Life 2017
© Sony Pictures

Life (2017)

(„Life“ directed by Daniel Espinosa, 2017)

„Life“ läuft seit 23. März 2017 im Kino

Es hätte ein Tag wie jeder andere auf der internationalen Raumstation werden können, bis die Wissenschaftlergruppe, bestehend aus Roy Adams (Ryan Reynolds), Miranda North (Rebecca Ferguson), David Jordan (Jake Gyllenhaal), Katerina Golovkin (Olga Dihovichnaya), Sho Kendo (Hiroyuki Sanada) und Hugh Derry (Ariyon Bakare), eine langersehnte Sonde erreicht – vom Mars. Die darin enthaltenen Proben könnten endlich Klarheit über mögliche Lebensformen auf dem fremden Planeten geben. Bei ihren Untersuchen entdecken sie erste Spuren eines Organismus und es gelingt ihnen, diesen zu aktivieren. Die zunächst träge wirkende Zelle entwickelt sich binnen kürzester Zeit zu einer beeindruckenden Intelligenz, die die Erwartungen der Forscher um ein vielfaches übertrifft. Doch der liebevoll getaufte Calvin vermehrt sich beunruhigend schnell, wird zunehmend eigenwilliger und schließlich kommt es zum Übergriff. Allen wird schnell klar, dass nicht nur ihr eigenes Leben auf dem Spiel steht, sondern auch das der gesamtem Menschheit, sollte er jemals die Erde erreichen.

Die erwachsene Version der Collegetruppe, die sich in den Ferien in der einsamen Hütte im tiefen tiefen Wald trifft und der Reihe nach einem unbekannten Axt-Mörder zum Opfer fällt, ist wieder da: Die Forschergruppe, die sich bei einer Expedition auf einem Raumschiff oder einer Raumstation im tiefen tiefen Weltall trifft und der Reihe nach einem außerirdischen Wesen zum Opfer fällt. Anstatt Quarterbacks, Cheerleadern und Bücherwürmern gibt es Offiziere, Piloten und Doktoren. Kommt Ihnen bekannt vor? Der Genre-Primus, der sich mit dieser Erfolgsformel seit Jahrzehnten eine goldene Nase verdient, heißt Alien und steht mit seinem neuesten Ableger Alien: Covenant für Mitte Mai bereits in den Startlöchern. Daher wundert es nicht, dass Life um glatte zwei Monate nach vorne gezogen wurde, um ein eventuelles Kinokassenwettrennen zu vermeiden. Aber ist so was ohne Ridley Scott und Sigourney Weaver überhaupt noch vorstellbar?

Viel Prominenz im Weltall
Vor und hinter der Kamera braucht sich Life nicht zu verstecken. Prangen auf den Plakaten Schauspielgrößen wie Ryan Reynolds (Deadpool), Jake Gyllenhaal (Nocturnal Animals) und die noch relativ unbekannte Rebecca Ferguson (Mission: Impossible – Rogue Nation), nimmt Daniel Espinosa (Kind 44) im Regiestuhl Platz, während Rhett Reese und Paul Wernick das Drehbuch übernehmen. Diese letzten drei verbindet ein gemeinsamer Nenner, Ryan Reynolds, der mit Espinosa bereits am 2012 erschienen Safe House arbeitete und mit den beiden Drehbuchautoren noch immer die Katanas bei seinem Herzensprojekt Deadpool 2 kreuzt. Qualitativ steht der Film also unter einem guten Stern, wenn auch die Ausführung stimmt.

Große Hintergrundgeschichten der Charaktere und ausschweifende Erklärungen des bestehenden Szenarios werden bewusst ausgelassen, die Untersuchung und Dokumentierung der Marsprobe steht im Vordergrund und sorgt für einen klaren Handlungsverlauf. Um diesem dennoch ein wenig emotionale Tiefe zu verleihen, erfahren wir einige wenige Details, wie die Geburt von Shos Tochter, die er nur über den Bildschirm mitverfolgen kann, Hughs gelähmte Beine, die er in der Schwerelosigkeit fast vollkommen vergisst und Davids Unverständnis für die gewalttätige Natur des Menschen, weswegen er am liebsten für immer auf der Raumstation bleiben würde. Gepaart werden diese Momente mit dem Klassenclown Roy, der um keinen frechen Spruch verlegen ist.

Tödliche Action statt großer Schauspielkunst
Ist dieses Drittel jedoch einmal vorbei, geht es ans Eingemachte. Der zunächst transparente Calvin wächst zu einem tödlichen Jäger heran, der an einen Mix aus Mantarochen und Insekt erinnert. Die ohnehin schon kurzen Dialoge werden auf ein Minimum reduziert und legen das eigentliche Talent der schauspielerischen Besetzung für lange Strecken auf Eis. Der beengende Soundtrack und die actiongeladenen Szenen erledigen ihr Übriges und schicken den Zuschauer auf eine Achterbahn des eigenen Bluthochdrucks. Die kommt einem leider recht bekannt vor und so ist das stetige Unbehagen zwar ein positiver Aspekt, aber bei weitem kein unbekannter. Zur Genüge hat man irgendeinen außerirdischen Killer schon durch die engen Gänge verschiedenster Raumschiffe hopsen sehen und auch wenn es bei Life wenig zu meckern gibt, gibt es genauso wenig innovatives. Da wäre vielleicht der interessante Ansatz, jemanden in der Schwerelosigkeit zu ertränken, welcher bereits im zuletzt erschienenen Passengers aufgegriffen wurde oder das tragische, aber nicht ganz unvorhersehbare Ende. Abgesehen davon fliegt Espinosa auf bekannten Filmbahnen, damit auf Nummer sicher und an einem Alleinstellungsmerkmal vorbei.



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Trotz bekanntem Handlungsablauf schafft es der Film, bis zur letzten Sekunde zu unterhalten. Der Soundtrack sitzt, der Horror lauert an jeder Ecke und auf halbgare Handlungsrahmen wird ebenfalls verzichtet. Schauspielerisch gibt es keine Ausreißer oder Überflieger, was dem actiongeladenen Verlauf geschuldet ist. Fans des Sci-Fi Horrors sollten definitiv einen Blick riskieren, kann der Film doch besonders aufgrund seiner qualitativ hochwertigen Spezialeffekte und dichten Atmosphäre überzeugen.
7
von 10