Scary Movie
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Scary Movie

Inhalt / Kritik

Scary Movie
„Scary Movie“ // Deutschland-Start: 2. Oktober 2000 (Kino) // 27. Dezember 2002 (DVD)

In dieser Kultparodie diverser Horrorklassiker wird eine Gruppe Teenager, nachdem sie im vergangenen Sommer die Leiche eines von ihnen unbeabsichtigt getöteten Mannes im Hafen entsorgt hatten, von einem tollpatschigen Killer verfolgt, der sie zur Rechenschaft ziehen will. In diese Rahmenhandlung aus Popkulturreferenzen, die am stärksten an den Film Scream – Schrei! angelehnt ist, werden zahlreiche Parodien diverser Horrorfilme verwoben und es wird mit Klischees aus der amerikanischen Kino- und TV-Welt auf überzeichnete und humorvolle Weise abgerechnet.

Großer Auftakt der Wayans-Brüder

Mit dieser Parodie definierten die Wayans-Brüder ein ganzes Genre aus Slapstick-Humor und grenzüberschreitenden Witze, welches nicht nur die bisher fünfteilige Franchise der Scary-Movie-Filme in die Welt setzte, sondern auch weitere, überzogene Low-Budget-Filmparodien wie Epic Movie, Date Movie und Disaster Movie inspirierte. Interessanterweise sind die letztgenannten Filme auch die Werke zweier Autoren, die bei Scary Movie als Co-Autoren verantwortlich zeichneten. Die afroamerikanischen Wayans-Brüder, die aus einer ganzen Familie von Entertainern stammen, waren allerdings für die Konzeption des Films hauptverantwortlich – Keenen Ivory Wayans führte Regie, Shawn und Marlon Wayans schrieben u.a. das Drehbuch und waren Teil des Schauspieler-Ensembles. Auch wenn bereits der erste dieser finanziell erfolgreichen Parodie-Reihe kein Kritiker-Liebling war, so kann man dennoch positiv hervorheben, dass ausnahmsweise einmal kein ausschließlich weißer Writers Room für die Konzeptionierung des Filmes zuständig war. Eine schöne Abwechslung, da somit auch mehr mit schwarzen Stereotypen der parodierten Originalfilme abgerechnet wird und sich ein kleines bisschen Black Culture im Humor wiederfindet.

Eine Aneinanderreihung von Comedy-Sketches

Klar ist aber, dass es sich bei der Zielgruppe für diesen Film recht eindeutig um junge Männer und Teenager handelt. Mit so manchen Jokes konnte der Film mehr als eine Teenager-Generation mit Running Gags versorgen – am prominentesten wohl die „Whassuuuuup?!“ – Szene, die tatsächlich eine Parodie auf einen Commercial von 1999 der amerikanischen Bier-Marke „Budweiser“ ist. Die internationale Vermarktung des Films sorgte allerdings für die Verbreitung weit über die US-Landesgrenzen hinaus, wodurch für viele deutschsprachige Regionen wohl Scary Movie prägend für diese Phrase war.

Der Film schaut sich wie eine Aneinanderreihung von Sketches und weicht daher gerne etwas von seiner Rahmenhandlung ab, um hier und da Platz zu machen für einen weiteren Witz oder eine kurze Parodie. Die Vermutung liegt daher nahe, dass nicht das Gesamtwerk selbst als Kultfilm gewertet wird, sondern eher einzelne Szenen, die oft auch kontextfrei funktionieren. Natürlich versuchte man auch schon mit dem ersten Teil der Reihe so schmerzfrei wie nur möglich „edgy“ zu sein und ohne Rücksicht auf Verluste in alle Richtungen mit scharfen Satire-Geschossen zu feuern, brachte damit allerdings auch einige Passagen hervor, die den Film etwas in die Länge ziehen und sich wie Füllmaterial anfühlen. Während diverse Szenen sich auch heute noch immenser Popularität auf YouTube mit mehreren Millionen Aufrufen erfreuen, vergisst man gerne, dass dieser Film für seine eineinhalbstündige Laufzeit ganz schön kräftezehrend und langatmig ist.

Zeitgenössisches Format für kurze Aufmerksamkeitsspannen

Große Lacher erzielt der Parodiefilm eher weniger, man beschreibt die Reaktion auf die humorvollen Anspielungen auf Filme wie Matrix oder Die üblichen Verdächtigen am besten mit lautstarkem Ausstoßen von Luft aus der Nase oder einem freundlichen Lächeln – das ist allerdings bereits mehr als so manches Comedy Special gewisser Streaming-Anbieter der letzten Jahre hervorzurufen vermochte.

Was Scary Movie von vielen nachfolgenden, teils objektiv grauenhaften Komödien und Sketch-Filmen (die späteren Sequels der Franchise nicht ausgenommen) unterscheidet, ist die damalige Ermangelung einer entsprechenden Plattform für diese Art Comedy. Ohne YouTube, Vine und nun auch TikTok und Instagram-Reels, die teils nur wenige Sekunden Raum für pointierte Witze und kreative Memes lassen, gab es kaum eine Möglichkeit außer in den Sketch-Reihen von Talk-Shows und Fernsehformaten wie Saturday Night Live, kleinskalierten Humor an den Mann und die Frau zu bringen. Daher hatte und hat dieser Film damals wie auch heute weiterhin seine Daseinsberechtigung als große, teils auch historische Ansammlung von gestandenen Comedy-Flickflacks und in den Sand gesetzten Punchlines.

Authentisch-witzig

Besonders hervorzuheben ist die kreative und lustige Implementierung von ethnischen Stereotypen, wie die Anspielung, dass Schwarze in Horrorfilmen meist als Erstes dran glauben müssen, wenn ein Killer unterwegs ist oder auch, dass der Sender „Black TV“ bei der Berichterstattung nach dem ersten Mord „bloß schnell weg“ muss, denn hier wurden schließlich „Weiße umgebracht“. Ob das damals für mehr Awareness gesorgt hat, bleibt sehr fragwürdig, aber durch die Hintergründe der eben nicht „All White Production“ auch authentisch-witzig.

Credits

OT: „Scary Movie“
Land: USA
Jahr: 2000
Regie: Keenen Ivory Wayans
Drehbuch: Shawn Wayans, Marlon Wayans, Buddy Johnson, Phil Beauman, Jason Friedberg, Aaron Seltzer
Musik: David Kitay
Kamera: Francis Kenny
Besetzung: Anna Faris, Carmen Electra, Jon Abrahams, Dave Sheridan, Marlon Wayans, Regina Hall, Shannon Elizabeth, Cheri Oteri

Trailer

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Ein Film über die Schwächen anderer Filme gibt sich selbst immer etwas Luft zum Atmen, denn andere kritisieren ist meist leichter als selbst etwas gut oder anders zu machen. Doch „Scary Movie“ nimmt sich eben auch selbst nicht zu ernst, rechnet teils schon selbst mit seinen schlechten Witzen ab und unterhält vor allem Zuschauer aber auch Zuschauerinnen mit einem irrwitzigen und überdrehten Humor, der mit seiner episodenfilmischen Art seiner Zeit voraus war. Ein Spaß auf Kosten aller, der aber wohl besser in einzelnen Szenen auf YouTube, als im Gesamtkontext genossen werden sollte.
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