Morbius
© Sony Pictures

Morbius

Morbius
„Morbius“ // Deutschland-Start: 31. März 2022 (Kino) // 23. Juni 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Seit seiner Kindheit schon leidet Michael Morbius (Jared Leto) an einer seltenen und letztendlich tödlichen Blutkrankheit. Anstatt sich seinem Schicksal zu ergeben, forscht er jedoch selbst an einem Heilmittel, welches ihm ein normales Leben ermöglichen soll. Seine Hoffnung setzt der mittlerweile als Wissenschaftler renommierte Mittdreißiger dabei in Vampirfledermäuse, deren Besonderheiten er für sich selbst nutzen will. Tatsächlich sind seine illegal ausgeführten Experimente erfolgreich, er entwickelt ungeahnte Kräfte. Gleichzeitig entwickelt er aber auch das Verlangen nach menschlichem Blut. Das hindert seinen besten Freund Milo (Matt Smith), der ebenfalls an dieser Krankheit leidet, aber nicht daran, das Serum selbst zu sich zu nehmen und sich dabei ebenfalls in einen Vampir zu verwandeln …

Zeit für (nicht) neue (Nicht-) Helden?

Wer sehnsüchtig darauf wartet, dass die Flut an Superhelden-Comic-Adaptionen irgendwann einmal vorbei sein wird, musste zuletzt einen ziemlichen Dämpfer hinnehmen. Spider-Man: No Way Home wurde zu dem mit Abstand erfolgreichsten Film seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Mit einem Einspielergebnis von knapp 1,9 Milliarden US-Dollar reichte es sogar für Platz 6 der aktuellen All Time Top 10. The Batman kann es damit zwar nicht aufnehmen, für einen knapp drei Stunden langen Düsterkrimi war aber auch das Ergebnis sehr beachtlich. Zumal DC Comic bekanntlich immer mal wieder ein bisschen in den Lichtspielhäusern kriselt. Während diese beiden Filme jedoch Ereignisse waren, denen zum Teil seit Jahren entgegengefiebert wurden, darf man bei den Erfolgsaussichten von Morbius deutlich skeptischer sein.

Zunächst ist die Titelfigur natürlich deutlich weniger etabliert als die beiden oben genannten Kollegen. Neu ist sie dabei eigentlich nicht. Tatsächlich trat der Vampir bereits vor über 50 Jahren als Gegenspieler von Spider-Man das erste Mal in einem Comic in Erscheinung. Seither tauchte er zwar immer mal wieder auf, gerade im Zusammenhang mit dem Spinnenmann, aber auch im Umfeld von Vampirjäger Blade. Als Star würde man Morbius jedoch wohl kaum bezeichnen. Das letzte Mal, dass die Marvel-Figur tatsächlich in Comics eine kontinuierlich größere Rolle spielte, war in den 1990ern. Dass Sony Pictures ausgerechnet ihn zum Mittelpunkt eines Filmes machen würde, klang dann doch eher nach einer zynisch-verzweifelten Suche nach neuen Einnahmequellen. Richtig viele Lizenzen hatte man nicht, da musste man nehmen, was geht.

Nicht wirklich Horror

Andererseits, innerhalb der streng genormten Marvel-Abenteuer wäre ein Ausflug ins Horrorgenre eine willkommene Abwechslung. Doctor Strange leugnete in der Hinsicht leider seine Ursprünge und bot dann doch lediglich mehr von der Erfolgsformel. The New Mutants war in der Hinsicht schon etwas wagemutiger, hatte dafür mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Bei Morbius sieht es zunächst danach aus, als könne hier tatsächlich mal eine Alternative zu den üblichen Comic-Adaptionen stattfinden. Wenn der Vampir wider Willen nach seinem missglückten Experiment ein regelrechtes Blutbad anrichtet, dann ist das schon ein starker Kontrast zu den Helden und Heldinnen, die ansonsten auf der Leinwand zu sehen sind.

Doch das ist eben nur der Auftakt. Später wird Morbius dann wenig überraschend doch zu dem „Guten“ uminterpretiert, der von sich aus natürlich niemals nie niemandem weh tun würde. Diese Rolle soll hingegen Milo übernehmen. Theoretisch bringt das eine höhere Dosis Emotionalität mit sich, wenn zwei beste Freunde auf einmal zu Gegnern werden. So richtig fühlbar ist diese Freundschaft aber nicht, weshalb sich der Effekt doch sehr in Grenzen hält. Stattdessen läuft es dann doch auf das übliche Schema hinaus, dass zwei Leute sich gegenüberstehen, die sehr ähnliche Fähigkeiten haben, von denen einer aber gut, der andere böse ist. Venom hat da auch nicht mehr gemacht. Inhaltlich sind beide Sony-Marvel-Kollegen ziemliche Nullnummern, die noch nicht einmal versuchen, eine Geschichte zu erzählen.

Ein blutleerer Protagonist

Im Vergleich ist der parasitäre Antiheld aber der deutlich unterhaltsamere. Zum einen kommt es durch den Konflikt zwischen Venom und seinem Wirt immer wieder zu Auseinandersetzungen. Das ist zwar nicht originell, aber doch spaßig. Vor allem aber kann Morbius schauspielerisch nichts entgegensetzen. Lebte Venom maßgeblich von einem entfesselten Tom Hardy, tritt Jared Leto nicht nur aufgrund des medizinischen Zustands seiner Figur sehr blutleer auf – und schrecklich langweilig. Besser macht es da schon Matt Smith, der die Bösartigkeit seiner Figur auskostet. Aber auch die ist banal. Da Regisseur Daniel Espinosa (Safe House, Life) inszenatorisch ebenfalls kein Mittel findet, um die Wegwerfgeschichte irgendwie interessanter zu gestalten, ist Morbius zwar vielleicht nicht der Totalausfall, der im Vorfeld prognostiziert wurde. Aber ein bisschen mehr als Zeitverschwendung wäre schon schön gewesen.

Credits

OT: „Morbius“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Daniel Espinosa
Drehbuch: Matt Sazama, Burk Sharpless
Musik: Jon Ekstrand
Kamera: Oliver Wood
Besetzung: Jared Leto, Matt Smith, Adria Arjona, Jared Harris, Al Madrigal, Tyrese Gibson

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Morbius
Fazit
Die Skepsis gegenüber „Morbius“ war im Vorfeld groß, das Ergebnis ist dennoch ernüchternd. Auch wenn die Comic-Adaption um einen unfreiwilligen Vampir kein Totalausfall ist, ist sie letztendlich doch ziemlich langweilig. Die Geschichte ist 08/15, der Hauptdarsteller bleibt blass, auch inszenatorisch fehlen die Ideen. Lediglich Matt Smith als Gegenspieler bleibt positiv in Erinnerung.
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