Celeste wusste schon früh, was sie einmal werden will: eine Wissenschaftlerin! Aus dem Kind von damals ist inzwischen eine junge Frau geworden, die kurz davor steht, sich einen Traum zu erfüllen. So steht ein Flug ins Weltall bevor, eine interstellare Mission führt sie an einen weit entfernten Ort. Dabei lässt sie auch ihren treuen Roboter zurück, der sich immer um sie gekümmert hatte. Von früh an war er an ihrer Seite, half ihr, auch später noch als sie älter wurde und anfing, einen eigenen Weg einzuschlagen. Doch nun, da die Mission erfüllt ist, weiß er nicht so recht, was er mit sich anfangen soll. Auf der Erde zurückgelassen vermisst er seine beste Freundin und muss nach etwas suchen, mit dem er sich beschäftigen kann. Aber auch Celestes Gedanken kehren immer wieder in die Vergangenheit zurück, wenn sie an ihren treuen Freund und ihre Mutter denkt, während sie Abenteuer erlebt …
Adaption einer Graphic Novel
Mangelnde Schaffenskraft kann man Eric San kaum vorwerfen. So hat der auch unter dem Künstlernamen Kid Koala bekannte Kanadier mehrere Alben veröffentlicht, auf denen er mit den verschiedensten Musikstilen experimentiert, der DJ war mit den unterschiedlichsten Bands auf Tour, arbeitete auch an Filmmusik. 2003 veröffentlichte er mit Nufonia Must Fall eine erste Graphic Novel, 2011 folgte Space Cadet. Beide Male wurden die Comics mit dazu passender Musik im Set veröffentlicht. Während er Ersteres in Form einer Puppen-Bühnenshow noch einmal zum Leben erweckte, kommt jetzt ein Animationsfilm, der auf dem zweiten Werk basiert. Regie führt San dabei selbst und gab dadurch auch sein Debüt als Filmregisseur – die Lust am Ausprobieren ist ihm also geblieben.
Die Graphic Novel als Animationsfilm umzusetzen, ist dabei durch den ohnehin schon multimedialen Aspekt der Vorlage ein naheliegender Gedanke. Hier werden die Bilder nur eben auch bewegt. Hinzu kommt, dass die literarische Version auf Texte verzichtete. Und so dann eben auch die Verfilmung, bei Space Cadet wird kein einziges Wort gesprochen. Die Geschichte wird ausschließlich über die Optik erzählt, manchmal verstärkt durch die begleitende Musik. Nicht nur deshalb werden sich manche an Robot Dreams erinnert fühlen. In beiden Fällen handelt es sich um einen Animationsfilm, der auf einer Graphic Novel basiert, ohne Worte auskommt und von der Freundschaft zu einem Roboter erzählt. Da schreiben sich die Vergleiche quasi von selbst.
Zwischen Aufbruch und Rückbesinnung
Und noch etwas haben die beiden Werke gemeinsam: Es geht jeweils auch um die Schwierigkeit des Loslassens. Bei Space Cadet taucht dieses Thema jedoch sehr viel früher auf. So wird ein Großteil der Geschichte tatsächlich aus Sicht des Roboters erzählt, der durch die Mission seines Schützlings auf einmal ohne Aufgabe dasteht – und damit ohne Sinn. Das erinnert nicht zufällig an das Empty-Nest-Syndrom, welches Eltern immer wieder plagt, nachdem die Kinder ausgezogen sind. Während Celeste jedoch davonrast, blickt auch sie immer wieder zurück. Für sie werden die Erinnerungen an den Roboter und die Mutter zu einer Antriebskraft. Auf diese Weise schwankt die Geschichte dann auch immer wieder zwischen dem Blick zurück und dem Blick nach vorne, gibt beidem eine Bedeutung. Zu leben heißt, eine Balance zu finden und die verschiedenen Bestandteile miteinander zu verbinden.
Das geht an manchen Stellen richtig zu Herzen, die eine oder andere Träne wird beim Publikum schon die Wange runterkullern. Wobei es aber auch heitere Momente gibt, später zudem aufregende, wenn die Abenteuer im All anstehen. Wie bei Sans musikalischen Expeditionen, welche verschiedenste Einflüsse miteinander verbinden, hebt Space Cadet immer wieder Grenzen auf, wird zu einer ganz eigenen Entdeckungsreise. Durch die doppelte Perspektive wirkt das Ergebnis manchmal etwas ziellos. Und doch ist das hier ein gelungenes Debüt. Der Animationsfilm, der auf der Berlinale 2025 Premiere feierte, mag dabei visuell etwas einfach gehalten sein, überzeugt aber durch Charme, Witz und eben Herz und ist damit ein Geheimtipp, den man sich nicht entgehen lassen sollte.
OT: „Space Cadet“
AT: „Robot, Celeste & das All“
Land: Kanada
Jahr: 2025
Regie: Eric San
Drehbuch: Mylène Chollet
Vorlage: Eric San
Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Regisseur Eric San zu unterhalten. Im Interview zu Space Cadet sprechen wir über die Entstehung der Graphic Novel und seine Beziehung zu Technologie.
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