Die Spur der Knochen Objetos
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Die Spur der Knochen

„Die Spur der Knochen“ // Deutschland-Start: 24. Februar 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Für Mario (Álvaro Morte) ist die Arbeit in einem Fundbüro mehr als nur ein Job. Er nimmt die Objekte und die damit verbundenen Geschichten ernst, bringt die Fundsache schon einmal von sich aus zu den ursprünglichen Besitzern zurück, wenn die nicht von sich aus bei ihm vorbeikommen. Dabei hat er schon die unterschiedlichsten Gegenstände in den Händen gehabt. Doch als auch ein Koffer bei ihm landet, der zuvor im Fluss entdeckt wurde, ist das sogar für ihn zu viel, befindet sich darin doch das Skelett eines Kleinkinds. Da die Polizei den Fall schnell zu den Akten legen möchte, nimmt Mario die Sache selbst in die Hand und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei kreuzt sich sein Weg mit dem von Sara (China Suárez) …

Klassisch grausiger Zufallsfund

Es gehört zu den ganz klassischen Szenarien des Krimigenres oder auch des Thrillers: Eine Person, die bislang ein unauffälliges, eher wenig aufregendes Leben geführt hat, stolpert zufällig in ein Verbrechen und muss dieses aufzuklären versuchen, da die Polizei nichts unternehmen will oder kann. Mal wird vielleicht ein Mord beobachtet, in anderen Fällen ist eine Zufallsbegegnung der Auslöser einer Odyssee. In The Green Perfume hört ein Schauspieler die letzten Worte seines Kollegen, der auf der Bühne zusammenbricht und kurze Zeit drauf verstirbt. Bei Die Spur der Knochen ist es eben der Koffer, der zusammen mit jeder Menge anderem Müll aus dem Fluss entsorgt werden soll und im Fundbüro landet. Dass darin eine Leiche versteckt wurde, konnte niemand ahnen. Bis auf denjenigen oder diejenige natürlich, die sie hineingetan hat.

Auch das ist ein klassisches Krimiszenario: Am Anfang wird irgendwo eine Leiche gefunden, im Anschluss wird nach der Person gesucht, die den Mord begangen hat. Ungewöhnlich an Die Spur der Knochen ist dabei sicher, dass die Ermittlungen mal nicht durch einen Polizisten, Detektiv oder sonst jemanden durchgeführt werden, der beruflich mit Verbrechen zu tun hat. Aber ein bisschen Laienschnüffelei ist immer wieder nett, erlaubt sie doch dem Publikum, sich stärker mit der Hauptfigur zu identifizieren. Und noch in einem anderen Punkt weicht die Coproduktion aus Spanien, Argentinien und Deutschland von den meisten anderen Krimis ab: Es gibt hier keinen Mörder in dem Sinn. Der Leichnam zumindest lässt nicht auf ein Gewaltverbrechen schließen. Wenn sich Mario auf Spurensuche begibt, dann nicht, um einen Täter zu überführen. Er will vielmehr die Mutter ausfindig machen.

 

Das ist zumindest in der ersten Hälfte sehenswert, solange vieles noch im Unklaren ist und Mario an den unterschiedlichsten Stellen ansetzt. In der zweiten Hälfte verschiebt sich jedoch der Fokus. Drehbuchautor Natxo López (Jefe – Der Chef) bewegt sich weg von den Ermittlungen und dem Krimi. Stattdessen wandelt sich der Film in eine Mischung aus Romanze und Thriller, wenn Mario sich in Sara verliebt und in große Gefahr gerät. So richtig interessant ist die Geschichte an der Stelle nicht. Man muss auch darüber hinwegsehen können, dass Die Spur der Knochen nicht unbedingt viel Wert auf Plausibilität legt. Vor allem die Vorgehensweise des Protagonisten darf man mit dem einen oder anderen Fragezeichen versehen.

Atmosphärisch ist das hingegen gut gelungen. Regisseur Jorge Dorado (Feria – Dunkles Licht) versteht sich darauf, sowohl die ruhigeren Passagen zu Beginn des Films zu inszenieren wie auch die actionreicheren später. Auch der Wechsel von den dunklen Schauplätzen zu den sonnendurchfluteten passt. Ähnlich kontrastreich gestaltet sich übrigens die Figurenzeichnung, bei der auf Schattierungen und Ambivalenzen verzichtet wird. Das hätte man sich bei dem Thema, das sich später herauskristallisiert, vielleicht auch nicht getraut. Der ganz große Geheimtipp ist Die Spur der Knochen dabei sicher nicht, nach dem vielversprechenden Anfang hätte man da mehr erwarten können. Aber es reicht doch immerhin für einen soliden Thriller.

Credits

OT: „Objetos“
Land: Spanien, Argentinien, Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Jorge Dorado
Drehbuch: Natxo López
Musik: Eric Claus Kuschevatzky
Kamera: David Acereto
Besetzung: Álvaro Morte, China Suárez, Verónica Echegui, Daniel Aráoz, Andy Gorostiaga, Maitane San Nicolás, Selva Alemán

Bilder

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Die Spur der Knochen
fazit
„Die Spur der Knochen“ beginnt vielversprechend, wenn ein Mann, der in einem Fundbüro arbeitet, herauszufinden versucht, was es mit der Kinderleiche in einem Koffer auf sich hat. In der zweiten Hälfte verschiebt sich jedoch der Fokus hin zu einer Thrillerromanze, was deutlich weniger interessant ist und zudem nicht viel Wert auf Plausibilität legt.
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