Superhost – Kein Gastgeber ist wie der andere
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Superhost – Kein Gastgeber ist wie der andere

„Superhost – Kein Gastgeber ist wie der andere“ // Deutschland-Start: 30. September 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Claire (Sara Canning) und Teddy (Osric Chau) sind nicht nur privat ein Paar, sondern sind auch die Moderatoren des bekannten Video-Kanals „Superhost“, bei dem sie Pensionen oder Hotels im ganzen Land bereisen und bewerten. Da keiner von ihnen einen festen Job hat, ist der Kanal ihre einzige Einnahmequelle, was aufgrund der stetig sinkenden Zuschauerzahlen und Abonnenten zu einem immer größeren Problem für die beiden wird. Ihr neues Video führt sie mitten in die Wildnis, zu einer Pension, die von vielen ihrer Gäste sehr enthusiastische Kritiken erhalten hat und von der etwas verschrobenen Rebecca (Gracie Gillam) geleitet wird. Die Landschaft und die Behausung an sich sind zwar wunderschön, doch die instabile Internetverbindung macht die Arbeit an den Videos für die beiden sehr schwierig.

Dabei kommt ihnen Rebecca zur Hilfe, die wegen ihrer unberechenbaren Gefühlsausbrüche und ihrer extrovertierten Art genau richtig ist, wenn es darum geht, ein interessantes und lustiges Video zu machen. Da Claire ihre Gastgeberin zu immer neuen Episoden verleiten will, welche die Verrücktheit Rebeccas zeigen, wird Teddy immer misstrauischer. Nicht nur die zahlreichen Kameras im Haus, auch einige weitere Ereignisse lassen Rebecca und ihre Art in einem anderen, besorgniserregenden Licht erscheinen, bis Claire und Teddy eines Tages die Wahrheit über die vergangenen Gäste erfahren.

Hinter die Fassade blicken

Nach Still/Born (2017) und Z (2019) ist Superhost der insgesamt dritte Spielfilm des kanadischen Regisseurs Brandon Christensen. Während vor allem sein Familienleben die Inspiration für seine bisherigen Arbeiten gab, war es im Falle von Superhost ein Aufenthalt in einem AirBnB, der die Grundlage für die Geschichte lieferte, wie Christensen in Interviews beschreibt. Die Anonymität und die Art der Interaktion, bei der man den Gastgeber eigentlich eher selten oder gar nicht zu Gesicht bekommt, gaben den Anstoß für eine Geschichte, welche abermals eine Mischung aus Horror und Thriller darstellt, doch darüber hinaus sich mit Themen wie Echtheit und Falschheit im Internetzeitalter auseinandersetzt.

Irgendwie fühlt man sich an bestimmte YouTuber wie BibisBeautyPalace erinnert, wenn man als Zuschauer das erste Mal mit einem der Videos von Claire und Teddy konfrontiert wird. Blitzblank, hell und konfliktfrei wie ein IKEA-Katalog wirkt diese Ästhetik, welche sich von diesen Videos hineinschleicht in den weiteren Film und welche im weiteren Verlauf immer wieder entlarvt wird. Die gespielte Freundlichkeit, deren Falschheit bereits nach wenigen Sekunden mehr als offensichtlich ist, verweist auf das Grundproblem des Authentischen, dem vor allem Claire mit noch gewagteren Videos begegnen will, die als Gegenmittel zu den schwindenden Zuschauerzahlen wirken sollen. Indem Christensens Inszenierung, allen voran die Bilder von Kameramann Clayton Moore, das Künstliche deutlich macht und ironisch hinterfragt, gelingt dem Regisseur ein interessanter Akzent, der gerade in der ersten Hälfte zum Vorschein kommt und in einem bitterbösen Kommentar gegen Ende hin noch einmal zum Tragen kommt.

„Ich bin kein Held, ich bin Vlogger.“

Darüber hinaus gibt es leider wenig Neues in Superhost, dessen Verlauf spätestens mit dem Auftritt von Gracie Gillams herrlich überdreht gespielter Rebecca mehr als offensichtlich sein sollte. Zwar scheint die seltsame Gelassenheit der beiden Protagonisten, was die vielen Kameras im Haus angeht, noch als ironischer Kommentar zu gelten, ist die Linse der Kamera doch ein sehr familiäres Objekt in ihrem Alltag, erscheinen andere alarmierende Details des Hauses und dessen Inhaberin betreffend eher befremdlich, wenn sie den zwei Helden nicht auffallen. Generell ist es ein Problem von Christensens Skript, dass er sich zu wenig mit seinen beiden Helden gefasst, die seltsam eindimensional wirken und über ihren Status als „Vlogger“, wie sich selbst bezeichnen, nicht hinauskommen. Andererseits gibt dies Gillam die Gelegenheit diese Leerstelle auszufüllen, denn ihre überdrehte Interpretation der Figur ergibt eine willkommene Abwechslung zu dem eher drögen Beziehungseinerlei der beiden Helden.

Credits

OT: „Superhost“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Brandon Christensen
Drehbuch: Brandon Christensen
Musik: Blitz//Berlin
Kamera: Clayton Moore
Besetzung: Sara Canning, Osric Chau, Gracie Gillam, Barbara Crampton

Bilder

Trailer

Filmfeste

SLASH 2021
Sitges 2021

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Superhost – Kein Gastgeber ist wie der andere
fazit
„Superhost“ ist eine durchschnittliche Mischung aus Horror und Thriller. Sind die Kommentare auf das Problem der Authentizität der Generation YouTube noch durchaus interessant, leidet Brandon Christensens Film an seiner Berechenbarkeit und Spannungsarmut, die nur Gracie Gillam durch ihr Overacting durchbricht.
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