Weißbier im Blut
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Weißbier im Blut

„Weißbier im Blut“ // Deutschland-Start: 27. Mai 2021 (Kino) // 12. November 2021 (DVD/Blu-ray)

Früher einmal, da war Kreuzeder (Sigi Zimmerschied) wirklich noch daran gelegen, als Polizist für Recht und Ordnung zu sorgen. Inzwischen verbringt er lieber seine Zeit im Wirtshaus, wo er sich seiner Liebe für Schweinsbraten hingibt und mit der Kellnerin Gerda Bichle (Luise Kinseher) flirtet. Als dann jedoch eine übel zugerichtete Leiche auf dem Hof der Holzners (Max Schmidt, Eva Sixt) gefunden wird, muss er wohl oder übel doch ran. Sein Chef Becker (Johannes Herrschmann) besteht darauf, dass er mal etwas für sein Geld tut und gefälligst den Fall löst. Dabei muss er sich auch noch mit der Polizeipsychologin Dr. Carmen März (Brigitte Hobmeier) arrangieren, die ihn auf seine Berufstauglichkeit überprüfen soll …

Krimikomödie aus Bayern

Seit Jahren schon gehören die Krimikomödien nach Rita Falk zu den größten Erfolgsgeschichten des deutschen Kinos. Die 2013 mit Dampfnudelblues gestartete Reihe um den Dorfpolizisten Franz Eberhofer lockt jedes Jahr verlässlich mehr als eine Million Menschen in die Lichtspielhäuser. Umso bemerkenswerter ist, dass es nur wenige Versuche gibt, irgendwie von diesen Erfolgen zu profitieren. Während es im hiesigen Fernsehen Krimis ohne Ende gibt, ist die Zahl der Leinwandermittlungen überschaubar. Mit Weißbier im Blut startete 2021 einer dieser seltenen Versuche. Auch hier wird Heimatfilm, Krimi und Komödie verbunden, wenn ein nur mäßig motivierter Polizist einen Mord aufklären muss. Auch hier ist der eigentliche Fall über weite Strecken Nebensache.

Die Vorlage ist dabei erneut ein Roman. Genauer stand bei Weißbier im Blut das gleichnamige Buch von Jörg Graser Pate, das einige Jahre zuvor erschienen war. Graser war es dann auch, der die Geschichte verfilmte, er übernahm sowohl die Regie wie auch die Drehbuchadaption. Zumindest anfangs scheint er sich dabei an der Konkurrenz orientieren zu wollen, wenn es hier Dialekt, deftiges Essen und skurrile Figuren gibt. Mit Sigi Zimmerschied wurde zudem einer der Stammschauspieler der genannten Reihe verpflichtet. Wobei diese Besetzung mit einem gewissen Augenzwinkern verbunden ist, schließlich spielt der bekannte Kabarettist dort selbst den Chef des unmotivierten Polizisten, während er hier die Rolle wechselt.

Mehr Melancholie

Trotz der Ähnlichkeiten zu den besagten Eberhofer Filmen geht er dabei jedoch in eine etwas andere Richtung. Während dort ein großer Fokus auf den kauzigen Charakteren liegt und das oft mehr an eine Familien-Sitcom erinnert, sind die entsprechenden Szenen hier in der Minderheit. Überhaupt ist der Humor vergleichsweise spärlich. Tatsächlich hat Weißbier im Blut sogar eine ausgesprochen melancholische Seite. Das betrifft nicht nur den Protagonisten, der sich und die Welt schon vor Ewigkeiten aufgegeben zu haben scheint. Auch drumherum ist da nur wenig Anlass für Frohsinn. Dass der Hof, auf dem die Leiche gefunden wurde, völlig überschuldet ist, steht stellvertretend für eine Gegend in der Krise. Auch das Wirtshaus steht kurz vor der Schließung, trotz des kräftigen Alkoholkonsums des Stammgasts Kreuzeder. Da ist viel Sehnsucht, aber wenig Hoffnung.

Für Fans der anderen Filme wird das so vermutlich zu wenig sein. Aber auch wer sich eine tiefgründige Analyse der Situation deutscher Provinzen erhofft, dürfte enttäuscht sein. Weißbier im Blut versucht den Spagat aus beidem, ohne aber für die eine oder die andere Seite wirklich viel zu tun. Das Ergebnis ist durchaus solide, was man nicht unbedingt von allen bayerischen Krimikomödien sagen kann. Aber es ist auch nicht mehr als das. Zwar ist Sigi Zimmerschied eine gute Besetzung für den Protagonisten, er bringt die Melancholie mit und zugleich die notwendige Warmherzigkeit, um das Drumherum nicht ganz der Hoffnungslosigkeit auszuliefern. Trotz gelegentlicher Anflüge von Nachdenklichkeit hat der Film aber nicht so wahnsinnig viel zu erzählen.

Credits

OT: „Weißbier im Blut“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Jörg Graser
Drehbuch: Jörg Graser
Vorlage: Jörg Graser
Musik: Stofferl Well
Kamera: Michael Wiesweg
Besetzung: Sigi Zimmerschied, Brigitte Hobmeier, Luise Kinseher, Johannes Herrschmann, Max Schmidt, Eva Sixt, Ferdinand Dörfler, Gerhard Wittmann, David Zimmerschied

Bilder

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Weißbier im Blut
fazit
„Weißbier im Blut“ erinnert zwar an die bekannten bayerischen Krimikomödien, wenn ein unmotivierter Polizist einen Todesfall aufklären muss. Die Ausrichtung ist jedoch deutlich melancholischer. Das ist insgesamt solide, auch wenn der Tiefgang nicht so stark ist, wie man hier manchmal tut.
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