Sissi, die junge Kaiserin
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Sissi – Die junge Kaiserin

Sissi
„Sissi – Die junge Kaiserin“ // Deutschland-Start: 19. Dezember 1956 (Kino) // 13. Oktober 2017 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Die prunkvolle Hochzeit ist vorüber. Kaiser Franz (Karlheinz Böhm) und Kaiserin Sissi (Romy Schneider) leben auf Schloss Schönbrunn. Doch was ist geblieben von dem romantischen Märchen? Einiges, aber nicht alles. Während sich bei Franz die Arbeit stapelt, spitzt sich die Lage zwischen Sissi und der Kaiserinmutter (Vilma Degischer) wieder zu. Lichtblicke für Sissi sind die Lehrstunden in Ungarisch, da sie das Land liebt, und ihre Gedichte. Die Ehe ist belastet und die politische Situation liegt im Ungewissen. Wie werden sich die politischen Spannungen lösen? Wird die Liebe zwischen Sissi und Franz die ehelichen Schwierigkeiten überwinden?

Prunk und Humor

Im zweiten Teil tauchen wir etwas weiter in die prunkvolle, von klassischer Musik begleitete Welt des kaiserlichen Hofes ein. Auch hier kann man die Kostüme und die schimmernde Opulenz der Requisiten hervorheben, die visuellen Schauwert aufweisen. Wie der erste Part hat auch dieser Film wieder lustige Szenen. Zum Beispiel die, als Sissi mit Neuigkeiten im Nachthemd in eine Besprechung ihres Ehemannes platzt und die Gäste gar nicht wissen wohin mit ihren Verbeugungen und Drehungen, während sie versuchen, der Etikette entsprechend, den Raum zu verlassen. Ähnliche Slapstick-Momente hatten wir sonst hauptsächlich bei Oberst Böckel (Josef Meinrad), der sich inzwischen in Sissi verliebt hat und sie als Getreuer am Hofe begleitet.

Aber nicht alles ist so lustig und leicht. Anders als im Vorgänger finden sich nun etwas gewichtigere Themen.

Sissis Rückkehr nach Possenhofen

Als Sophie gegen den Willen der Kaiserin die Erziehung von Sissis neugeborener Tochter übernehmen will und Franz diesen Vorschlag unterstützt, kehrt sie zurück nach Possenhofen. Dort ist alles beim Alten geblieben. Sogar die Vögel, die sie im ersten Teil freigelassen hat, sind in ihren Käfig zurückgekehrt, weil es ihnen dort, erzählt Herzog Max (Gustav Knuth), am besten gefallen hätte. Die Freilassung der Vögel stellte im ersten Teil Sissis Angst vor dem goldenen Käfig, vor der Gefangenschaft dar – dies könnte nun als Kommentar oder Vorausdeutung des Regisseurs angesehen werden, dass auch Sissi zurückkehren wird in ihren „goldenen Käfig“.

Auch die Jagdszene mit ihrem Vater zeigt, dass die Figur Sissi gewissermaßen noch wie früher ist. Wieder verscheucht sie ein Tier, das droht erschossen zu werden. Hier offenbart sie dem Vater ihre Sorgen. Ein gefühlsaufgeladener Moment, der auch den emotionalen Druck vermittelt, dem sie ausgesetzt ist und gegen den sie sich noch nicht behaupten konnte. Gleichzeitig ist es interessant, dass sie sich auf der anderen Seite in politischen Angelegenheiten – sie wendet den Eklat ihrer Schwiegermutter gegenüber Graf Andrassy (Walther Reyer) ab – gewissermaßen schon gegen die Kaiserinmutter durchsetzen konnte. Der Konflikt zwischen Sissi und ihrem Ehemann löst sich kurz darauf in einer Umarmung auf. Man lässt die Zuschauer, Zuschauerinnen also nie sehr lange im Unklaren zappeln.

Später lobt Herzog Max Oberst Böckl, dass das Telegramm eine fast historische Tat gewesen sei. Auch hier wird der Konflikt rasch wieder aufgelöst, den Oberst Böckl sonst womöglich mit sich selbst ausgetragen hätte. Schließlich könnte man das Verschicken des Telegramms als eine Art Treuebruch ansehen. Das nimmt dem Film ein wenig Fahrt und einer Figur die Möglichkeit sich zu entwickeln – wobei das im Grunde konsistent ist: Alles bleibt beim Alten.

Das Ende des zweiten Teils

Am Ende des zweiten Parts haben sich die Hauptkonflikte soweit geklärt. Der Streit zwischen Sissi und Sophie hat sich aufgelöst. Es gibt nun die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Auch hier bleibt man eher verklärt, indem man z.B. nicht tiefer auf politische oder wirtschaftliche Einflüsse oder Situationen eingeht, vielmehr hat die Kaiserin das Land, heißt es im Film, mit ihrem Herzen gewonnen. Die Ehebelastung, dass Franz und Sissi nur selten Zeit zusammen finden, existiert zwar noch, aber der Urlaub in Tirol konnte den Konflikt etwas auffangen.

Endete der erste Film mit der Hochzeit, hört dieser nun mit der Krönungszeremonie auf. Im ersten Part hat das Ende als Cliffhanger jedoch etwas besser funktioniert. Da die Hochzeit viele neue Pflichten und Aufgaben für Sissi bedeutet haben, die in der Fortsetzung aufgegriffen werden konnten. Man hat sich etwa gefragt: Wie wird das neue Leben am Hof? Die Frage, wie es nun weitergeht, hat etwas an Brisanz verloren. Dennoch gab es ein Jahr später mit Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin einen dritten und letzten Teil.

Credits

OT: „Sissi – Die junge Kaiserin“
Land: Deutschland, Österreich
Jahr: 1956
Regie: Ernst Marischka
Drehbuch: Ernst Marischka
Musik: Anton Profes
Kamera: Bruno Mondi
Besetzung: Romy Schneider, Karlheinz Böhm, Madga Schneider, Gustav Knuth, Vilma Degischer, Walther Reyer, Senta Wengraf, Josef Meinrad, Erich Nikowitz, Richard Eybner

Trailer

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Sissi – Die junge Kaiserin
fazit
„Sissi – Die junge Kaiserin“ ist der zweite Teil der romantisch verklärten Trilogie um das Kaiserpaar Elisabeth und Franz. Insgesamt ist er minimal schwächer als der Vorgänger, hat aber immer noch unterhaltsame Szenen und viel Prunk und schöne Landschaftsaufnahmen.
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