ORPHAN: FIRST KILL
© Studiocanal GmbH/Paramount Pictures/Steve Ackerman

Orphan: First Kill

„Orphan: First Kill“ // Deutschland-Start: 8. September 2022 (Kino) // 26. Januar 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Allen (Rossif Sutherland) und Tricia Albright (Julia Stiles) können ihr Glück kaum fassen, als sie erfahren, dass ihre vor Jahren verschwundene Tochter Esther (Isabelle Fuhrman) wieder aufgetaucht ist und sich in Russland aufhält. Gemeinsam mit ihr reist das Paar zurück in die Heimat, wo Sohn Gunnar (Matthew Finlan) bereits auf sie wartet. Doch die Freude währt nicht lange. Während Allen und Esther sich über die gemeinsame Liebe zur Malerei näherkommen, ist das Verhältnis zwischen Tricia und dem Mädchen angespannt. Aus gutem Grund: Es handelt sich bei dem Neuankömmling gar nicht um ihre Tochter, sondern eine Hochstaplerin, die aus einer psychiatrischen Anstalt geflohen ist und sich mit einer falschen Identität bei der trauernden Familie einschleichen wollte …

Zurück zu den Horror-Anfängen

Dass erfolgreiche Filme fortgesetzt werden, ist keine Seltenheit. Kein Genre wird dabei mehr von Nachfolgegeschichten überflutet als das des Horrorfilms. Franchises mit zehn oder mehr Teilen sind kein Problem, da die Figuren meist beliebig ausgetauscht werden können. Insofern ist es eigentlich kein Wunder, wenn auch Orphan – Das Waisenkind wiederaufgegriffen werden sollte. Einem Budget von 20 Millionen Dollar stand ein rund viermal so großes Einspielergebnis an den Kinokassen gegenüber. Und doch war das hier mit der Fortsetzung ein bisschen schwierig, aus zwei Gründen. Vorsicht Spoiler: 1. Esther stirbt am Ende des Films während eines Zweikampfs. 2. Das vermeintliche Mädchen ist in Wirklichkeit eine Frau jenseits der 30, die aufgrund einer Erkrankung aber kindlich aussieht.

Und so entschied man sich, bei Orphan: First Kill einfach die Vorgeschichte zu erzählen. Damit wäre Problem eins gelöst. Problem zwei ist hingegen kniffliger. Orphan: Das Waisenkind lebte schon maßgeblich davon, dass sich am Ende die Hauptfigur als jemand völlig anderes herausstellt. Dieser Twist würde aber kein zweites Mal funktionieren, zumindest bei einem Publikum, das den ersten Film kennt. Wie also soll man bestehende Fans und neue Zuschauer und Zuschauerinnen gleichzeitig ansprechen? Die Antwort ist hier, dass der Twist gleich am Anfang thematisiert wird und erst gar nicht so getan wird, als wäre es ein Geheimnis. Dafür gibt es später eine Wendung, die der ersten fast nicht nachsteht im Hinblick auf die Absurdität.

Eng verzahnt und doch anders als Teil eins

Im Gegensatz zum ersten Überraschungsmoment, der in der Tradition von Last-Minute-Twists à la M. Night Shyamalan steht, geht es dabei jedoch nicht darum, alles auf den Kopf zu stellen und damit das Vergangene noch einmal mit neuen Augen zu sehen. Bei Orphan: First Kill hat dieser Wendepunkt tatsächlich Auswirkungen auf die Handlung. Grundsätzlich ist diese dem ersten Film zwar sehr ähnlich, wenn erneut die Protagonistin sich in einer Familie festsetzt und es dabei zu eskalierenden Spannungen kommt. Erneut kommt dabei der Mutter die Aufgabe zu, die Familie vor schädlichen äußeren Einflüssen zu schützen. Und doch ist die Dynamik eine ganz andere. Auch bei der Tonalität gibt es Unterschiede. Die tragischen Elemente des Vorgängers wurden reduziert und machten dafür einer gut gelaunten, stärker humoristischen Duell-Situation Platz.

Dazu passt dann auch eine Kuriosität, die sich aus der Besetzung ergibt. Spielte eine damals 12-jährige Isabelle Fuhrman (Down a Dark Hall) 2009 noch eine Frau, die wie ein Kind aussieht, ist sie inzwischen in der realen Welt selbst zu einer Frau geworden, wird aber als Kind verkauft. Zum Teil ist man das aus US-amerikanischen Produktionen gewohnt, dass Menschen Mitte zwanzig als Schüler und Schülerinnen auftreten. Was dort schon kaum funktioniert, wird hier endgültig grotesk. Fuhrmann sieht einfach nie wie ein kleines Mädchen aus. Richtig störend ist das aber nicht, da es zum Rest dieses bizarren Films passt. Orphan: First Kill ist damit ein überraschend unterhaltsames Werk geworden, das dem Vorgänger trotz der Unterschiede durchaus ebenbürtig ist und trotz der engen Verzahnung auch als selbständiger Film funktioniert.

Credits

OT: „Orphan: First Kill“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: William Brent Bell
Drehbuch: David Coggeshall
Musik: Brett Detar
Kamera: Karim Hussain
Besetzung: Isabelle Fuhrman, Julia Stiles, Rossif Sutherland, Matthew Finlan, Hiro Kanagawa

Bilder

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Orphan: First Kill
Fazit
„Orphan: First Kill“ erzählt die Vorgeschichte des Horrorhits um ein trügerisches und mörderisches Waisenkind. Der Film ist dabei eng mit dem ersten Teil verzahnt, geht aber in eine spürbar andere Richtung mit einer deutlich unterschiedlichen Dynamik und funktioniert als selbständiges Werk überraschend gut – sofern man sich auf die grotesken Elemente einlassen kann.
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