Friesland: Unter der Oberfläche ZDF TV Fernsehen
© ZDF/Willi Weber

Friesland: Unter der Oberfläche

„Friesland: Unter der Oberfläche“ // Deutschland-Start: 22. Januar 2022 (ZDF) // 13. Mai 2022 (DVD)

Inhalt / Kritik

Als Anneke Schwidden ermordet wird, wartet auf Süher Özlügül (Sophie Dal) und Henk Cassens (Maxim Mehmet) eine echte Überraschung. Schließlich identifiziert Hinnerk Schwidden (Aljoscha Stadelmann) als Mörder ausgerechnet Sühers Bruder Yunus (Yunus Cumartpay). Der bestreitet die Tat natürlich. Vielmehr gibt er an, im Auftrag des Bestatters Wolfgang Habedank (Holger Stockhaus) lediglich den digitalen Nachlass geregelt zu haben, damit dieser nicht in falsche Hände gerät. Dazu zählen auch die ihres Mannes, hatte die Verstorbene doch einige Geheimnisse, die dieser nicht erfahren sollte. Das ruft nicht nur dessen Anwältin Svantje Oltmann (Valerie Niehaus) auf den Plan, die darauf pocht, dass diese Daten an ihren Mandanten ausgehändigt werden. Auch die Polizistin Muriel Danneberg (Eva Meckbach) taucht plötzlich auf und zeigt großes Interesse an den Vorkommnissen im beschaulichen Leer …

Alles wie immer

Zuletzt haben die Kollegen von Nord Nord Mord und Nord bei Nordwest mehrfach vorgelegt. Da ist es nur Recht, dass mit Friesland die dritte populäre nördliche Krimireihe mit Humorelementen auch mal wieder eine Fortsetzung erfährt. Die ist traditionell etwas genügsamer, wenn es um die Produktion neuer Teile geht. Wo die beiden oben genannten Dauerbrenner 2021 jeweils vier neue Filme herausbrachten, da waren es hier nur zwei. Das kann man dann schade finden, sofern man sich zu den Fans zählt. Andererseits haben alle Reihen ein wenig damit zu kämpfen, dass sie auf der Stelle treten. Das Konzept, so reizvoll es am Anfang gewesen sein muss, wird zunehmend zu einer Einschränkung, wenn keiner mehr daran rütteln mag und jeder weiterer Teil zu einem Selbstzitat wird.

Das ist bei Friesland: Unter der Oberfläche, dem 14. Teil der ZDF-Reihe, nicht anders. Zwar zeichnet sich erstmals Markus B. Altmeyer für das Drehbuch verantwortlich, der auch schon die Geschichte zu Wilsberg: Gene lügen nicht geschrieben hat – dem aktuellsten Teil der Partnerproduktion. Aber auch er hat keine Ambitionen, vielleicht auch keine Möglichkeiten, etwas Nennenswertes an dem Konzept zu ändern. Fans wissen daher schon im Vorfeld, noch vor dem Einschalten, dass sich Kriminalhauptkommissar Jan Brockhorst (Felix Vörtler) übergangen fühlt. Es gibt wieder Einmischung durch die Apothekerinnen, die sich selbst für Polizistinnen halten. Und auch Bestatter Habedank muss irgendwie ins Boot geholt werden. Immerhin: Zumindest Letzteres geschieht hier organischer als so manches Mal zuvor, wenn auch über den Umweg des digitalen Nachlasses.

Interessantes Thema, wenig vertieft

Das Thema selbst ist dabei sehr spannend und eines, mit dem sich viele bislang kaum auseinandergesetzt haben. Was geschieht mit meinen Online-Konten, wenn ich tot bin? Wem gehören meine Profile bei Facebook und Instagram? Haben Angehörige ein Anrecht auf diese? Eine Antwort darauf hat Friesland: Unter der Oberfläche natürlich nicht, die Reihe ist bislang weniger durch gesellschaftsrelevante Ambitionen aufgefallen. Es gibt ja nicht einmal eine wirkliche Auseinandersetzung. Am Anfang wird noch ein bisschen gestritten, auch dank der Anwältin. Danach ist das gleich wieder vergessen, spielt keine Rolle mehr. Das liegt auch daran, dass der Film mehrere Fronten gleichzeitig eröffnet und diese parallel erzählen will. Zum Teil finden diese Elemente später zusammen. Zum Teil auch nicht.

Das Ergebnis ist durchaus solide. Ein paar Momente sind ganz witzig geworden, außerdem hat das Ensemble Jahre später noch immer Spaß mit den Figuren, auch wenn diese nicht unbedingt die größte Abwechslung ermöglichen. So richtig befriedigend ist der Krimi aber nicht, da einfach zu viel zusammengeworfen wurde, teilweise ohne dass das in irgendeiner Form plausibel ist. Klar, das ist ein Anspruch, den man an dieses Genre tendenziell ohnehin besser nicht so haben sollte. Friesland: Unter der Oberfläche wirkt aber noch etwas willkürlicher, als man es gewohnt ist. Wen das nicht stört oder auch einfach ein Fan der Reihe ist, findet hier einen weiteren vergnüglich-harmlosen Teil, mit dem man den Abend verbringen kann, der bis zum nächsten Film aber schon wieder vergessen ist.

Credits

OT: „Friesland: Unter der Oberfläche“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Marc Rensing
Drehbuch: Markus B. Altmeyer
Musik: Thomas Mehlhorn
Kamera: Sebastian Bäumler
Besetzung: Maxim Mehmet, Sophie Dal, Theresa Underberg, Holger Stockhaus, Felix Vörtler, Yunus Cumartpay, Tina Pfurr, Valerie Niehaus, Eva Meckbach, Stefan Konarske, Aljoscha Stadelmann

Bilder

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Was geschieht eigentlich mit meinem digitalen Leben, wenn ich selbst tot bin? „Friesland: Unter der Oberfläche“ greift ein sehr interessantes Thema auf, interessiert sich dann aber doch nicht so recht dafür. Stattdessen gibt es die üblichen Elemente der Krimireihe. Das ist zwar schon vergnüglich, aber kaum etwas, an das man sich erinnern müsste, zumal der Fall etwas willkürlich zusammengestückelt wurde.
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