joseph ist als selbstverliebter Erzkonservativer so voller Klischees, dass er kaum als Charakter durchgeht. So weit man blickt, da ist keine einzige interessante Figur dabei. Beim Ablauf der Handlung sieht es nicht besser aus. Man versuchte bei Der Richter – Recht oder Ehre nicht einmal, die alten Rezepte zu modernisieren oder wenigstens etwas entstauben. Man weiß hier bei nahezu jeder Szene, was als nächstes geschehen wird. Dass zum Beispiel die alten Streithähne sich mit der Zeit annähern und sich gegenseitig ihre Zuneigung und den Respekt gestehen, dafür hätte es keinen professionellen Drehbuchautor gebraucht.

Zwischen umständlich und langweilig

Es ist nicht einmal so, dass die Umsetzung der alten Stoffe übermäßig überzeugend wäre. Ganz umständlich werden Geheimnisse aufgedeckt. Und auch die Begegnungen vor Gericht enttäuschen. Die Szenen sind meistens nur kurz. Wer sich auf große Wortduelle eingestellt hat, der wird enttäuscht. Die eigentliche Schlüsselszene von Der Richter – Recht oder Ehre, wenn es vor Gericht zu einer großen Wendung kommt, ist vom Ablauf her so willkürlich, dass man sich insgeheim fragt, ob da vielleicht zwischendurch etwas rausgeschnitten wurde, was den Film so holprig gemacht. Vielleicht baute Regisseur David Dobkin aber auch einfach darauf, dass das edle Dekor von dem mäßigen Inhalt ablenkt.

Das beste Argument, sich den Film einmal anzuschauen, ist dabei das Ensemble. Genauer sind es die beiden Hauptdarsteller. Während der Rest in den jeweiligen Rollen verschwendet ist, holen Downey Jr. und Duvall doch aus den dünnen Vorlagen richtig viel heraus. Gerade die Konfrontationen der beiden Dickköpfe macht schon irgendwie Spaß. Aber auch den zwei gelingt es nicht, ihre jeweiligen Figuren spannend genug zu machen, dass man sich für ihre jeweiligen Schicksale interessieren müsste. Damit fallen dann auch die emotionalen Momente, wenn das Publikum nicht sonderlich subtil durch die Mangel genommen werden soll, nicht so wirklich effektiv aus. Richtig schlecht ist Der Richter – Recht oder Ehre damit nicht, aber doch zu glatt und belanglos. Der erhoffte Beweis, dass Downey Jr. an seine alten Schauspieltage anschließen könnte, blieb aus.

Credits

OT: „The Judge“
Land: USA
Jahr: 2014
Regie: David Dobkin
Drehbuch: Nick Schenk, Bill Dubuque
Musik: Thomas Newman
Kamera: Janusz Kamiński
Besetzung: Robert Downey Jr., Robert Duvall, Vera Farmiga, Vincent D’Onofrio, Jeremy Strong, Dax Shepard, Billy Bob Thornton

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 2015 Bester Nebendarsteller Robert Duvall Nominiert
Golden Globes 2015 Bester Nebendarsteller Robert Duvall Nominiert

Kaufen / Streamen
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Der Richter – Recht oder Ehre
fazit
In „Der Richter – Recht oder Ehre“ will ein arroganter Anwalt seinen entfremdeten Arschloch-Vater vor Gericht verteidigen, weil der jemanden absichtlich totgefahren haben soll. Das Ergebnis ist ein belangloses Drama voller Stereotypen, das weder inhaltlich noch inszenatorisch viel zu bieten hat. Das edle Dekor und die prominente Besetzung reichen immerhin fürs Mittelfeld.
Leserwertung34 Bewertungen
5.2
5
von 10