In falschen Händen TV Fernsehen ZDF Mediathek
© ZDF/Kerstin Stelter

In falschen Händen

„In falschen Händen“ // Deutschland-Start: 12. September 2022 (ZDF)

Inhalt / Kritik

Eigentlich sind Nika (Pegah Ferydoni) und Tom (Florian Stetter) ein glückliches Paar. Zuletzt kriselte es aber ganz ordentlich. So ist es Nika leid, sich ständig um die zwei Kinder kümmern zu müssen und ihre eigenen Wünsche und Ambitionen dafür zu vernachlässigen. Besserung ist auch nicht in Sicht, da Tom ständig bei der Arbeit ist und so zu Hause keine Stütze sein kann. Als Nika eines Tages auf dem Spielplatz zufällig Manu (Katharina Schlothauer) kennenlernt, die gern Zeit mit Kindern verbringt, scheint sie der Himmel geschickt zu haben. Kurze Zeit später darf sie bereits auf die Kinder aufpassen, damit die Eltern endlich mal wieder Zeit für sich haben. Alles scheint dabei gut zu gehen, Manu versteht sich blendend mit dem älteren Sohn Leon (Sole Inan Aktas). Doch es dauert nicht lang, bis es zu ersten Konflikten kommt …

Die Bedrohung in den eigenen vier Wänden

Home Invasion Thriller sind auch deshalb so effektiv, weil sie das Publikum dort treffen, wo es am empfindlichsten ist: zu Hause. Eigentlich sollen die eigenen vier Wände eine Schutzfunktion haben vor allem Bösen, was da draußen lauert. Wenn aber dieser Schutz nicht mehr gewährleistet ist, gibt es dann überhaupt noch eine Sicherheit? Noch fieser sind aber die heimischen Bedrohungen, die sich nicht als solche zu erkennen geben. Immer wieder werden Filme gedreht, bei denen vermeintlich freundliche und hilfsbereite Menschen Zugang zum Leben der Protagonisten und Protagonistinnen erhalten, nur um dann irgendwelche psychotischen Abgründe zu offenbaren. Gerade Kindermädchen bieten sich für solche schockierenden Enthüllungen an. Denn was kann für Eltern furchterregender sein als die Erkenntnis, die eigenen Kinder einer solchen Gefahr ausgesetzt zu haben?

Das berühmteste Beispiel für solche Horror-Kindermädchen dürfte Die Hand an der Wiege gewesen sein, das 1991 zu einem Blockbuster wurde. Aber auch die französische Romanadaption Dann schlaf auch du von 2019 schuf schon recht geschickt das Gefühl des Unbehagens, wenn die vermeintlich perfekte Nanny eine nicht ganz so perfekte Seite verbirgt, die erst nach und nach sichtbar wird. Der ZDF-Film In falschen Händen geht in eine recht ähnliche Richtung. Auch hier beauftragt ein überfordertes Paar, das wieder mehr Zeit für sich braucht, eine Fremde, die anfangs für Begeisterung sorgt, später aber durch ihre übergriffige Art irritiert. In beiden Fällen wird auch klar, dass das Kindermädchen nicht per se böse ist oder etwas Finsteres im Schilde führt. Sie ist nur psychisch angeknackst.

Nicht wirklich spannend

Das Szenario bietet sich gleich in zweifacher Hinsicht an, um Spannung zu erzeugen. Zum einen möchte man wissen, wie weit diese zunehmende Eskalation noch führen wird. Zum anderen steht noch die Frage im Raum, was genau mit Manu nicht stimmt. Soweit zur Theorie. In der Praxis funktioniert das aber sehr viel weniger gut. So eskaliert die Geschichte eigentlich kaum, gerade auch im Vergleich zum besagten Dann schlaf auch du. Natürlich muss In falschen Händen nicht solche Extremformen annehmen, das geht auch etwas alltäglicher. Nur ist der deutsche Film nahezu völlig frei von packenden Szenen, obwohl er vom Sender als Thriller verkauft wird. Erst ganz zum Schluss hin wird das Gefühl vermittelt, dass da eine reale Gefahr besteht.

Alternativ hätte man sich auf die psychologischen Probleme von Manu konzentrieren können und damit den Drama-Part stärken. Aber auch in der Hinsicht geschieht relativ wenig. Die an und für sich tragische Geschichte bleibt zu sehr an der Oberfläche und wird zudem nicht glaubwürdig erzählt. Konflikte werden erzwungen, ohne dass das Drehbuch sie nachvollziehbar entwickelt. Überhaupt ist das mit der Plausibilität so eine Sache: Dass Nika ihr Kind einer Wildfremden in die Hand drückt, die sie auf einem Spielplatz kurz gesprochen hat, ist schon schwer zu schlucken. Umso mehr, wenn sie an anderer Stelle dann auf einmal sehr empfindlich ist. Da lässt die Figurenzeichnung schon einiges zu wünschen übrig. Das bedeutet nicht, dass In falschen Händen damit schlecht wäre. Die TV-Produktion holt nur viel zu wenig aus dem Szenario heraus, bleibt sowohl als Drama wie auch als Thriller unter den Möglichkeiten.

Credits

OT: „In falschen Händen“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Mark Monheim
Drehbuch: Holger Joos
Musik: Heiko Maile
Kamera: Rebecca Meining
Besetzung: Katharina Schlothauer, Pegah Ferydoni, Florian Stetter, Aurel Manthei, Sole Inan Aktas

Bilder

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

In falschen Händen
Fazit
„In falschen Händen“ nutzt das immer wieder gern in Thrillern benutzte Szenario, dass ein vermeintlich perfektes Kindermädchen eine dunkle Seite hat. Leider holt der Film aber zu wenig aus der Sache heraus. So kommt weder Spannung durch brenzlige Szenen auf, noch überzeugt er als Drama bei der Darstellung der Figuren.
Leserwertung153 Bewertungen
4.3
5
von 10