Camille Verliebt nochmal Camille redouble TV Fernsehen arte DVD Mediathek
© Arnaud Borrel/F Comme Film /Ciné@/Gaumont

Camille – Verliebt nochmal!

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„Camille – Verliebt nochmal!“ // Deutschland-Start: 15. August 2013 (Kino) // 14. Februar 2014 (DVD)

Inhalt / Kritik

Im Leben von Camille (Noémie Lvovsky) läuft es schon länger nicht mehr. Anstatt als Schauspielerin auf den großen Bühnen aufzutreten, reicht es bei ihr nur noch dazu, Mordopfer in Horrorfilmen zu verkörpern. Auch privat sieht es düster aus: Ihr Mann Eric (Samir Guesmi) hat sie verlassen und will nun auch noch die gemeinsame Wohnung verkaufen. Als die dem Alkohol nicht abgeneigte Camille sich bei einer Silvesterfeier hemmungslos betrinkt, wacht sie am nächsten Morgen nicht im neuen Jahr auf, sondern befindet sich wieder im Jahr 1985. Das bedeutet, dass sie wieder zur Schule geht, noch bei ihren Eltern (Yolande Moreau, Michel Vuillermoz) wohnt und Eric eine bloße flüchtige Bekanntschaft ist. Nach einer anfänglichen Verwirrung erkennt Camille, dass dies eine zweite Chance für sie bedeutet, alles ganz anders zu machen. Aber das ist nicht so leicht wie gedacht …

Zurück in die Vergangenheit

Die meisten dürften Noémie Lvovsky in erster Linie als Schauspielerin kennen, zuletzt etwa aus Die perfekte Ehefrau und Nobody’s Hero. Mehr als 60 Filme hat die Französin bislang gedreht. Ihre Karriere begann sie dabei jedoch mit dem Erzählen eigener Geschichten. Eine davon ist Camille – Verliebt nochmal!, bei dem sie nicht nur die Hauptrolle übernahm, sondern zudem Regie führte und am Drehbuch beteiligt war. Damit war sie durchaus erfolgreich. Die Komödie um eine Frau in der Midlife-Crisis, die wieder als Jugendliche aufwacht, lief gut in den französischen Kinos, war auf mehreren bedeutenden Filmfesten zu sehen und war für beeindruckende 13 Césars nominiert, den wichtigsten Filmpreis Frankreichs – darunter drei für Lvovsky selbst. Am Ende ging der Film zwar völlig leer aus, was einen traurigen Rekord aufstellte. Aber es lohnt sich noch immer diesen anzuschauen.

Die Ausgangssituation dürfte manchen bekannt vorkommen, Peggy Sue hat geheiratet erzählte 1986 eine ganz ähnliche Geschichte und soll wohl Lvovsky seinerzeit maßgeblich geprägt haben. Beide Male reist eine Frau in den mittleren Jahren, bei der einiges im Argen liegt, 25 Jahre zurück in die Vergangenheit und ist noch einmal eine Jugendliche, wo sie ihre früheren Entscheidungen überdenkenn kann. Zwei Punkte sind es, die Camille – Verliebt nochmal! von dem Vorbild unterscheiden. Zum einen ist das zeitliche Setting ein anderes: Stand im US-amerikanischen Film eine Reise von den 80ern in die 60er an, wechselt hier die Protagonistin zurück in die 1980er. Außerdem spielen Lvovsky und Samir Guesmi sowohl die älteren wie auch die jüngeren Ausgaben, ohne dass groß versucht wurde, etwas an dem Aussehen zu ändern.

Komisch und nachdenklich

Das klingt zunächst etwas fragwürdig und billig. Im Gegensatz aber zum bizarren Aline – The Voice of Love, wo ebenfalls die Regisseurin die Hauptrolle vom Kind bis zum Erwachsenenalter übernahm und damit reichlich egozentrisch wirkte, funktioniert das in Camille – Verliebt nochmal! überraschend gut. So trägt es zu dem speziellen Humor des Films bei, wenn 40-Jährige als Jugendliche auftreten und niemand sonst bemerkt, dass da jemand nicht dazugehört. Da sind schon einige schön absurde Szenen dabei. Es passt aber auch inhaltlich erstaunlich gut, da es in der Geschichte maßgeblich darum geht, sich mit den Entwicklungen des eigenen Lebens zu versöhnen. Anders als bei vielen Zeitreisefilmen, wo ständig die Zukunft durch die Vergangenheit verändert wird, läuft in Camilles Leben vieles auch beim zweiten Anlauf identisch ab, obwohl sie eigentlich alles anders machen wollte.

Camille – Verliebt nochmal! verbindet auf diese Weise reine Unterhaltung mit Nachdenklichkeit. Da geht es um Fragen um freien Willen und Schicksal, aber auch darum, wie man mit Krisen umgeht. Wie weit geht die Verantwortung für das eigene Leben und das der anderen? Das ist mal heilsam, mal tieftraurig, ohne dass Lvovsky dieses Drama groß ausschlachten würde. Dass der Film sehenswert ist, liegt zum Teil an dem größeren Nostalgiefaktor, wenn Camille mit Walkman umherläuft, Musik von Bananarama oder Katrina & the Waves gespielt wird und an Wänden Poster von Rambo und Mad Max hängen – selbst wenn manches davon bei einer Geschichte, die 1985 spielt, zu früh war. Aber auch die Besetzung ist ein gutes Argument, die Zeitreise zu begleiten. So finden sich in dem Ensemble eine Reihe großer Namen wie Denis Podalydès und Mathieu Amalric oder auch India Hair und Vincent Lacoste, die damals noch am Anfang ihrer Karriere standen.

Credits

OT: „Camille redouble“
Land: Frankreich
Jahr: 2012
Regie: Noémie Lvovsky
Drehbuch: Noémie Lvovsky, Florence Seyvos, Maud Ameline, Pierre-Olivier Mattei
Musik: Gaëtan Roussel, Joseph Dahan
Kamera: Jean-Marc Fabre
Besetzung: Noémie Lvovsky, Samir Guesmi, Judith Chemla, India Hair, Julia Faure, Yolande Moreau, Michel Vuillermoz, Denis Podalydès, Vincent Lacoste

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
César 2013 Bester Film Nominiert
Beste Regie Noémie Lvovsky Nominiert
Beste Hauptdarstellerin Noémie Lvovsky Nominiert
Beste Nebendarstellerin Judith Chemla Nominiert
Beste Nebendarstellerin Yolande Moreau Nominiert
Bester Nebendarsteller Samir Guesmi Nominiert
Bester Nebendarsteller Michel Vuillermoz Nominiert
Beste Nachwuchsdarstellerin Julia Faure Nominiert
Beste Nachwuchsdarstellerin India Hair Nominiert
Bestes Original-Drehbuch Noémie Lvovsky, Florence Seyvos, Maud Ameline, Pierre-Olivier Mattei Nominiert
Beste Musik Gaëtan Roussel, Joseph Dahan Nominiert
Bester Schnitt Annette Dutertre, Michel Klochendler Nominiert
Beste Kostüme Madeline Fontaine Nominiert

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Camille – Verliebt nochmal!
fazit
Wenn eine Frau in der Midlife-Crisis plötzlich wieder 25 Jahre jünger ist und zur Schule geht, ist das durchaus lustig – zumal dieselbe Schauspielerin ohne Veränderungen beide Versionen spielt. „Camille – Verliebt nochmal!“ gibt aber auch Stoff zum Nachdenken rund um Schicksal, freien Willen und den Umgang mit Krisen.
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