Zwei Schlitzohren in Antalya

Thomas Parler (Horst Janson) hat genug von seinem Job als Werbegrafiker. Von seiner Ehefrau Regine (Heidi Brühl) ist er geschieden, weswegen ihn nicht mehr viel in Deutschland hält. Mit einem Wohnmobil bricht Thomas in den Süden auf. Schon unterwegs macht er die Bekanntschaft mit dem türkischen Automechaniker Vural Kaya (Tayfun Bademsoy), der in Deutschland wegen Diebstahls gerade aus dem Gefängnis entlassen worden ist und zu seiner Familie nach Antalya zurückwill. Die beiden Männer setzen die Reise gemeinsam fort und freunden sich miteinander an. Vural überredet Thomas, an einem wunderschönen Strand vor Antalya ein Lokal aufzumachen und gemeinsam zu betreiben. Es kommt immer wieder zu Streitereien mit dem Hotelbesitzer Turan (Yaman Okay), der sich dieses Geschäft selbst nicht entgehen lassen will. Außerdem sorgen Georg (Ralf Wolter) und Ilse Sallwey (Eva-Ingeborg Scholz) für Aufregung, die sich in den Bergen als Hobby-Archäologen versuchen.

Ein Lokal am Strand

Im Jahr 1990 schuf der Erfolgsautor Felix Huby (1938-2022; Detektivbüro Roth) gemeinsam mit seinen Kollegen Marcus Conradt (geb. 1935; Wartesaal zum kleinen Glück) und Werner Jany die Vorabendserie Zwei Schlitzohren in Antalya, die auf charmante Weise die Freundschaft zwischen deutschen und türkischen Menschen propagierte, nicht in Deutschland, sondern in der türkischen Urlaubsregion Antalya, die in jenen Jahren gerade erst ihren touristischen Siegeszug anzutreten begann. Im Mittelpunkt der Serie steht der von Horst Janson (Der Bastian) gespielte deutsche Aussteiger Thomas Parler, eine Figur, die man in vergleichbaren Versionen auch aus der Serie Der Sonne entgegen kannte. Ihm haben die drei Autoren einen Deutsch-Türken mit etwas fragwürdiger Vergangenheit zur Seite gestellt, den der 1958 geborene Tayfun Bademsoy in seiner ersten Serienhauptrolle darstellt. Das regelmäßige Ensemble der ersten, aus zehn 50-minütigen Folgen bestehenden Staffel setzt sich aus einigen deutschen und einigen türkischen Schauspielern zusammen, so dass am Ende eine überzeugende Mischung der beiden Sprachen entsteht (die in den längeren türkischen Passagen hier noch deutsch untertitelt ist).

Der durchgehende Handlungsstrang der ersten Staffel beschäftigt sich mit der Entstehung des kleinen Strandlokals der beiden neuen Freunde und ihren Auseinandersetzungen mit dem Hotelbesitzer. Ihre Schlitzohrigkeiten, die der Serie ihren Titel bescherten, beschränken sich größtenteils auf das Fälschen einer Schatzkarte, die sie dem deutschen Ehepaar Sallwey verkaufen – und dieses tatsächlich an eine Ausgrabungsstätte führt, wo sie vorchristliche Münzen und ein sehr gut erhaltenes Mosaik entdecken. Dadurch kommt es zu Problemen mit Cifikci, dem Bürgermeister von Antalya (Erol Tezeren). Und auch für Liebesverwicklungen ist reichlich gesorgt, weil sich Thomas in der Türkei in die hübsche Gül (Bestem Türen) verliebt, die natürlich eifersüchtig wird, als Thomas‘ Ex-Frau Regine mit der gemeinsamen Tochter Chris (Jasmin Keuchel) in der Urlaubsregion auftaucht. Die Geschichten der ersten Staffel haben darüber hinaus nicht viele gelungene Ideen zu bieten, weswegen die Serie schnell monoton wird und auch aufgrund der immer gleichen Panflötenmusik sehr schematisch wirkt. Highlight der Staffel ist zweifellos die Episode „Wer andern eine Grube gräbt…!“, in der mit dem deutschen Touristen Konrad Müller (Dieter Pfaff) die spannendste und witzigste Figur auftaucht.

Deutsch-türkische Freundschaften

Als drei Jahre nach der ersten Staffel eine zweite ausgestrahlt wurde, die abermals aus zehn 50-minütigen Episoden bestand, die nun von Felix Huby komplett im Alleingang geschrieben worden waren, hat dieser aus dem Gastauftritt Dieter Pfaffs in der ersten Staffel eine regelmäßige Figur gemacht, die später in der Serie durch seine ebenso kauzige Filmmutter Herta Müller (Elisabeth Wiedemann) wirkungsvoll ergänzt wird. Parler und Kaya haben hier ihr Strandlokal aufgegeben und in der Innenstadt von Antalya ein Haus erworben, in dem sie wohnen und ihre Geschäfte betreiben wollen. Bei Vural sind das in erster Linie Tätigkeiten in einer Werkstatt. Thomas hingegen findet eine Anstellung als Tennislehrer in einem edlen Strandclub.

Den Strandclub leitet die Deutsche Marlene Nordmann (Christiane Krüger), die sich prompt in Thomas verliebt, der sich zuvor von seiner Liebe Gül getrennt hatte.  Und auch Vural wandelt nun auf Freiersfüßen. Die Beschaffung des Brautgeldes für seine Auserwählte Sermin Baytash (Meral Yüzgülec) ist der große rote Faden der zweiten Staffel und bietet den beiden Freunden auch deutlich mehr Möglichkeiten, ihre Schlitzohrigkeit unter Beweis zu stellen. Die zweite Staffel ist dabei deutlich abwechslungsreicher ausgefallen als die erste, wenngleich die typisch deutschen Drehbuchverwicklungen auch hier nur selten über das Mittelmaß hinauskommen. Immerhin gibt es Gelegenheiten für lohnenswerte Gastauftritte, von denen das abenteuerlustige Ehepaar Klose (Peter Kern und Billie Zöckler) und ein eitler Schauspieler und sein cholerischer Regisseur (Peer Augustinski und Jochen Busse) am nachhaltigsten in Erinnerung bleiben.

Wenn man mit keinen allzu großen Erwartungen an diese nunmehr gut 30 Jahre alte Serie herangeht, kann man sich einigermaßen kurzweilig, wenngleich auch ohne besondere Ansprüche unterhalten lassen. Die charmant besetzten Hauptrollen und einige spannende Gastauftritte bieten das Salz in der Suppe, das den Drehbuch-Einheitsbrei dann doch immer wieder ein wenig aufwertet. Die DVD-Erstveröffentlichung der gesamten Serie bei Pidax (20 Folgen auf vier Scheiben) bietet ein akzeptables Bild (im Vollbildformat 1,33:1), das in der ersten Staffel etwas überbelichtet und unscharf wirkt, in der zweiten dann natürlichere Farben zu bieten hat, aber auch immer wieder MAZ-Artefakte aufweist. Der deutsche Originalton (in Dolby Digital 2.0 Stereo) ist nicht zu beanstanden, Extras sind keine mit aufgespielt.