
Ein typischer Alltag in Los Angeles. Die Kleinganoven Anthony (Ludacris) und Peter (Larenz Tate) sind mal wieder auf Beutezug und stehlen das Auto des Anwalts Rick Cabot (Brendan Fraser) und seiner Frau Jean (Sandra Bullock). TV-Regisseur Cameron (Terrence Howard) und seine Frau Christine (Thandie Newton) geraten in eine Fahrzeugkontrolle durch die Polizisten John Ryan (Matt Dillon) und Tom Hanson (Ryan Phillippe), die außer Kontrolle gerät. Der persische Ladenbesitzer Farhad (Shaun Toub) ärgert sich über den Handwerker Daniel (Michael Peña). Detective Graham Walters (Don Cheadle) wiederum hat sowohl privat wie auch beruflich einiges um die Ohren in einer Nacht, die sein Leben für immer verändern wird …
Kontroverser Kritikerliebling
Filmpreise sind auf der einen Seite eine große Ehre für diejenigen, die sie erhalten. Sie können aber auch viel Ärger bedeuten, so manche Auszeichnung ist mit Kontroversen verbunden. Das trifft natürlich auch auf den wichtigsten aller Preise zu, den Academy Award. Hinter so manche Oscar-Auszeichnung darf man ein Fragezeichen setzen, gerade auch für den Hauptpreis des besten Films des Jahres. So hatte kaum einer CODA als Gewinner auf dem Schirm, das harmlose Remake eines französischen Hits war ein typisches Konsenswerk, das niemanden begeistert, aber auch niemanden stört. Besonders hart angegangen wird inzwischen aber L.A. Crash, das 2006 die begehrte Statue erhielt – für viele eines der schlimmsten Fehlurteile in der Geschichte der Oscars.
Tatsächlich ist so manches an dem Werk fragwürdig. Das fängt schon damit an, dass es etwas dreist ist, wenn ein Regisseur sexuelle Nötigung anprangert, der später wegen Vergewaltigung verurteilt wurde. Seine Kritik an Rassismus in verschiedensten Formen ist sicherlich richtig, da hat sich in den 20 Jahren seither in den USA auch nicht viel getan. Richtig viel Interessantes hat Paul Haggis (Im Tal von Elah, 72 Stunden – The Next Three Days) dazu aber nicht zu sagen. Viele der Figuren bleiben schemenhaft, gehen nicht über Stereotype hinaus. Dass L.A. Crash zahlreiche Stars vereinen konnte, ändert daran nicht viel. Manchmal wird zwar versucht, mehr Nuancen und Ambivalenzen einzubauen. So darf beispielsweise Ryan zunächst ein widerwärtiger Grapscher sein, nur um dann als Held aufzutreten. So etwas kann spannend sein, hier ist es eher willkürlich.
Willkürlich und manipulativ
Das ist dann auch eines der Probleme des Films: An vielen Stellen ist völlig unverständlich, warum sich die Figuren verhalten, wie sie es tun. Da ging es Haggis und seinem Co-Autor Bobby Moresco eher darum, möglichst viel Dramatik zu erzeugen, anstatt die Ereignisse organisch entstehen zu lassen. Eigentlich will L.A. Crash ja den Alltag schildern und auf diese Weise auf gesellschaftliche Schiefstellungen aufmerksam machen. Wenn aber kaum jemand wie ein realer Mensch wirkt, ist das Ergebnis wenig effektiv. So gut die Absicht hinter dem Werk war, das für den Regisseur ein echtes Herzensprojekt gewesen sein soll: Das alleine reicht nicht aus. Anstatt eine Reihe von Strängen unbeholfen miteinander zu verknüpfen, wäre es gut gewesen, vielleicht etwas genauer hinzuschauen und sauberer zu erzählen.
Dafür gibt es dann viel Manipulation und Holzhammer. Manchmal ist das nervig, an anderen Stellen langweilig. Zuweilen wird L.A. Crash auch unfreiwillig komisch, darunter die groteske Szene, wenn sich der Ladenbesitzer rächen möchte. Das ist schon ziemlich ärgerlich, weil das wichtige Thema und das erstklassige Ensemble auf plumpe, geradezu fahrlässige Weise verschwendet werden. Natürlich darf man trotzdem bewegt sein von den Ereignissen, wenn viel Schreckliches geschieht und die Hoffnungsschimmer rar gesät sind. Aber es gibt so viele bessere Beiträge zu dem Themenkomplex Rassismus sowie anderen wenig schmeichelhaften Aspekten, dass man hier wirklich etwas ungläubig sein darf, was genau die höchste Auszeichnung gerechtfertigt haben soll.
OT: „Crash“
Land: USA
Jahr: 2004
Regie: Paul Haggis
Drehbuch: Paul Haggis, Bobby Moresco
Musik: Mark Isham
Kamera: James Michael Muro
Besetzung: Sandra Bullock, Don Cheadle, Matt Dillon, Karina Arroyave, Dato Bakhtadze, Art Chudabala, Brendan Fraser, Ludacris, Larenz Tate, Thandie Newton, Jennifer Esposito, William Fichtner, Terrence Howard, Ryan Phillippe, Shaun Toub, Michael Peña
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Academy Awards | 2006 | Bester Film | Sieg | |
Beste Regie | Paul Haggis | nominiert | ||
Bestes Original-Drehbuch | Paul Haggis, Bobby Moresco | Sieg | ||
Bester Nebendarsteller | Matt Dillon | nominiert | ||
Bester Schnitt | Hughes Winborne | Sieg | ||
Bestes Lied | Kathleen York, Michael Becker | nominiert | ||
BAFTA | 2006 | Bester Film | nominiert | |
Beste Regie | Paul Haggis | nominiert | ||
Bestes Original-Drehbuch | Paul Haggis, Bobby Moresco | Sieg | ||
Bester Nebendarsteller | Matt Dillon | nominiert | ||
Bester Nebendarsteller | Don Cheadle | nominiert | ||
Beste Nebendarstellerin | Thandiwe Newton | Sieg | ||
Beste Kamera | J. Michael Muro | nominiert | ||
Bester Schnitt | Hughes Winborne | nominiert | ||
Bester Ton | Richard Van Dyke, Sandy Gendler, Adam Jenkins, Marc Fishman | nominiert | ||
Golden Globes | 2006 | Bestes Drehbuch | Paul Haggis, Bobby Moresco | nominiert |
Bester Nebendarsteller | Matt Dillon | nominiert |
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