Block Pass La Pampa
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Block Pass

Inhalt / Kritik

Auch wenn der Tod seines Vaters inzwischen schon eine Weile zurückliegt, Willy (Sayyid El Alami) ist nie darüber hinweggekommen. So weigert er sich, die Habseligkeiten des Verstorbenen wegzuräumen. Genauso fällt es ihm schwer zu akzeptieren, dass seine Mutter einen neuen Freund hat. Während die Situation zu Hause angespannt ist, findet er Entspannung beim Motocross-Fahren. An seiner Seite: Jojo (Amaury Foucher), mit dem er sei seiner Kindheit befreundet ist. Die beiden sind unzertrennlich. So dachte Willy zumindest. Doch als er eines Tages hinter ein Geheimnis seines besten Freundes kommt, droht sein Leben endgültig aus der Spur zu geraten …

Ein Leben mit dem Tod

Wie geht man damit um, wenn ein Elternteil gestorben ist? Gleich zwei französische Filme feierten dieses Jahr in Cannes Premiere, bei denen ein junger Mann mit dem Tod seines Vaters zu kämpfen hat. Doch trotz einer vergleichbaren Ausgangssituation, unterschiedlicher könnten Holy Cow und Block Pass kaum sein. Das fängt schon mit den familiären Umständen hat. Beim ersten Film gibt es auch keine Mutter, weshalb der Protagonist selbst in eine Art Vaterrolle hineinrutscht und sich um seine jüngere Schwester kümmern muss. Willy hingegen hat keine Verantwortung, scheint auch nicht bereit, diese zu übernehmen. Er verhält sich zum Teil noch sehr kindlich, spontane Wutausbrüche inklusive.

Aber auch bei der Tonalität gibt es Unterschiede. Die oben genannte Coming-of-Age-Geschichte war mit viel Humor verbunden, mit einer grundsätzlich lebensbejahenden Ausrichtung auch und viel Charme. Selbst wenn wieder etwas schiefging, was häufiger der Fall war, hatte man immer das Gefühl, dass die Zukunft gerade erst beginnt. Block Pass handelt zwar auch von einem Umbruch, verbindet dies aber mit Pessimismus, Sorgen, teils sogar Gewalt. Konflikte sind an der Tagesordnung, bis zum Ende wird gestritten, oft geschrien. Und wenn das nicht hilft, wird Prügel angedroht, sogar von Totschlag ist die Rede. Die an und für sich idyllische Natur steht in einem starken Kontrast zu den Menschen, die sich gegenseitig das Leben schwermachen.

Zu unentschlossen

Richtige Vorbilder gibt es in diesem Umfeld nicht. Da wird auch eine toxische Männlichkeit gepflegt, an der sich der Nachwuchs zu orientieren hat. Das heißt nicht, dass es nicht auch schöne Szenen gibt, wenn beispielsweise Willy einem Mädchen näherkommt. Auch bei den beiden Freunden finden sich Momentaufnahmen, die bei Block Pass für ein bisschen Ruhe und Frieden sorgen, inmitten der angespannten Situation. Aber sie sind eher selten. Grundsätzlich ist das zwar schon in Ordnung. Coming-of-Age-Dramen dürfen auch mal düsterer werden und auf Heile-Welt-Visionen verzichten. Nur weil jemand erwachsen wird, heißt das ja nicht automatisch, dass dann auch alles gut wird, selbst wenn das am Ende solcher Filme gern suggeriert wird.

Problematisch ist bei Block Pass aber, dass man hier gar nicht so genau sagen kann, was Regisseur und Co-Autor Antoine Chevrollier bei seinem Spielfilmdebüt eigentlich erzählen wollte. So werden die Konflikte um die Trauerarbeit zu keinem wirklichen Ende gebracht. Es gibt auch keine Entwicklung. Ärgerlich ist vor allem, wie – Vorsicht Spoiler – die Homosexualität von Jojo zu einem rein dramaturgischen Element missbraucht wird. Der Film interessiert sich gar nicht wirklich für den zweiten Protagonisten, macht ihn zu einem Mittel zum Zweck. Das ist schade, weil das alles gut gespielt ist. Themen wie Männlichkeitsbilder und Trauerarbeit sind auch wichtig und dankbar genug, um daraus einen ganzen Film zu machen. In der Form ist das dann aber wenig überzeugend. Manches ist zu übertrieben und auch klischeehaft, anderes hätte weiter ausgebaut werden müssen.

Credits

OT: „La Pampa“
Land: Frankreich
Jahr: 2024
Regie: Antoine Chevrollier
Drehbuch: Antoine Chevrollier, Bérénicebocquillon, Faïza Guène
Musik: Sacha, Evgueni Galperine
Kamera: Benjamin Roux
Besetzung: Sayyid El Alami, Amaury Foucher, Damien Bonnard, Florence Janas, Artus

Filmfeste

Cannes 2024

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Block Pass
fazit
„Block Pass“ folgt einem jungen Mann zwischen Motocross-Rennen, einer kriselnden Freundschaft und unerledigter Trauerarbeit. Das ist gut gespielt und spricht grundsätzlich gute Themen an, verlässt sich aber zu sehr auf emotionale Szenen, anstatt sich wirklich mit den Themen zu befassen.
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