Der Feind in meinem Bett Sleeping with the Enemy
© 20the Century Fox

Der Feind in meinem Bett

Der Feind in meinem Bett Sleeping with the Enemy
„Der Feind in meinem Bett“ // Deutschland-Start: 7. März 1991 (Kino) // 5. September 2005 (DVD/Blu-ray)

Inhalt /Kritik

Auch wenn ihr Leben nach außen hin sehr idyllisch erscheint, in Wahrheit steckt Laura Burney (Julia Roberts) in einem Alptraum fest. So ist ihr Mann Martin (Patrick Bergin) krankhaft eifersüchtig, wird regelmäßig gewalttätig, nur um sich dann im Anschluss mit einem Strauß Blumen zu entschuldigen. Als die beiden eines Tages gemeinsam mit einem Nachbarn aufs Meer hinaussegeln, geraten sie in einen Sturm. Laura, die nie schwimmen gelernt hat, geht dabei über Bord und wird trotz intensiver Suche nicht wieder gefunden. Tatsächlich ist sie aber nicht ums Leben gekommen, sondern nutzte die Gunst der Stunde, um ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Tatsächlich gelingt es ihr, an einem Ort unter einer neuen Identität von vorne anzufangen und macht dabei die Bekanntschaft des charmanten Ben Woodward (Kevin Anderson). Doch Martin hat inzwischen herausgefunden, dass Laura noch am Leben ist und ist auf der Suche nach ihr …

Ein völlig schwachsinniger Hit

Auch wenn wir Julia Roberts insgesamt in erster Linie mit Liebeskomödien oder Dramen in Verbindung bringen, zu Beginn ihrer Karriere zeigte sie eine Vorliebe für düstere Thriller. Damit war sie durchaus erfolgreich. Sowohl der Science-Fiction-Alptraum Flatliners (1990) wie auch der Thriller Die Akte (1993) nach dem Besteller von John Grisham spielten ein Vielfaches ihres Budgets wieder ein. Das gilt ebenso für den Psychothriller Der Feind in meinem Bett (1991). Bei Kosten von gerade mal 19 Millionen US-Dollar spülte er 175 Millionen in die Kinokassen. Der Film brach seinerzeit auch einen Rekord und spielte am ersten Wochenende mehr ein als jeder andere Film, bei dem eine Frau die Hauptrolle hatte, und festigte damit den Ruf von Roberts als Publikumsmagnet.

Die Kritiken waren hingegen weniger wohlwollend. Tatsächlich ist die Adaption des Romans Sleeping with the Enemy von Nancy Price ein sehr mäßiger Thriller, der mit den Jahren nicht gerade besser geworden ist. Das fängt schon mit der Flucht an, die der Film als lang gehegten Plan zu verkaufen versucht, dabei aber auf lauter Zufälligkeiten basiert. Soll das Publikum tatsächlich glauben, dass sie monatelang schwimmen gelernt hat, für den Fall dass sie eines Tages bei einem Bootsausflug in einen Sturm gerät? Auch dass sie ihren Ehering im Klo runterspült und damit eine Spur hinterlässt, ist völliger Unsinn, da sie vor dem Bootsfahrt gar nicht wissen konnte, dass ihr die Flucht gelingt. Von der Flucht selbst ganz zu schweigen. Da wird in Der Feind in meinem Bett etwas als große Wendung verkauft, was hinten und vorne nicht funktioniert. Ebenso unsinnig ist die Art und Weise, wie Martin ganz „zufällig“ erfährt, dass seine Frau schwimmen gelernt hat.

Wo bleibt die Spannung?

Um überhaupt Spaß an dem Film zu haben, muss man deshalb erst einmal jegliche Form des Denkens einstellen und sich auf das Szenario einlassen. Aber selbst dann ist das hier kein gelungener Film. So passiert über lange Strecken erst einmal nichts, während sich Der Feind in meinem Bett auf die letztendlich ziemlich überflüssige Romanze mit dem Nachbarn konzentriert. Das zeigt allenfalls auf, wie traumatisiert Laura noch immer ist und wie schwer es ihr fällt, Vertrauen zu anderen aufzubauen. Inhaltlich genutzt wird das aber kaum. Da ist fast nichts dabei, was die Einordnung als Psychothriller rechtfertigen würde. Oder überhaupt als Thriller. Bis Martin wieder in ihrem Leben auftaucht, ist der Film schon fast wieder vorbei. Es gibt gerade einmal zwei brenzlige Szenen.

Und selbst die sind enttäuschend. Nicht nur dass sie erneut ziemlicher Schwachsinn sind, die zweite von beiden auch auf groteske Weise in die Länge gezogen. Sie sind zudem von Overacting geprägt. Von dem Horror einer gewalttätigen Beziehung bleibt auf diese Weise nicht viel übrig, das hat mehr von einem plakativen Geisterbahn-Slasher, begleitet von einer theatralischen, inzwischen aus der Mode gekommenen Musik. Die Geschichte an sich hätte dabei durchaus Potenzial gehabt. Sie ist auch so beliebt, dass allein in Indien und Bangladesch mehr als ein Dutzend von Remakes gedreht wurden. In dieser Form ist das von Stereotypen bevölkerte Der Feind in meinem Bett aber ein schwacher Thriller, den man wohl nur als großer Fan von Roberts oder mit viel nostalgischer Verklärung gut finden kann.

Credits

OT: „Sleeping with the Enemy“
Land: USA
Jahr: 1991
Regie: Joseph Ruben
Drehbuch: Ronald Bass
Vorlage: Nancy Price
Musik: Jerry Goldsmith
Kamera: John Lindley
Besetzung: Julia Roberts, Patrick Bergin, Kevin Anderson, Elizabeth Lawrence

Trailer

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Der Feind in meinem Bett
fazit
Obwohl „Der Feind in meinem Bett“ seinerzeit ein großer Erfolg war, ist der Thriller bestenfalls mäßig. Vieles hier ergibt überhaupt keinen Sinn, die Figuren sind bloße Stereotype. Es passiert nicht einmal viel, weil sich der Film mit einer letztendlich überflüssigen Romanze beschäftigt. Und selbst die beiden einzigen nennenswerten brenzligen Szenen überzeugen nicht.
Leserwertung4 Bewertungen
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von 10