Ein Schritt zum Abgrund TV Fernsehen Das Erste ARD Streaming Mediathek onlin
© ARD Degeto/Boris Laewen

Ein Schritt zum Abgrund

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„Ein Schritt zum Abgrund“ // Deutschland-Start: 1. April 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Eigentlich führt Jana Hansen (Petra Schmidt-Schaller) ein tolles Leben. Ihre Praxis läuft gut, sie ist glücklich mit Christian (Florian Stetter) verheiratet und stolze Mutter von Lotta (Tilda Wunderlich). Doch dann entdeckt sie eines Tages ein blondes Haar auf dem Schal ihres Mannes und beginnt zu zweifeln. Kann es sein, dass Christian sie betrügt? Immer mehr steigert sich Jana hinein, beginnt, ihrem Mann hinterher zu spionieren. Und auch beruflich gerät die Ärztin in eine Krise. So verwischen bei ihr zunehmend die Grenzen zwischen dem Privaten und dem Beruflichen. Auch der Fall um eine Frau, die von ihrem Freund misshandelt wird, setzt ihr zu. Und so verliert sie nach und nach die Kontrolle und weiß nicht mehr, wie sie mit der Situation umzugehen hat …

Die Qual der Ungewissheit

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, heißt es in einer gern verwendeten Redewendung. Im Bereich Beziehung ist das jedoch ein wenig schwieriger, sollte diese doch eben auf Vertrauen basieren. So zumindest die Idealvorstellung. Was aber, wenn dieses Vertrauen erst einmal weg ist? In Ein Schritt zum Abgrund folgen wir vier Folgen lang einer Frau, bei der das der Fall ist. Dabei lässt es die deutsche Miniserie lange Zeit offen, ob Christian nun untreu ist oder nicht. Hinweise dafür gibt, aber keinen eindeutigen Beweis. Das macht die Situation für Jana aber nicht einfacher, da es diese Ungewissheit ist, die ihr so zusetzt. Das Publikum ist während dieser Phase auch an die Protagonistin gekettet, sieht die Welt durch ihre Augen – und ist deshalb kein Deut schlauer als sie. Ein Teil der Spannung besteht zu dem Zeitpunkt sicher in der Frage, ob sie mit der Vermutung Recht hat.

Und doch ist das nur ein Nebenaspekt der ARD-Produktion. Vielmehr ist die Serie, die sich an dem britischen Hit Doctor Foster orientiert, an den Auswirkungen auf die Protagonistin interessiert. Was macht es mit einem Menschen, wenn auf einmal nichts mehr in seinem Leben sicher ist und man das Gefühl hat, es entgleite einem alles? Das Ergebnis ist erschreckend. Ein Schritt zum Abgrund ist nicht allein die Geschichte einer Beziehung, bei der etwas nicht funktioniert. Vor allem erzählt Regisseur Alexander Dierbach (Wo ist die Liebe hin?), wie jemand völlig die Kontrolle verliert. Ist Jana zu Beginn noch eine starke, selbstbestimmte Frau, engagiert und bestens organisiert, wird sie später fahrig, unbeherrscht und kennt keinerlei Grenzen mehr, weder juristische noch moralische.

Unterhaltsam, aber ohne viel Tiefgang

Ob das in dieser extremen Form glaubwürdig ist, darüber lässt sich streiten. Auf jeden Fall ist es sehr gut gespielt: Petra Schmidt-Schaller (Die Toten von Marnow) hat immer wieder intensive Auftritte, welche die unterschiedlichsten Reaktionen hervorrufen. Hat man in manchen Situationen Mitleid mit Jana, ist sie in anderen unheimlich. Eine Sympathieträgerin ist sie dabei nicht gerade. Diese Ambivalenz lässt Ein Schritt zum Abgrund an anderen Stellen vermissen. So sind einige Figuren recht einseitig beschrieben. Auch bei der schauspielerischen Leistung gibt es innerhalb des Ensembles ein Gefälle, was in einigen Szenen so negativ auffällt, dass es einen aus dem Geschehen reißt.

Ein weiteres Manko ist, dass die Ereignisse an manchen Stellen schon ein bisschen arg eskalieren. Wäre die Serie von Anfang an konsequent gewesen, hätte das funktionieren können. So aber wirkt Ein Schritt zum Abgrund immer etwas unentschlossen, sowohl im Hinblick auf die Handlung wie auch die Figuren. Aufgrund der kurzen Laufzeit – die vier Folgen sind zusammen nicht einmal drei Stunden lang –, ist die Mischung aus Drama und Thriller aber einen Blick wert. Man sollte nur nicht zu viel Tiefgang erwarten. Während das britische Vorbild die implodierende Ehe nutzte, um ganz grundsätzliche Überlegungen zu verschiedenen Themen anzuregen, gibt es hier allenfalls mal Ansätze, die aber nicht weiter verfolgt werden. Die Serie ist eher unterhaltsam als wirklich nachdenklich.

Credits

OT: „Ein Schritt zum Abgrund“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Alexander Dierbach
Drehbuch: Britta Stöckle
Musik: Fabian Römer
Kamera: Ian Blumers
Besetzung: Petra Schmidt-Schaller, Florian Stetter, Tilda Wunderlich, Valerie Huber, Neda Rahmanian, Tilo Nest, Johann von Bülow, Tessa Mittelstaedt, Hermann Beyer, Anna Loos, Oliver Stokowski

Bilder

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Ein Schritt zum Abgrund
fazit
„Ein Schritt zum Abgrund“ begleitet eine Frau, die an der Treue ihres Mannes zweifelt und dadurch zunehmend die Kontrolle verliert. Das ist in der Hauptrolle stark gespielt und immer mal wieder unheimlich in der Eskalation. Tiefgang sollte man hingegen nicht erwarten, auch bei der Glaubwürdigkeit muss man Abstriche machen.
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