Delias Gone
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Delia’s Gone

„Delia’s Gone“ // Deutschland-Start: 13. Oktober 2022 (Kino)

Inhalt / Kritik

Der geistig beeinträchtigte Louis (Stephan James) mag Veränderungen nicht. Wenn es nach ihm geht, dann verläuft jeder Tag absolut gleich. Als seine Schwester Delia (Genelle Williams), zu der er ein sehr enges Verhältnis hat, ihm eröffnet, dass sie fortgehen wird, kommt es zu einem heftigen Streit. Am nächsten Morgen liegt Delia tot im gemeinsamen Haus. Louis wird daraufhin von Sheriff Francine Cole (Marisa Tomei) und Deputy Bo Walton (Paul Walter Hauser) festgenommen. Da er sich an nichts erinnern kann, bekennt er sich rasch schuldig und wird zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Einige Jahre später erhält er in der Nervenheilanstalt Besuch von Francines Bruder Stacker (Travis Fimmel), der inzwischen zu Gott gefunden hat und angibt, dass mehr hinter dem Tod von Delia steckt. Louis verliert daraufhin die Beherrschung und läuft kurze Zeit später davon, fest entschlossen, die Wahrheit über alles herauszufinden …

Unschuldig auf der Flucht

Jemand wird eines Mordes oder eines anderen Verbrechens beschuldigt und ermittelt daraufhin auf eigene Faust, um den eigenen Namen reinzuwaschen, verfolgt von der Polizei oder auch anderen Leuten: Die Filmgeschichte ist voller Beispiele, die nach diesem Szenario funktionieren. Grundsätzlich geht Delia’s Gone in eine ganz ähnliche Richtung. Als die Schwester von Louis recht früh im Film tot auf dem Boden liegt, ist für alle klar, dass er es gewesen sein muss. Für alle bis auf das Publikum natürlich, das sich von Anfang an ziemlich sicher sein kann, dass er es nicht gewesen ist. Denn sonst gäbe es ja keine Geschichte zu erzählen. Ungewöhnlich ist bei dem Fall lediglich, dass Louis selbst davon überzeugt ist, der Täter gewesen zu sein, während sonst üblicherweise die Hauptfigur weiß, dass sie unschuldig ist.

Auffällig ist bei Louis zudem, dass er schwarz ist und geistig beeinträchtigt, was ihn gleich doppelt zu einem Außenseiter macht. Zumindest könnte man das erwarten. Delia’s Gone befasst sich mit beidem aber nicht sonderlich. Die naheliegende Vermutung, dass er aufgrund seiner Hautfarbe und seiner Beeinträchtigung diskriminiert wird, bewahrheitet sich nicht. Eigentlich sind die Leute alle nett zu ihm. Natürlich muss nicht um jeden Preis alles problematisiert werden. Es ist zwischendurch sogar nicht verkehrt, wenn Menschen auch einfach mal nur Menschen sein dürfen. Zumindest im Fall der geistigen Beeinträchtigung ist das Ergebnis jedoch seltsam schwammig. Sie wird zwischendurch immer mal wieder herausgeholt, ohne aber, dass sie insgesamt relevant würde. Sie wird auch nie klar definiert, sondern ist einfach nur da, als Ersatz für eine nähere Charakterisierung der Figur.

Weder emotional noch spannend

Überhaupt sollte man von den Figuren nicht allzu viel erwarten. Am interessantesten ist noch die Dynamik zwischen Cole und Walton, die nicht als monolithischer Block auftreten, sondern immer wieder von Spannungen geprägt sind. Geradezu trotzig lehnt sich Letzterer dagegen auf, dass er immer wieder von seiner älteren Kollegin bevormundet wird. Das funktioniert, zumal Paul Walter Hauser schon mehrfach Rollen übernommen hat, in denen er sich nach Anerkennung sehnt – siehe etwa Der Fall Richard Jewell. Überhaupt ist dem Ensemble nicht wirklich etwas vorzuwerfen. Es macht zumindest das, was sich mit dem Drehbuch realistisch anfangen lässt.

Das Problem ist nur, dass dieses eben ziemlich dünn ist. Der lose auf der Kurzgeschichte Caged Bird Sing von Michael Hamblin basierende Film hat letztendlich nichts Interessantes zu erzählen. Er ist auch nicht sonderlich spannend, über weite Strecken zieht sich das Thrillerdrama von Regisseur Robert Budreau (Born to Be Blue, Die Stockholm Story – Geliebte Geisel). Natürlich möchte man schon wissen, was genau jetzt zum Tod von Delia geführt hat. Aber die Auflösung hilft auch nicht dabei, dass einem der Film über den Abspann hinaus im Gedächtnis bleiben müsste. Richtig schlecht ist dieser zwar nicht, dafür sorgt schon das Ensemble. Er ist nur irgendwie überflüssig, packt einen weder emotional noch im Sinne von Nervenkitzel. Die eigentlich tragische Geschichte bleibt letztendlich ohne Wirkung.

Credits

OT: „Delia’s Gone“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Robert Budreau
Drehbuch: Robert Budreau
Vorlage: Michael Hamblin
Musik: David Braid
Kamera: Steve Cosens
Besetzung: Stephan James, Marisa Tomei, Paul Walter Hauser, Travis Fimmel, Genelle Williams

Bilder

Trailer

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Delia’s Gone
fazit
„Delia’s Gone“ erinnert zwar an zahlreiche andere Filme, wenn ein Mann den wahren Grund für den Tod seiner Schwester herausfinden möchte, während er gleichzeitig von der Polizei gesucht wird. Er ist aber deutlich weniger spannend. Trotz eines namhaften Ensembles überzeugt auch der Dramapart nicht wirklich, da die Figuren einfach nur irgendwie da sind.
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