The Mud Under My Window

Auch wenn Animationsfilme gern genommen werden, um fantastische Geschichten zu erzählen und Dinge visualisieren zu können, die es in der Realität nicht gibt, sind sie doch ebenso gut geeignet, um ganz irdisch und menschlich zu bleiben. A Boat In The Garden ist ein gutes Beispiel dafür, das von dem schwierigen Verhältnis zwischen einem Vater und einem Sohn erzählt. In eine ähnliche Richtung geht der Kurzfilm The Mud Under My Window, hier ist es die Beziehung einer Mutter und einer Tochter, die unter die Lupe genommen wird. Im Mittelpunkt steht dabei die 14-jährige Emma, die bei ihrer einen Mutter Hélène lebt, dabei aber viel lieber bei der anderen Mutter wäre. Dabei spricht die französisch-belgische Coproduktion Rollenverteilungen an, setzt Idealisierung und Realität in Kontrast. Das macht sich bereits bei der Art und Weise bemerkbar, wie die Protagonistin mit den jeweiligen Müttern spricht. Am Telefon liebevoll mit der einen, die andere lässt sie selbst dann nicht an sich heran, wenn sie neben ihr steht.

Umgesetzt ist das in einer sehenswerten Optik. Die Tristesse des Alltags spiegelt sich in den Bildern, die eine Variation verschiedener Grautöne anbietet. Untermalt wird das Ganze vom Regengeräusch. Subtil ist das nicht, effizient aber schon. Es gelingt Regisseurin und Drehbuchautorin Violette Delvoye, mit ihrem Kurzfilm eine dichte Atmosphäre zu erzeugen. The Mud Under My Window ist dabei überwiegend realistisch gehalten, geradezu naturalistisch, erst zum Ende hin spielt sie ein wenig mit der Wahrnehmung. Manches an dem Werk hätte gern etwas weiter vertieft werden können, in den zwölf Minuten wird vieles nur kurz angeschnitten, die Geschichte ist fragmentarisch. Aber es ist eine zutiefst menschliche Geschichte, bei der man leicht mitfühlen kann und die sensibel von zwischenmenschlichen Problemen erzählt – sowie der Hoffnung, diese hinter sich zu lassen.