Village Music
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Village Music

Village Music
„Village Music“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

In einer kleinen Gemeinde mitten in der Taklamakan-Wüste wächst Senet als das jüngste Mitglied einer Familie auf. Neben der Arbeit auf den Feldern bestimmen Traditionen und Musik das Leben der Menschen, auch von Senet, der von Kindesbeinen an das Musizieren, Tanzen und Singen erlernt. Auch seine Schwester Senem, mit der er sehr viel Zeit verbringt, wird an die Bräuche der Gemeinde herangeführt. Ein fester Bestandteil dieser Traditionen sind die Besuche von Musikern von außerhalb des Dorfes, die teils auch aus anderen Kulturen kommen, um mit den Sängern, Tänzern und Rawap-Spielern des Dorfes zu musizieren. Für Senets älteren Bruder Loqman sind diese Besuche jedoch nicht genug, weswegen er sich sehnt nach der Welt jenseits des Dorfes, um seine Musik zu perfektionieren. Aber auch diese Zeit reicht ihm nicht aus, sodass die Sehnsucht immer weiter in ihm brodelt.

Direkt und überraschend

Der Anthropologe Lewis Henry Morgan hat in seinem Werk Ancient History geschrieben, dass die Wiege der Zivilisation der Fluss Tarim im Westen Chinas sei. Regisseurin Lina Wang ist vertraut mit dem Buch des US-Amerikaners, nicht nur weil sie in der Region aufwuchs, sondern weil sie das Zentrum der Geschichten ist, die ihre Filme erzählen. Schon ihr erster Spielfilm A First Farewell handelt von dieser Region und den Menschen, die sie bevölkern, sowie den Traditionen, die das Leben dort bestimmen. Auch ihr zweiter Film Village Music, der aktuell auf dem Filmfest München zu sehen ist, spielt in dieser Region und zeigt eine Dorfgemeinschaft, ihre Bräuche, Hierarchien und vor allem die Musik, die ein wichtiges Bindeglied innerhalb der Generationen darstellt.

Wie in A First Farewell spielt die Perspektive von Kindern eine wichtige Rolle in Wangs zweitem Film. Durch die Augen Senets und seiner Schwester Senem verfolgen wir die Initiation eines neuen Mitglieds der Familie sowie der Dorfgemeinschaft. Wie schon die Männer und Frauen vor ihm kommen die beiden früh in Berührung mit der Musik und dem Tanz und erhalten einen Ahnung von der spirituellen Bedeutung dieser beiden Aspekte. Die Geschichten, die über die Texte der Lieder transportiert werden und deren Rhythmus sich durch die Instrumente ergibt, sind noch viel älter und wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Wang zeigt uns Ausschnitte einer oralen Tradition und zugleich den Werdegang eines jungen Menschen. Die Bildsprache ist ruhig, blickt auf die Menschen wie auch die prächtige Landschaft, das Dorf, die Felder und die Musik, sodass man ein Gefühl für diesen Mikrokosmos erhält und wie er funktioniert. Wie die Arbeiten Morgans ist auch Wangs Ansatz ein anthropologischer, weshalb der Zuschauer das ein oder andere Mal meinen könnte, eine Dokumentation zu sehen und keinen Spielfilm

„Für diese Leidenschaft gibt es keine Heilung.“

Der zweite Erzählstrang kann als eine Erweiterung der Perspektive auf die Gemeinde gesehen werden, doch er gibt der Geschichte zugleich einen universellen Rahmen. Neben den beiden Kindern steht der junge Loqman, seine Liebe zur Musik sowie zu der Bauerntochter Arzugul im Zentrum vieler Momente des Films. Die Reise in die Länder und Kulturen außerhalb des Dorfes ist Teil seiner Initiation, seiner Entwicklung als Mensch und als Künstler. Parallel zu der Entwicklung Senets und Senem werden wir Zeuge von Loqmans Reifeprozess, seinem schärferen Blick für seine Kunst, beispielsweise beim Begutachten eines Rawaps, und seines Konflikts, wenn er sich zwischen seiner beiden Leidenschaften entscheiden muss. Ohne zu sehr ins Melodramatische abzudriften, verbindet Wangs Inszenierung Romantik, Tragik und die Initiation eines Menschen. „Für diese Leidenschaft gibt es keine Heilung“, sagt Loqman an einer Stelle im Film und man weiß nicht so recht, was oder wen er in diesem Moment meint.

Credits

OT: „Cun Zhuang Yin Yue“
Land: China
Jahr: 2024
Regie: Lina Wang
Drehbuch: Lina Wang, Xeli Abduqadir
Kamera: Yong Li
Besetzung: Erkin Nuri, Reyhan’gul Exet, Dilshat Loqman, Aqniyaz Ismayi, Loqman Exet

Trailer

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Village Music
fazit
„Village Music“ ist ein ruhiger Film über die Verbindung von Kunst und Tradition. Regisseurin Lina Wang erzählt von einer Familie und einer Gemeinschaft und wie die Musik eine Verbindung zwischen den Generationen schafft, zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Ihr gelingt ein Film, das fast schon dokumentarisch anmutet und der durch seinen genauen Blick auf die Figuren sowie ihre Heimat überzeugt.
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