Exploited
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Exploited

„Exploited“ // Deutschland-Start: 25. November 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Die Verwunderung ist groß bei dem College-Studenten Brian (Jordan Ver Hoeve), als er auf einem US-Stick lauter Videos entdeckt, die Caleb (Colin Bates) mit seiner Webcam aufgenommen hat. Auf diesen ist er oft nackt oder in sexuellen Posen zu sehen. Und auch die Männer und Frauen, mit denen er chattete, sind in erster Linie zur Befriedigung sexueller Bedürfnisse dabei. Während die ersten Videos vor allem kurios sind, wird es später richtig düster, als Caleb vor laufender Kamera von einem maskierten Unbekannten erschlagen wird. Zusammen mit anderen versucht er das Rätsel um das Video zu lösen. Dabei hat er privat eigentlich genug andere Themen, die ihn beschäftigen, hat er sich doch in seinen Mitbewohner Jeremy (Andrew Matthew Welch) verliebt. Der ist aber dummerweise bereits mit der Kommilitonin Lexi (Makenzie Vega) zusammen …

Auf der Suche nach einem Mörder

Als Schauspieler war Jon Abrahams in seiner Karriere gut beschäftigt. Zwar ist der US-Amerikaner sicher nie ein großer Hollywood-Star geworden, mehrere Dutzend Auftritte vor der Kamera muss man aber trotzdem erstmal schaffen. Dabei hatte er oft eine Vorliebe für das Horrorgenre, sei es in richtigen Vertretern wie House Of Wax oder auch humoristischen Ausgaben à la Scary Movie. Seit einiger Zeit versucht er sich zudem als Regisseur und legt mit Exploited seinen dritten Film als solcher vor. Grundsätzlich bleibt er auch hier den düsteren Stoffen treu, wenn es um die Aufklärung eines Mordes geht. Ganz sicher kann man sich aber nicht sein, ob das hier tatsächlich ein ernst gemeinter Thriller ist oder doch eher eine Parodie im Stil von The Woman in the House Across the Street From the Girl in the Window sein sollte.

Die Ausgangssituation ist dabei natürlich klassisches Genrematerial. Mal wieder haben wir es mit einer Hauptfigur zu tun, die einen Mord beobachtet hat und diesen nun aufzuklären versucht. Diese ist eigentlich völlig von der Situation überfordert und muss nun über sich hinauswachsen, um dem Verbrechen auf den Grund zu gehen. Das ist nicht nur knifflig, sondern auch mit einer größeren Gefahr verbunden. Schließlich ist der maskierte Killer immer noch da draußen und könnte zu jeder Zeit zuschlagen, um sein Geheimnis zu bewahren. Natürlich hätte Brian das Material auch einfach zur Polizei bringen können, damit die sich darum kümmert. Dann wäre Exploited aber auch nach ein paar Minuten vorbei gewesen, was vielleicht für alle Beteiligten die bessere Option gewesen wäre – inklusive des Publikums.

Grotesk und fragwürdig

Das soll nicht bedeuten, dass man hiermit nicht seinen Spaß haben könnte. Doch dieser hängt maßgeblich davon ab, wie sehr man sich an geballtem Blödsinn erfreuen lassen. Schon die frühen Szenen, in denen wir Kostproben der Videos zu sehen bekommen, sind mit ihrer Ansammlung kurioser Fetisch-Momente zur Erheiterung prädestiniert. Dass Colin Bates einen Kommilitonen spielen soll, obwohl er zehn Jahre älter ist als der Rest, verblüfft ebenfalls. Die wahren Highlights kommen dann aber gegen Ende hin. Nachdem Exploited bemerkenswert lang gar nicht vom Fleck kommt und sich anderweitig die Zeit vertreibt, setzt das Drehbuch beim Endspurt auf so viele groteske Wendungen, dass sogar Shattered – Gefährliche Affäre als durchdachter Thriller durchgeht. Da ergibt wirklich gar nichts mehr Sinn.

Aber es ist nicht allein die Dämlichkeit des Films, die ihn teilweise kaum erträglich macht. Auch die überwiegend grauenvollen Figuren tragen dazu bei, dass Exploited an der Grenze zur Unzumutbarkeit ist. Dazu gehört der Protagonist: Später wird Brian auf dreiste Weise sexuell übergriffig, was aber offensichtlich nicht als Problem angesehen wird, da sein Opfer damit zum Coming-out verholfen werden soll. So kann man #MeToo natürlich auch in die Tonne treten. Wo sonst in Thrillern eine Identifikationsfigur vorhanden ist, mit der das Publikum in die Geschichte kommt, da weiß man hier nie, wen man aus diesem Horrorkabinett nun am Furchtbarsten finden soll. Zugegeben, ein voyeuristischer LGBT-Webcam-Mystery-Thriller ist mal was anderes. Man kann Abrahams sicher nicht vorwerfen, etwas von der Stange abgeliefert zu haben. Aber anders heißt eben nicht gut. Es heißt hier nicht einmal Durchschnitt. Da ist das thematisch verwandte Detective Grace: Stirb schön der deutlich spannendere Titel.

Credits

OT: „Exploited“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Jon Abrahams
Drehbuch: Carl Moellenberg, Anthony Del Negro
Musik: Sid Sliver
Kamera: Matthew Quinn
Besetzung: Jordan Ver Hoeve, Andrew Matthew Welch, Makenzie Vega, Hannah Rose May, Will Peltz, Colin Bates

Bilder

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Exploited
fazit
„Exploited“ hat ein im Grunde klassisches Szenario, wenn ein junger Mann ermordet wird und ein zufälliger Zeuge das Verbrechen klären will. Nur versammelt der voyeuristische LGBT-Webcam-Mystery-Thriller so viele unsinnige Wendungen und grauenvolle Figuren, dass der Film zu einer Zumutung wird. Lediglich als unfreiwillig komischer Camp-Trash ist das hier zu gebrauchen.
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