In With the Devil Black Bird Apple TV+
Sepideh Moafi und Greg Kinnear in "In with the Devil" (© Apple TV+)

Greg Kinnear / Sepideh Moafi [Interview]

Sepideh Moafi ist eine US-amerikanische Schauspielerin, die vielen Zuschauern durch ihre Rollen in Serien wie The Deuce, Limitless, The Blacklist und The L-Word Generation Q bekannt ist. Außerdem hat sie in Filmprojekten wie Red Zone oder zuletzt The Killing of Two Lovers mitgewirkt. Ihre Popularität nutzt Moafi unter anderem, um die Arbeit des International Rescue Committees zu unterstützen, einer Hilfsorganisation, die sich für die Rechte von Flüchtlingen und Kriegsopfern einsetzt.

Greg Kinnear ist ein US-amerikanischer Schauspieler, der aufgrund seiner zahlreichen Film- und Fernsehrollen einem breiten Publikum bekannt ist. Zu seinen berühmtesten Projekten dürften Little Miss Sunshine, Green Zone und Flash of Genius zählen. Für seine Rolle in James L. Brooks’ Besser geht’s nicht erhielt er eine Oscarnominierung in der Kategorie Bester Nebendarsteller. Zuletzt war er in den Serien The Stand und Shining Vale zu sehen.

In der für Apple TV+ produzierten Serie In With The Devil spielen Moafi und Kinnear zwei Gesetzeshüter, die einen verurteilten Drogendealer dazu bewegen wollen, verdeckt in einem Hochsicherheitsgefängnis als Spitzel zu fungieren und Beweise gegen einen vermeintlichen Serienmörder zu sammeln. Die Serie wurde entwickelt von US-Autor Dennis Lehane und basiert auf den Memoiren James Keenes, dem echten Spitzel, welcher bei der Serie als Berater fungierte. Anlässlich des Streamingstarts am 8. Juli 2022 haben wir mit den beiden gesprochen.

Brian Miller ist auf der einen Seite ein sehr methodisch vorgehender Ermittler, auf der anderen Seite aber auch so etwas wie ein Durchschnittsbürger, was ein Label ist, das auf viele deiner Rollen zutrifft. Was interessiert dich so an dieser Figuren?

Greg Kinnear: Ich habe noch nicht sehr viele Ermittler in meiner Karriere gespielt und generell noch nie in einem True-Crime-Projekt wie In With The Devil mitgewirkt. Was mich zunächst einmal an der Geschichte reizte, war die Welt und die Figuren, welche Dennis Lehane hier erschaffen hat und die der Zuschauer ein der Serie kennenlernen wird. True Crime als Genre sehe ich sehr skeptisch, denn ich finde, oftmals wird hier Geld gemacht auf Kosten der Opfer, was ich als zynisch empfinde. Im Falle von In With The Devil wurden die Opfer jedoch respektiert, es wurde nichts verherrlicht oder glorifiziert und folgte im Gegenteil einem sehr geerdeten Ansatz, was ich sehr zu schätzen wusste. Brian ist als Vietnamveteran, der im Krieg Bomben entschärfen musste, und der nun als Ermittler sich sicher ist, dass Larry Hall der Mörder sein muss und ihm nicht die ganze Wahrheit sagt. Dies führt dann zu diesem in der Geschichte des FBI einzigartigen Deal, dass ein verurteilter Verbrecher von dessen Agenten angeheuert und in ein Hochsicherheitsgefängnis als Spitzel eingeschleust wird. Das fand ich spannend, wie auch generell die anderen Figuren in der Serie.

Ermittlerfiguren findet man in Serien wie auch in Filmen wie Sand am Meer. Wie schafft man es als Schauspieler, einer solchen Figur noch etwas Originelles oder Neues abzugewinnen?

