Meander – Survival Instinct
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Meander – Survival Instinct

Inhalt / Kritik

„Meander – Survival Instinct“ // Deutschland-Start: 27. August 2021 (DVD/Blu-ray)

Seit dem Tod ihrer Tochter hat Lisa (Gaia Weiss) sämtliche Lebensfreude verloren. Immer wieder kreisen ihre Gedanken darum, ob sie überhaupt selbst noch weiterleben soll und kann, erfüllt von der Sehnsucht Nina wiederzusehen. Als sie auf einer abgelegenen Landstraße zu einem Fremden ins Auto steigt und der sich als Serienmörder entpuppt, erwacht jedoch ihr Lebensinstinkt wieder. Den wird sie im Anschluss noch sehr oft brauchen, denn als sie wieder zu sich kommt, findet sie sich in einem Labyrinth aus engen Gängen wieder. Und als wäre das nicht schlimm genug, ist dieses Labyrinth mit lauter tödlichen Fallen gespickt, welche ihr alles abverlangen, wenn sie noch einmal zurück in die Freiheit möchte …

Gefangen von bösen Menschen

Dass man zu Fremden nicht ins Auto steigen sollte, ist eigentlich bekannt, wird einem schon als Kind immer wieder eingebläut. In Filmen tun die Leute das trotzdem, sonst gäbe es ja keine Geschichte zu erzählen. Nicht, dass die von Meander – Survival Instinct sonderlich viel Sinn ergeben würde oder sollte. Zumindest nicht im herkömmlichen Sinn. Zunächst wirkt sie auch nicht übermäßig interessant. Dass der fremde Fahrer nichts Gutes im Schilde führt, das ahnt man schon, bevor die wie immer genau unpassende Radiomeldung durchgeht, dass da ein Killer unterwegs ist, der wie immer ein unverkennbares Merkmal hat. Bemerkenswert ist allenfalls, wie der besagte Fremde seinem Fahrgast zu verstehen gibt, dass jedes Leben kostbar ist. Logisch, sonst hätte man als Killer ja auch keinen Spaß beim Töten, wenn es nichts bedeuten würde.

Doch wo man im ersten Moment noch mit den Augen rollt, darf man sich diese im folgenden reiben. Wieso befindet sich Lisa in diesem komischen Labyrinth wieder? Und wer hat überhaupt die Zeit und das Geld, um solche aufwändigen Todesfallen zu errichten? Eine wirkliche Antwort darauf bleibt Meander – Survival Instinct schuldig. Stattdessen begibt sich der französische Thriller auf die Spuren vorangegangener Todesfallen-Filme. Vor allem der Vergleich zum Kultfilm Cube drängt sich aufgrund des reduzierten Looks und der irgendwie surrealen Atmosphäre auf. In beiden Fällen kommt schließlich jemand in einer Aneinanderreihung von tödlichen Räumen zu sich, ohne dass es eine Verbindung zur Außenwelt gibt – oder eine Erklärung, was genau man hier denn nun zu suchen hat.

Mut zum Minimalismus

Im Vergleich zum besagten Kollegen fallen die Rätsel jedoch deutlich schlichter aus. Von der Extravaganz eines Escape Room ganz zu schweigen. Bei Meander – Survival Instinct geht es in erster Linie darum, sich durch enge Schächte zu quetschen, rechtzeitig rettende Minikammern zu finden und dabei die Orientierung nicht zu verlieren. Das hört sich zugegeben nicht übermäßig spannend an, von abwechslungsreich ganz zu schweigen. Vor allem Letzteres könnte für Teile des Publikums zu einem Problem werden, zumal Lisa dabei praktisch völlig auf sich allein gestellt ist. Möglichkeiten zum Austausch mit anderen sind begrenzt, über weite Strecken wird in dem Film nichts gesagt.

Und doch hat Regisseur und Drehbuchautor Mathieu Turi (Hostile) einen ganz interessanten Film gedreht. Zum einen geht es hier dann doch nicht ausschließlich darum, einem sadistischen Spinner zu entkommen, wie man sie im Horrorgenre immer mal wieder vorfindet. Vielmehr wird Meander – Survival Instinct zu einer Allegorie um einen Überlebenskampf im übertragenen Sinn und die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Das bleibt ein wenig schwammig, neigt an manchen Stellen zum Pseudo-Philosophischen, das tiefsinniger tut, als es letztendlich ist. Auch das dürfte das Publikum etwas spalten: Während die einen kräftig rätseln dürfen, was die einzelnen Punkte nun zu bedeuten haben, werden andere kritisieren, dass hier letztendlich nichts wirklich konkret wird.

Beklemmende, klaustrophobische Stimmung

Überzeugend ist jedoch die Gestaltung des Labyrinths an sich. Selbst wenn das alles deutlich minimalistischer ist als bei der Konkurrenz, so entsteht hier doch eine beklemmende, klaustrophobische Stimmung – zumal kaum ein Raum darunter ist, bei dem die Protagonistin auch mal stehen darf. Einige der Abschnitte sind auch so perfide, dass durchaus eine Form der Spannung entsteht. Später kommen noch stärkere Science-Fiction- und surreale Horror-Elemente hinzu, die ebenfalls der Atmosphäre sehr gut tun und das Gefühl vermitteln, in einer fremden Welt verloren zu sein. Wer sich auf diese einlassen kann und nicht den Anspruch hat, dass das hier mehr sein muss, für den ist Meander – Survival Instinct daher auf jeden Fall einen Blick wert.

Credits

OT: „Méandre“
Land: Frankreich
Jahr: 2020
Regie: Mathieu Turi
Drehbuch: Mathieu Turi
Musik: Frédéric Poirier
Kamera: Alain Duplantier
Besetzung: Gaia Weiss, Peter Franzén, Romane Libert

Bilder

Trailer

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In „Meander – Survival Instinct“ wacht eine Frau in einem Labyrinth aus Schächten und tödlichen Fallen auf. Solche Filme hat es natürlich schon einige gegeben. Doch die Umsetzung ist gelungen, gerade später, wenn das stärker in Richtung Science-Fiction und Horror geht. Die pseudophilosophische Ausrichtung ist dafür ein bisschen dünn, die Abwechslung ist notgedrungen ebenfalls eher gering.
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