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Ein Herbstnachmittag

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„Ein Herbstnachmittag“ // Deutschland-Start: nicht bekannt

Inhalt / Kritik

Seit dem Tod seiner Frau lebt Shuhei Hirayama (Chishu Ryu) mit seiner Tochter Michiko (Shima Iwashita) und dem jüngsten Sohn Kazuo (Shinichiro Mikami) in seinem Haus mitten in Tokio. Der älteste Sohn Koichi (Keiji Sada) hat geheiratet und einen kleinen Betrieb, der die Familie finanziell gerade so über Wasser hält. Als Hirayama bei einem Klassentreffen seinen alten Lehrer wiedersieht, bemerkt er, wie einsam der einstige Pädagoge eigentlich ist. Da er seine Tochter nie hat gehen lassen können, lebt diese nun bei ihm und betreibt mit ihm ein schlecht laufendes Nudelrestaurant. Bisher hatte Hiryama die Angebote seines Freundes, Michiko zu verheiraten, in den Wind geschlagen, doch nun beginnt er sich Sorgen zu machen, ob ihm und ihr in ein paar Jahren ein ähnliches Schicksal blüht. Er bittet Koichi in der Sache um Rat und Hilfe, der sich natürlich  als Mittelsmann anbietet, da Michiko einen seiner Freunde sehr sympathisch findet.

Einzig Michiko selbst reagiert reserviert auf das Angebot ihres Vaters, für sie nach einem Ehemann suchen. Da sie sehr glücklich zuhause ist und bezweifelt, dass Shuhei und Kazuo ohne ihre Hilfe klarkommen, will sie eigentlich lieber nicht auf das Angebot eingehen, tut dies jedoch ihrem Vater zuliebe. Auch wenn er weiß, dass dies der richtige Schritt ist, ist Shuhei übermannt von den Emotionen, die der kommende Abschied von seiner Tochter mit sich bringt.

Die einfachen Leute

Bevor 1963 Yasujiro Ozu verstarb, drehte er mit Ein Herbstnachmittag einen seine besten und bekanntesten Filme. Obwohl, wie bei vielen Werken Ozus, die Übersetzung des Titels einen Bezug zu den Jahreszeiten herstellt, spielt der Originaltitel auf eine besondere Fischart (sanma) an, die gerade von einfachen Bürgern und Arbeitern genossen wird. Schon immer sind es diesen einfachen Menschen gewesen, ihre Sorgen, aber auch ihr Glück, die im Zentrum von Werken wie Die Reise nach Tokio oder Sommerblüten stehen.

Es sind nicht die großen, opulenten Aufnahmen, die seinen Kollegen Akira Kurosawa bisweilen auszeichnen, die das Kino Ozus ausmachen, sondern eher die Bilder eines Familienessen, eines Arbeitsplatzes oder die leeren Räume, die Menschen zurücklassen, wenn sie auf einmal – durch Heirat, Umzug oder gar ihren Tod – nicht mehr da sind. Ein Herbstnachmittag behandelt viele dieser Themen und trifft dabei stets den richtigen Ton zwischen Alltagskomik und den Tragödien einer Familie zwischen Tradition und Moderne.

Sind es bei Kurosawa vielleicht die Horizontalen, so sind es bei Ozu die Vertikalen, die zeigen, was seine Figuren und deren Welt ausmacht. Stets meint man, dass die Frauen und Männer, die kennenlernen sich in einem kleinen Raum bewegen, der aber nicht für jeden von ihnen ein Gefängnis darstellt oder zumindest nicht mehr als solches wahrgenommen wird. Umrisse von Gebäuden oder die Wände der Innenräume verweisen auf die traditionellen Rollen, die noch unterstrichen werden durch die leichte Untersicht bei der Kamera, die typisch ist für das Kino Ozus.

Aber man merkt auch, dass hier etwas nicht stimmt oder sich zumindest etwas verändert – ein Gefühl, was auch den von Chishu Ryu gespielten Familienpatriarchen umtreibt und die Sicherheit dieses Mannes immer mehr zu untergraben scheint. Die Bitte um etwas Geld vom Sohn, der Kauf von ein paar Golfschlägern oder die Beziehung eines Freundes mit einer weitaus jüngeren Frau sind Vorboten dieser Veränderung, bei der noch nicht sicher ist, wohin sie eigentlich gehen soll. Selbst die Heirat, für Hirayamas Freunde noch Garant für das wirtschaftliche und spirituelle Glück, ist nicht mehr das, was es einmal war und betont die große Unruhe, die hinter der Fassade dieses Mannes herrscht.

„So werde ich nicht enden.“

Auch wenn die Inhaltsangaben von Ein Herbstnachmittag einen linearen Film versprechen, ist die Erzählweise eher episodisch. Yasujiro Ozus und Kogo Nodas Drehbuch konzentrieren sich abwechselnd auf die einzelnen Mitglieder der Familie, wobei insbesondere Hirayama und sein ältester Sohn im Vordergrund stehen. Als Angstbild dient der alte Lehrer, der sehr dem Alkohol zugetan ist und dessen Unglück ihm im Gesicht geschrieben ist. Die junge Generation schaut da eher nach vorne, wie der alte Kamerad aus der Armee, den Hirayama zufällig trifft, und der bezüglich des Kriegsverlauf eine Unterhaltung mit seinem ehemaligen Vorgesetzten anstimmen will, was Hirayama sichtlich peinlich ist.

Der Protagonist muss abwägen zwischen der materiellen Sicherheit und dem emotionalen Halt, den seine Familie ihm gibt, wobei eigentlich gar nichts mehr sicher ist. Chishu Ryu, der in vielen Produktionen Ozus mitspielte, spielt diesen Familienvater mit einer großen Würde und einer Zurückhaltung, die das Drama noch nachhaltiger im Gedächtnis des Zuschauers zurücklässt. Im Zusammenspiel mit der Inszenierung und der Kameraarbeit Yuharu Atsutas ist Ein Herbstnachmittag ein großer Film über Generationenkonflikte sowie die große Unruhe wegen der großen Ungewissheit, mit der wir unser Leben bisweilen beschreiten müssen.

Credits

OT: „Sanma no Aji“
Land: Japan
Jahr: 1962
Regie: Yasujiro Ozu
Drehbuch: Yasujiro Ozu, Kogo Noda
Musik: Kojun Saito
Kamera: Yuharu Atsuta
Besetzung: Shima Iwashita, Chishu Ryu, Keiji Sada, Mariko Okada, Teruo Yoshida, Noriko Maki, Shinchiro Mikami, Eijiro Tono

Bilder

Trailer

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Ein Herbstnachmittag
fazit
„Ein Herbstnachmittag“ ist völlig zurecht einer der besten Filme Yasujiro Ozus. Erzählt wird ein stilles Familiendrama über Veränderung, Tradition und die Angst vor der Ungewissheit der Zukunft, sodass letztlich ein berührendes Porträt der Nachkriegsgeneration entsteht.
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