Sepideh Moafi: Das ist eine gute Frage. Während meiner Recherche habe ich viel gelesen, mir viele Podcasts angehört und mit pensionierten FBI-Agenten gesprochen, die mit wiederum von ihren Karrieren und ihren Fällen erzählten. Was mir bei Lauren McCauley auffiel, war, dass sie einen sehr kreativen Ansatz als Ermittlerin hat, weil sie zwei Fälle miteinander verknüpft, die an der Oberfläche eigentlich nicht sehr viel miteinander gemein zu haben scheinen. Sie schafft es, zwei Menschen, Jimmy und Larry, zusammenzubringen, die nichts gemeinsam haben. Doch einer von ihnen muss nun diesen gemeinsamen Nenner finden. Als ich begann, mit ehemaligen Agenten zu sprechen, fand ich heraus, dass jeder einen eigenen Ansatz als Ermittler hat. Einige folgen stets den Regeln, während andere fast schon obsessiv sind oder sehr kreativ an die Arbeit gehen, wie eben Lauren. Diese Frauen und Männer arbeiteten teils an fünf oder bis zu 25 Fällen, niemand schaut ihnen über die Schulter und ihnen wird bei ihrer Arbeit sehr viel Freiheit gewährt. Diese Erkenntnis gab mir einen Ansatz, wie ich Lauren spielen würde. Sie ist niemand, der für die Arbeit seine Persönlichkeit versteckt, sondern ihr Interesse an der menschlichen Psyche auszuspielen weiß, was man ihren Gesprächen mit Jimmy in der Serie merkt. Greg und ich spielen dabei sehr unterschiedlich vorgehende Ermittler, aber wir wollten zeigen, welche Persönlichkeiten es innerhalb dieses Berufes gibt.

Greg Kinnear: Das macht die beiden zu so einem guten Team, denn sie wissen um die Stärken des Anderen und können sich gut ergänzen. Die Chemie zwischen den beiden und darüber hinaus auch das Zusammenspiel mit Sepideh war immer toll.

Sepideh Moafi: Was hoffentlich durch die Geschichte dem Zuschauer vermittelt wird, ist die Verbindung der beiden. Wir sehen eine sechsstündige Serie, aber in der Wirklichkeit haben diese beiden hunderte von Stunden an diesem Fall gesessen und wurden nicht nur zu einem Team, sondern auch zu Freunden. Wenn wir die beiden in einer Szene in einer Bar sehen, während sie jeder ein Bier vor sich haben, ist dies eine Facette ihrer Arbeit und ihrer Freundschaft.

Gib es eigentlich irgendwelche interessanten Anekdoten von den Dreharbeiten?

Greg Kinnear: Wie viele Produktionen mussten wir auch pausieren wegen der Pandemie. Wegen eines tropischen Sturms mussten wir die Dreharbeiten einmal für einen Tag aussetzen und einmal wurden wir in Texas von einem Hurrikan überrascht. Wir haben dies alles überstanden, was zum einen an unserem Zusammenhalt lag, aber auch an Dennis Lehane, der seine Rolle als Produzent sehr praktisch auslegte und immer nach Lösungen für Probleme suchte.

Sepideh Moafi: Durch Dennis’ Skript hatten wir immer eine solide Grundlage, auf die wir uns verlassen konnten. Außerdem hatte ich das Privileg, mit einer so tollen Besetzung zusammenzuarbeiten. Mit Greg zu arbeiten hat mir sehr viel Freude gemacht, was man hoffentlich auch an den gemeinsamen Szenen sieht. Was ich an einer Figur wie Miller so schätze, ist, dass man nie weiß, was er als Nächstes tun wird und Greg kann dies durch sein subtiles Spiel sehr gut zum Ausdruck bringen.

Schauspielen ist immer auch so etwas wie eine Geschichte erzählen. Welche Geschichte wolltet ihr mit diesen Figuren erzählen und was hofft ihr, dass der Zuschauer darauf mitnimmt?

Greg Kinnear: Miller erzählt mir und dem Zuschauer eine Geschichte, bei der es um Bestimmung geht. Er setzte alles daran, diesen Fall aufzuklären und den Mörder vor Gericht zu bringen – das war seine Bestimmung. Wenn ich an meine Arbeit oder mein Privatleben denke, gibt es da bestimmt Parallelen.

Sepideh Moafi: Für Lauren ist dies ähnlich. Zugleich ist sie eine Frau in einem Beruf, der nach wie vor in erster Linie von Männern ausgeführt wird, von denen viele ebenso an dem Fall dran sind und die sie deswegen beobachten. Daneben geht es ihr um die Opfer, junge Frauen, die ungefähr in ihrem Alter sind und weswegen sie ein sehr persönliches Interesse daran hat, den Fall aufzuklären. Sogar als Miller an einer Stelle aufgeben will, ist sie es, die ihn anfeuert und motiviert, weiterzumachen, denn sie will den Täter finden und Gerechtigkeit für dessen Opfer erreichen.

Vielen Dank für das Interview.



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