Wilsberg - Einer von uns ZDF
© ZDF/Thomas Kost

Wilsberg: Einer von uns

Inhalt / Kritik

„Wilsberg: Einer von uns“ // Deutschland-Start: 11. Dezember 2021 (ZDF) // 25. Februar 2022 (DVD)

Was hatte sich Kriminalkommissar Overbeck (Roland Jankowsky) nicht darauf gefreut, bei einem Seminar einen Vortrag halten zu dürfen, vor so richtig vielen Leuten. Die erste Ernüchterung: So viele sind es gar nicht. Mit der Politik-Referentin Sophie Lowitz (Julia E. Lenska), dem Unternehmensberater Björn Schilling (Christoph Bach), Journalist Sebastian Nielsen (Martin Butzke), PR-Spezialist Tobias Eichholz (Lasse Myhr) und Juristin Dr. Tessa Tilker (Patricia Meeden) ist das Publikum schon sehr überschaubar. Und dann wird dieser Vortrag auch noch durch eine seltsame Drohung unterbrochen, die sich in seine Präsentation geschlichen hat. Als Tilker kurze Zeit später eine unheimliche Blutspur entdeckt, dauert es nicht lang, bis Georg Wilsberg (Leonard Lansink) und Ekki Talkötter (Oliver Korittke) die Spur aufnehmen und verdeckt nach Antworten suchen …

Zwischen Neuanfang und Rückbesinnung

Zuletzt schwächelte die ZDF-Krimireihe Wilsberg schon ein wenig. Überwachen und belohnen hatte zwar eine interessante Idee um eine App, mit der die Menschen gezielt gelenkt werden können, überzeugte bei der Umsetzung aber nicht so recht. Aus heiterem Himmel griff sogar eine ganze Reihe aktueller Themen auf, von Gentrifizierung bis Blind Date, und vermurkste bei der Mischung dann alles. Lust auf mehr machte das nicht gerade. Da trifft es sich doch ganz gut, dass bei Einer von uns ein bisschen frisches Blut hinzukommt. Das bezieht sich nicht nur auf die Lache, welche mitten in der Nacht gefunden wird. Deren Entdeckerin, die Anwältin Tilker, soll in Zukunft das Team verstärken und damit die Nachfolge von Alex Holtkamp antreten, die über zwanzig Jahre zum festen Stamm gehörte.

Wobei sich am Grundprinzip natürlich herzlich wenig geändert hat. Wilsberg: Einer von uns ist ein klassischer Whodunnit-Krimi, bei dem zu Beginn ein Verbrechen geschieht und es darum geht, unter mehreren Verdächtigen die richtige Person zu finden. Sogar das Setting ist ausgesprochen traditionell, spielt die 73. Folge des Dauerbrenners doch in einem abgelegenen Herrenhaus. Das bietet sich immer für irgendwelche Mordsgeschichten an, gerade auch wenn das Anwesen älteren Datums ist und so schön verwinkelt ist wie dieses hier. Schon ein Blick auf das Gebäude und man weiß: Ja, hier ist so manches Geheimnis vergraben, und sei es in den Geheimgängen, die es bei einem solchen Besitz braucht. Man weiß ja nie.

Stimmungsvoll und spaßig

Originell ist das dann natürlich eher weniger. Im Gegensatz zu den direkten Vorgängern, die sich an den eigenen Ambitionen verheben und gar nicht wirklich etwas mit den Themen anfangen konnten, ist Wilsberg: Einer von uns deutlich stimmiger und in sich schlüssiger. Das heißt nicht, dass das alles immer so wahnsinnig viel Sinn ergeben muss. Das tun Krimis ohnehin oft nicht. Zumindest wusste man hier aber, was funktioniert, und zieht das dann auch konsequent durch. Die Zuschauer und Zuschauerinnen dürfen bis zum Schluss neugierig bleiben, was da genau gespielt wird. Zusammen mit dem schön unheimlichen Ambiente, das mit dem verwinkelten Haus einhergeht, kommt da schon einiges zusammen, was das Einschalten für die Zielgruppe lohnt.

Verbunden wird das, wie bei der Reihe üblich, mit einigem Humor. Schon die Einführung, wenn Overbeck bei seinem Versuch eines Vortrags vorgeführt wird, dürfte für das eine oder andere Schmunzeln sorgen. Auch später gibt es einige gelungene Einfälle, etwa beim Verweis auf Horrorklischees. Das Ensemble zeigt zudem Freude an der Überzeichnung der Figuren. Ein wirklicher Neustart ist das dann zwar nicht, zumal Neuzugang Tilker keinen wirklich großen Eindruck hinterlässt – das Drehbuch hat keine richtige Verwendung für sie. Immerhin macht Wilsberg: Einer von uns aber Spaß, was bei einer Endlosgeschichte wie dieser nicht selbstverständlich ist.

Credits

OT: „Wilsberg: Einer von uns“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Martin Enlen
Drehbuch: Stefan Rogall
Musik: Matthias Weber
Kamera: Philipp Timme
Besetzung: Leonard Lansink, Oliver Korittke, Patricia Meeden, Rita Russek, Roland Jankowsky, Christoph Bach, Julia E. Lenska, Lasse Myhr, Martin Butzke

Bilder

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„Wilsberg: Einer von uns“ beginnt mit einem verpatzten Vortrag und wird anschließend zu einer humorvollen Spurensuche in einem abgelegenen Herrenhaus. Das ist sicher nicht bahnbrechend, macht aber über weite Strecken Spaß, wenn ein spielfreudiges Ensemble auf ein stimmungsvolles Setting stößt.
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