Matriarch Disney+
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Matriarch

Matriarch Disney+
„Matriarch“ // Deutschland-Start: 25. November 2022 (Disney+)

Inhalt / Kritik

Richtig erfolgreich ist Laura (Jemima Rooper) in ihrem Leben nicht gerade. Ihr Bürojob ist eine Sackgasse, in der Liebe kommt sie nicht voran. Und so bleiben ihr nur Alkohol und Drogen, davon jedoch jede Menge. Als sie beinahe an einer Überdosis stirbt, hat sie das Gefühl, dass sie jemand zurück ins Leben geholt hat. Und als wäre das nicht schon verwirrend genug, erhält sie kurze Zeit später einen Anruf von ihrer Mutter Celia (Kate Dickie). Es ist das erste Gespräch seit Langem, das Verhältnis der beiden war schon immer schlecht. Obwohl das Telefonat wieder im Streit endet, beschließt Laura, in die Heimat zu fahren und dort einmal nach dem Rechten zu sehen. Dabei muss sie feststellen, dass ihre Mutter überraschend jung aussieht, als wäre sie seit Jahren nicht gealtert. Und das ist nicht das Einzige Seltsame, was in dem Dorf vor sich geht …

Frauen an die Horrorfront

In den letzten Jahren hat es eine ganze Reihe von Regisseurinnen gegeben, welche die einstige Männerdomäne des Horrorfilms für sich entdeckt haben. Dabei kamen sehr interessante Werke heraus, die einen eigenen Zugang fanden, gesellschaftliche oder psychologische Themen behandelten und zugleich spannendere Frauenrollen entwarfen, als man sie aus diesem Bereich meist kennt. Ob Der Babadook, Censor, Saint Maud oder Relic – Dunkles Vermächtnis – die Liste an vielversprechenden Debüts ist lang. Anfangs meint man, dass Matriarch sich vielleicht da einreihen könnte und ebenfalls einen größeren Anspruch verfolgen könnte, obwohl mit Ben Steiner ein Mann Regie führte und das Drehbuch schrieb. Umso enttäuschender ist das Ergebnis.

Schon der Einstieg will nicht wirklich zünden, wenn wir in schneller Abfolge Einblicke in das Leben von Laura bekommen. Da hat sie Probleme bei der Arbeit, Probleme in der Liebe, Probleme mit den Drogen. Offensichtlich wollte Steiner auf diese Weise verdeutlichen, in welch tiefem Loch die Protagonistin steckt. Nur ist das alles gar nicht so relevant und führt nur dazu, dass es ewig dauert, bis die eigentliche Geschichte mal losgeht. Matriarch fängt an vielen Stellen etwas an, ohne das jemals konsequent zu verfolgen. Dadurch bleibt der Film viel zu oft nichtssagend oder schwammig. Das Verhältnis der beiden Hauptfiguren wird beispielsweise zwar als schwierig beschrieben. Das wird aber nie so richtig konkret. Da wird von Anfang an rumgezickt, wahllos werden Beleidigungen an den Kopf geworfen. Es wird aber nie eine glaubwürdige Familiengeschichte drumherum gemacht, was bei einer solchen Konstellation schon ein ziemlich dickes Manko ist.

Ende geht, sonst sterbenslangweilig

Aber selbst wer sich damit abfinden kann, dass der Film inhaltlich sehr dünn ist, nie wirklich auserzählt und beispielsweise überhaupt nichts zu Geschlechterrollen zu sagen hat, auch wenn der Titel das impliziert, wird über ein anderes Problem stolpern: Matriarch ist sterbenslangweilig. Ein geringes Tempo muss nicht zwangsläufig ein Fehler sein. Bei vielen Vertretern des sogenannten „elevated horror“, sprich den ambitionierteren Arthouse-Horrorfilmen, ist das der Fall. Man sollte aber zumindest das Gefühl haben, dass sich irgendetwas bewegt oder vertieft wird. Hier läuft Laura aber nur durch die Gegend, schreit ihre Mutter an und fängt an, eine dunkle Flüssigkeit zu verlieren. Letzteres war vermutlich dazu gedacht, dass die Zuschauer und Zuschauerinnen neugierig werden. Klappt aber nicht.

Erst auf den letzten Metern passiert in dem Disney+ Horrorwerk endlich etwas, das als Grund dienen kann, sich den Film anzuschauen. Matriarch vermischt an diesen Stellen Body Horror und Folk Horror und hat zumindest ansatzweise verstörende Bilder auf Lager. Aber das ist so schnell wieder rum und bleibt selbst dann ohne inhaltliche Relevanz. Das ist schade, weil da schon einzelne Elemente sind, die einen besseren Film verdient hätten. Kate Dickie hat beispielsweise einige gute Szenen als undurchsichtige Mutter. Im Vergleich zu dem zeitgleich veröffentlichten Horror-Kollegen Shepherd – Fluch der Vergangenheit, bei dem sie ebenfalls eine unheimliche Figur in einer abgelegenen Gegend spielt, ist das hier aber einige Klassen schlechter. Unterhaltsam ist allenfalls die grauenvolle deutsche Synchronisation.

Credits

OT: „Matriarch“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Ben Steiner
Drehbuch: Ben Steiner
Musik: Suvi-Eeva Äikäs
Kamera: Alan C. McLaughlin
Besetzung: Jemima Rooper, Kate Dickie, Sarah Paul, Simon Meacock, Nick Haverson

Trailer

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Matriarch
fazit
Auch wenn der Titel es impliziert, hat „Matriarch“ nichts über Geschlechterrollen zu sagen. Eigentlich hat der Horrorfilm um eine drogensüchtige Frau, die zu ihrer verhassten Mutter zurückkehrt, allgemein nichts zu sagen. Über weite Strecken ist das sterbenslangweilig, erst gegen Ende hin passiert etwas – aber auch nicht genug, um sich das hier anschauen zu müssen.
Leserwertung71 Bewertungen
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von 10