Neuland TV Fernsehen ZDF Mediathek
© ZDF/Georges Pauly

Neuland

Neuland TV Fernsehen ZDF Mediathek
„Neuland“ // Deutschland-Start: 27. Dezember 2022 (ZDF)

Inhalt / Kritik

Als die Buchhändlerin Alexandra Brandt (Inga Birkenfeld) spurlos verschwindet, steht ihr Umfeld vor einem Rätsel. Was könnte nur mit ihr geschehen sein? Und wird sie noch einmal zurückkommen? In der Zwischenzeit soll ihre Schwester Karen Holt (Franziska Hartmann), die als Berufssoldatin im Ausland arbeitet, sich erst einmal um die Nichten Lea (Lene Oderich) und Zoe (Aennie Lade) kümmern. Während Karen versucht, sich in ihrem Alltag zurechtzufinden und ein Leben abseits des Kriegsschauplatzes zu führen, lernt sie unter anderem Sarah Reimers (Mina Tander) und Marie Klein (Peri Baumeister) kennen, die besten Freundinnen ihrer Schwester. Auch sie versuchen für die Familie da zu sein, haben dabei aber mit eigenen Problemen zu kämpfen …

Fragen über Fragen

Wer nur die Ausgangssituation von Neuland liest, könnte schnell zu dem Schluss kommen, dass es sich bei der ZDF-Serie um eine der zahllosen Krimi- und Thrillerserien handelt, die der Sender ständig produziert. Schließlich steht da am Anfang eine verschwundene Frau, von der jede Spur fehlt. Ist sie abgehauen oder hatte jemand seine Finger im Spiel? Wurde sie vielleicht sogar ermordet? Die Frage nach dem Verbleib der Mutter wird auch im Anschluss die anderen Figuren beschäftigen, die aus dem erweiterten Umfeld der Verschwundenen stammen. Doch sie steht nicht im Mittelpunkt. Stattdessen kommen zahlreiche andere hinzu, die sich zum Teil ergänzen, zum Teil auch in komplett andere Richtungen gehen. Bis man irgendwann gar nicht mehr so genau sagen kann, wovon die deutsche Produktion eigentlich handelt.

Das kann schon auch ein Problem sein, zumal Drehbuchautor Orkun Ertener (Tatort: Väter) einen ganzen Haufen schwerer Themen in die sechs Folgen packt. Mal geht es um #MeToo, wenn alte Vorwürfe wieder auf den Tisch kommen. Fremdenfeindlichkeit spielt eine Rolle, gerade auch bei den Geschichten um den Flüchtlingsjungen Rami Aziz (Omran Saleh). Da kommt Gewalt in der Familie vor, wird um Erwartungen gestritten, welche der Nachwuchs nicht erfüllt. Und natürlich muss Karen ein Trauma aus dem Ausland mit auf die Reise nehmen, denn das darf heutzutage nie fehlen bei der Charakterisierung. Unterwegs werden in Neuland unkontrollierte Süchte ins Visier genommen, Ehebruch wird angesprochen oder auch mal ein bisschen Medienkritik geübt. Erlaubt ist alles, was irgendwie schief gehen kann in der Gesellschaft. Und das ist jede Menge.

Risse in der heilen Fassade

Doch auch wenn sich das alles ein bisschen mächtig und zu konstruiert anhört, hat die Serie durchaus ihren Reiz. Nicht nur dass die Themen für sich genommen oft interessant und relevant sind. Es gelingt bei Neuland auch gut, nach und nach diese ganzen Elemente hinzuzufügen, ohne dass man sich davon überwältigt fühlt. Wo am Anfang noch das Verschwinden von Alexandra für Irritationen sorgt, zeigen sich mit der Zeit immer mehr Risse in der heilen Fassade. Eigentlich sind fast alle Figuren auf die eine oder andere Weise kaputt, auch wenn niemand das wahrhaben will. Zum Teil fungiert Karen dabei als Katalysator, vor allem im Umfeld der Schule, das einem Wespennest gleicht, bei dem Verletzungen kaum zu vermeiden sind. Zum Teil wird sie aber auch nur zu einer reinen Beobachterin und damit einer Stellvertreterin für das Publikum.

Diese Aufgabe erfüllt Hauptdarstellerin Franziska Hartmann (Was wir verbergen) sehr gut. Überhaupt lässt sich an dem Ensemble wenig aussetzen: Die Schauspieler und Schauspielerinnen bringen genügend Grauschattierungen und Nuancen mit, um den Zuschauer und Zuschauerinnen eigene Aufgaben bei der Beurteilung zu hinterlassen. Neuland bewegt sich irgendwann so ausgiebig in den Abgründen, dass man diesen selbst kaum noch entkommen kann oder auch sagen, wer denn hier nun die Guten und die Bösen sind. Oder auch, wie schlimm das im weiteren Verlauf noch wird, wenn es bei dem Blick in die Tiefe keinen Boden mehr zu sehen gibt.

Credits

OT: „Neuland“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Jens Wischnewski
Drehbuch: Orkun Ertener
Musik: Christoph M. Kaiser, Julian Maas
Kamera: Jakob Wiessner
Besetzung: Franziska Hartmann, Peri Baumeister, Mina Tander, Anneke Kim Sarnau, Christian Erdmann, Godehard Giese, Steve Windolf, Angelina Häntsch, Serkan Kaya, Lene Oderich, Aennie Lade, Omran Saleh

Bilder

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Neuland
fazit
„Neuland“ klingt anfangs wie ein Mysterythriller, wenn eine Frau spurlos verschwindet. Stattdessen befasst sich die Serie aber vor allem mit den Abgründen der Figuren, die aus deren Umfeld stammen. Das ist gut gespielt und fasziniert, selbst wenn die Häufung an Themen und Problemen schon etwas viel ist.
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