Sissi - Schicksalsjahre einer Kaiserin
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Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin

Sissi
„Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin“ // Deutschland-Start: 19. Dezember 1957 (Kino) // 13. Oktober 2017 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Sissi (Romy Schneider) lebt in Ungarn und verbringt dort Zeit mit Graf Andrassy (Walther Reyer), mit dem sie sich angefreundet hat. Kaiser Franz (Karlheinz Böhm), der sich mit neuen politischen Fragen beschäftigen muss, hört davon und versucht nicht eifersüchtig zu werden, doch reist alsbald nach Ungarn, nachdem Helene (Uta Franz) ihm gestanden hat, dass sie ihn liebt. Unterdessen will Sissis Bruder Ludwig (Klaus Knuth) die Schauspielerin Henriette Mendel (Sonja Sorel) heiraten. Sehr zum Missfallen von Erzherzogin Sophie (Vilma Degischer). Dann die schlechte Nachricht: Sissi ist schwer erkrankt. Wird sie wieder genesen?

Schattenseiten und Landschaften

Der dritte Film der Sissi-Reihe verleiht der Trilogie ein wenig mehr Tiefe. So gesteht Helene Franz ihre Liebe und dass sie damals verletzt war und auch Graf Andrassy gesteht Sissi, dass er in sie verliebt ist. Beide Figurenpaare – Franz/Helene und Andrassy/Sissi – treffen sich jeweils an der frischen Luft, derweil eine Veranstaltung im Hintergrund weiterläuft. Diese Parallele hat etwas von einem inhaltlichen Reim, der ganz gut funktioniert.

Helenes Geständnis wirft ein neues Licht auf die vorigen Ereignisse. Es schien so, als hätte sich der Konflikt im ersten Teil schnell in Wohlgefallen aufgelöst, doch nun erfahren wir zumindest etwas mehr. Unter Umständen wollte man zeigen, dass die Liebe von Sissi und Franz neben der räumlichen Distanz nun auch diese Liebesbekundungen „überstehen“ kann. Trotzdem ist zumindest ein Nebeneffekt, dass wir gezeigt bekommen, dass eben nicht alles heile Welt war, sondern manche Konflikte noch ungelöst waren. Leider gibt es daraufhin keine Szenen mehr, in denen Helenes oder Graf Andrassys Liebe noch weiter thematisiert würde.

Ein weiterer Punkt, der den Fokus von der scheinbaren Märchenwelt weglenkt, ist Sissis Krankheit und die angerissene Darstellung ihrer Depression. Täglich schickt man ihr Blumen und Geschenke. Erst durch ihre Mutter (Magda Schneider) gelingt es Sissi schließlich, ihre Krankheit gewissermaßen „wegzuwandern“. Es ist wie so oft. Die Trilogie bietet eine einfache oder romantische Lösung für ein eigentlich komplexeres Problem. Aber ihre Sightseeing-Heilungs-Tour auf Madeira und Griechenland könnte auch so gedeutet werden, dass man, wie Sissi im Film sinngemäß erwähnt, erst durch die Schattenseiten das Positive schätzen kann. Das ist einerseits zwar eine Binsenweisheit, im Hinblick auf die völlige Verklärung und Romantisierung aber eine Zeile mit Gewicht.

Der goldene Käfig, könnte man deuten, hat sie krank gemacht, und nun wandert sie durch mediterrane Landschaften – ein heilendes Klima – und lässt sich davon beeindrucken. Verständlich. Die Landschaftsaufnahmen sind beeindruckend und wirken wie aus alten Postkarten. Der Schauwert ist wieder hoch. Besonders atemberaubend ist die Fahrt durch die Kanäle von Venedig.

Neue Figuren, Böckls Romanzen und die Oper

Für den Trilogie-Abschluss führt Regisseur Ernst Marischka nun noch einen weiteren Handlungsstrang ein. Sissis Bruder will eine Schauspielerin heiraten, eine Bürgerliche. Ein halber Skandal. Zwar gibt es ein paar Szenen, aber ansonsten beeinflusst der Handlungsstrang die Haupthandlung quasi gar nicht. Da fragt man sich, ob hier im Nachhinein noch Szenen gestrichen worden sind oder in einer Fortsetzung aufgegriffen worden wären.

Auch Böckl ist wieder dabei. Er verliebt sich in jeder Stadt aufs Neue und verschenkt sein Herz, doch die einzige Liebe in seinem Leben, die Bestand hat, scheint die zu Sissi zu bleiben, gewissermaßen zu der Monarchie mit Herz. Es bleibt im Nachhinein der vage Eindruck, dass man mit der Figur des Böckl mehr hätte machen können. Eventuell wären mehr detektivische Einsätze wie in Teil 1 spannend gewesen mit Potenzial für humoristische Einfälle, so hätte man auch eher seinen Beruf als Oberst ausspielen können.

Unterhaltsam ist auch die Situation, als Sissi und Franz in Mailand in der Oper sitzen. Fast alle Aristokraten haben jeweils ihre Bediensteten geschickt. Doch Sissi, die ohne Standesdünkel aufgewachsen ist, ignoriert gewissermaßen den Affront, den man auszulösen hoffte, und begrüßt die Bediensteten wie die Adligen, die sie nun auf dem Papier sind.

Credits

OT: „Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin“
Land: Österreich, Deutschland
Jahr: 1957
Regie: Ernst Marischka
Drehbuch: Ernst Marischka
Musik: Anton Profes
Kamera: Bruno Mondi
Besetzung: Romy Schneider, Karlheinz Böhm, Magda Schneider, Gustav Knuth, Uta Franz, Walther Reyer, Vilma Degischer, Josef Meinrad, Senta Wengraf, Erich Nikowitz, Hans Ziegler, Sonja Sorel, Klaus Knuth

Trailer

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Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin
fazit
Mit „Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin“ endet die romantisch-verklärte Sissi-Trilogie. Immer noch ist die Geschichte recht überschaubare Kost unter einer glitzernden Servierglocke, aber Regisseur Ernst Marischka gibt der Reihe hier ein paar mehr Tiefen und reißt politische und emotionale Schattenseiten etwas weiter an.
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