
Seit dem tragischen Tod seiner Eltern fühlt sich Elio ganz allein auf der Welt. Zwar versucht seine Tante Olga, ihm so gut es geht zur Seite zu stehen und alles Mögliche für ihn zu tun. Doch was sie auch tut, sie dringt nicht zu dem einsamen Jungen durch. Als dieser auf einer Ausstellung von der Voyager Golden Record erfährt, mit der die Menschen in den 1970ern den Kontakt zu Außerirdischen aufnehmen wollten, ist er begeistert von dem Gedanken, dass es irgendwo da draußen noch anderes Leben gibt. Mehr noch, er sehnt sich danach, von diesen zu einem fremden Planeten mitgenommen zu werden. Eines Tages geht dieser Wunsch tatsächlich in Erfüllung und er wird zu einer Versammlung von Aliens mitgenommen, die irrtümlich in ihm den Herrscher der Erde sehen. Und als wäre das nicht schon kompliziert genug, taucht der kriegstreibende Lord Grigon auf und droht, alle anderen zu unterwerfen …
Sympathische Außenseiter-Geschichte
Dass Animationsstudios Höhen und Tiefen durchmachen, ist zwar keine Seltenheit. Je länger eines dabei bleibt, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, auch mal eine Krise zu erleben. Bei keinem dürften diese Schwankungen aber derart hoch gewesen sein wie bei Pixar, die seit der Corona-Pandemie ihren Status als Premiumstudio eingebüßt haben. Nach mehreren Disney+ exklusiven Filmen floppte das Toy Story Spin-off Lightyear überraschend. Die Original-Entwicklung Elemental lief besser, auch dank starker internationaler Einspielergebnisse. Ein Hit war der Mix aus Liebesgeschichte und Einwandererbetrachtung aber kaum. 2024 wurde Alles steht Kopf 2 dann zur Sensation, war eine Zeit lang sogar der erfolgreichste Animationsfilm aller Zeiten. Nun steht mit Elio wieder eine Eigenentwicklung an – und die kommerziellen Aussichten sind eher trübe.
Dabei würde man dem Film durchaus Erfolg wünschen. Sympathisch ist das Science-Fiction-Abenteuer auf jeden Fall, wenn es sich für Außenseiter stark macht. Die Geschichte um einen Jungen, der sich auf der Erde so fremd fühlt, dass er lieber unter Außerirdischen ist als unter seinesgleichen, geht schon zu Herzen. Gerade Zuschauer und Zuschauerinnen, die selbst einmal unter Ausgrenzung litten, werden sich darin wiederfinden, ebenso solche, die einen schweren Verlust erleiden mussten und nach einem neuen Sinn im Leben suchen. Elio ist zwar kein einfacher Charakter. Vor allem macht er seiner Tante das Leben schwer, auch andere Jugendliche stößt er unnötig weg. Aber er ist doch lebensnah genug gezeichnet, dass man ihm das nicht wirklich übelnimmt, zumal die kindliche Freude an fremden Wesen auch etwas Mitreißendes an sich hat.
Zu hastig und überraschungsarm
Wobei der tatsächlich emotionale Teil beginnt, als Glordon hinzukommt, der Sohn des Alien-Antagonisten. Nicht nur, dass er der erste echte Freund des Jungen wird und diesem das Gefühl gibt, einen Platz in diesem Leben zu haben. Dessen Geschichte mit dem kriegerischen Papa bringt ebenfalls erstaunlich bewegende Szenen hervor. Das Regie-Duo Madeline Sharafian und Domee Shi (Rot) hat aus dem Stoff schon einiges hervorgeholt, um das Publikum zu packen. Leider nimmt sich Elio aber nicht die Zeit, um die einzelnen Themen wirklich zu vertiefen. Gerade das Ende ist schon arg hastig, wenn noch ganz schnell das obligatorische Happy End erzwungen werden muss. Hinzu kommt, dass der Film oft etwas formelhaft ist, sowohl im Hinblick auf den Humor wie auch den Ablauf der Handlung.
Dafür ist er visuell wie immer geglückt. Gerade auch die Designs der Außerirdischen machen Spaß, hier hat man sich endlich mal wieder kreativ etwas austoben können und hat eine Reihe sonderbarer Wesen erschaffen. Tatsächlich würde man sich wünschen, noch ein bisschen mehr Zeit mit diesen verbringen zu können, anstatt sie derart zu verheizen. Kaum eines ist auch mal relevant für die Geschichte, die meisten sind einfach nur irgendwie da. Dennoch, in der Summe ist Elio ein guter Film von Pixar geworden, der auch Lust macht auf die bereits angekündigten weiteren Original-Entwicklungen Hopper und Gatto.
OT: „Elio“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Madeline Sharafian, Domee Shi
Drehbuch: Julia Cho, Mark Hammer. Mike Jones
Musik: Rob Simonsen
Animation: Pixar Studios
Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir hatten das Glück, uns als einziges deutsches Medium mit den beiden Regisseurinnen Domee Shi und Madeline Sharafian zum Interview treffen zu können und mit ihnen über Elio zu sprechen.
Wer mehr über die Geschichte von Pixar erfahren möchte: In unserem Themenspecial verraten wir euch mehr über das berühmte Animationsstudio und stellen Dutzende von Werken vor.
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