Holy Cow Vingt Dieux
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Holy Cow Vingt Dieux
„Holy Cow“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Bislang führte Totone (Clément Faveau) ein recht unbekümmertes Leben. Der 18-Jährige ist viel mit seinen Freunden unterwegs, trinkt Bier, feiert kräftig. Viel mehr ist in der ländlichen Gegend ohnehin nicht zu tun. Das ändert sich jedoch schlagartig, als sein Vater stirbt. Nicht nur, dass Totone auf einmal Verantwortung für sein eigenes Leben übernehmen muss. Er muss sich zudem um seine 7-jährige Schwester Claire (Luna Garret) kümmern. Einfach ist das nicht, ein erster Job auf einem Hof, der sich dem Käsemachen verschrieben hat, endet in einem Debakel. Also beschließt er, unterstützt von seinen Freunden Jean-Yves (Mathis Bertrand) und Francis (Dimitry Baudry), selbst an einem Käsewettbewerb teilzunehmen, bei dem es 30.000 Euro zu gewinnen gibt. Dabei kommt er auch Marie-Lise (Maïwène Barthelemy) näher, die selbst einen Hof betreibt …

Die Welt als Abenteuer

Dass die Lage der Landwirtschaft in Europa schwierig ist, das ist kein Geheimnis. Die globale Konkurrenz ist groß, ebenso der Preisdruck. Hinzu kommen zahlreiche EU-Bestimmungen, die immer wieder für Ärger sorgen. Entsprechend werden immer wieder Filme produziert, welche die Herausforderungen in diesem Bereich betonen. Das biografisch gefärbte französische Drama Das Land meines Vaters etwa erzählte von den zunehmend verzweifelten Versuchen eines familienbetriebenen Hofs, sich in einer sich verändernden Rahmenbedingung zu behaupten. Mit Holy Cow liegt nun ein Gegenentwurf vor, der zwar ebenfalls von landwirtschaftlichen Betrieben in einer ländlichen Region Frankreich erzählt, genauer dem im Osten des Landes liegenden Département Jura. Die Tonalität ist aber deutlich heiterer.

Das überrascht auch deshalb, weil die Ausgangslage eine sehr düstere ist. Schließlich beginnt die eigentliche Geschichte damit, dass der Vater stirbt und Totone nun irgendwie sich und seine Schwester versorgen muss. Einfach ist das nicht, in einer Szene sieht man beispielsweise, wie die beiden aus einem Container fischen. Und doch ist der Film, der bei den Filmfestspielen von Cannes 2024 Premiere feierte, nicht wirklich dramatisch. Über weite Strecken ist Holy Cow sogar ein gutgelauntes Werk mit vielen humoristischen Szenen. Daran hat sicherlich das sommerliche Setting seinen Anteil, die idyllischen Landschaften. Aber auch die Dynamik innerhalb der Clique trägt dazu bei, die Stimmung ist oft ausgelassen, die jungen Charaktere sehen die Welt als einen Ort für Abenteuer.

Charmant und witzig

Regisseurin und Co-Autorin Louise Courvoisier, die nach mehreren Kurzfilmen hiermit ihr Langfilmdebüt gibt, ist selbst in dieser Gegend aufgewachsen. Das kommt Holy Cow zugute, wenn es um konkret landwirtschaftliche Szenen geht, etwa bei der Geburt eines Kalbs oder eben, wenn die Truppe an ihrem Käse arbeitet. Vor allem aber gelingt es ihr sehr schön, das Aufwachsen als solches zu thematisieren. In ihrem Film streift sie viele Aspekte, von Familie über Freundschaft bis zu einer ersten Liebe. Aber es geht eben auch darum, wie Totone für sich einen Platz in dieser Welt finden muss. Typische Coming-of-Age-Elemente eben, wie man sie in solchen Geschichten immer findet.

Die Tragikomödie hält dabei die Balance aus Universellem und Individuellem. Die Kombination aus den typischen Alltagsmomenten mit denen, wenn die Jungs sich über die Produktion von Käse schlau machen oder sich mit dem notwendigen Material versorgen, hilft dabei, sich von den vielen anderen Coming-of-Age-Geschichten zu unterscheiden. Holy Cow überzeugt dabei nicht nur durch Charme und Witz. Auch die Natürlichkeit des Laienensembles trägt dazu bei, dass die französische Produktion sehenswert ist und ein geglücktes Debüt von Courvoisier. Sie ist zudem sehr lebensbejahend, wenn wir hier einer Gruppe von Leuten folgen, die zwar nur eine vage Idee davon haben, was sie mit ihrem Dasein anfangen wollen, dabei aber das Gefühl vermitteln, dass die Zukunft toll wird. Und wer kann zu einem derart unbekümmerten Optimismus schon Nein sagen?

Credits

OT: „Vingt Dieux“
Land: Frankreich
Jahr: 2024
Regie: Louise Courvoisier
Drehbuch: Louise Courvoisier, Théo Abadie
Musik: Linda, Charlie Courvoisier
Kamera: Elio Balézeaux
Besetzung: Clément Faveau, Luna Garret, Mathis Bertrand, Dimitry Baudry, Maïwène Barthelemy, Armand Sancey Richard, Lucas Marillier

Bilder

Filmfeste

Cannes 2024

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Holy Cow
fazit
„Holy Cow“ erzählt von einem Jugendlichen, der sich nach dem Tod des Vaters um seine kleine Schwester kümmern muss und an einem großen Käsewettbewerb teilnehmen will. Die Coming-of-Age-Tragikomödie ist charmant und witzig, gefällt auch durch ihre lebensbejahende Art, wenn vor sommerlicher Kulisse die Welt zu einem Ort der Abenteuer und neuen Möglichkeiten wird.
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