Der Bauer und der Bobo
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Der Bauer und der Bobo

„Der Bauer und der Bobo“ // Deutschland-Start: 29. September 2022 (Kino) // 15. Dezember 2022 (DVD)

Inhalt / Kritik

Dass die Landwirtschaft nicht erst seit gestern in der Krise steckt, das ist kein Geheimnis. Ob es der Druck ist, der durch die Globalisierung entstanden ist, die damit verbundene Geiz-ist-geil-Mentalität der Kunden und Kundinnen oder auch die bürokratischen Regelungen aus Brüssel: Es gibt viele Gründe, in diesem Berufszweig zu verzweifeln. Nicht ohne Grund wurden in den letzten Jahren zahlreiche Filme produziert, die auf die eine oder andere Weise die Nöte der dort arbeitenden Menschen thematisieren. Das autobiografisch geprägte Drama Das Land meines Vaters erzählte beispielsweise die tragische Geschichte einer Familie, die sich bei dem Versuch, ihren Hof zukunftsfähig zu machen, völlig überschuldet und anschließend mit der Depression des Vaters zu kämpfen hat.

Lass uns drüber reden

Einen deutlich versöhnlicheren Ton schlägt der Dokumentarfilm Der Bauer und der Bobo an. Dabei steht an dessen Anfang jede Menge Ärger: Florian Klenk, Herausgeber der österreichischen Wochenzeitung „Falter“, äußerte sich positiv zu einem umstrittenen Urteil, das die Schuld bei einer tödlichen Begegnung mit einer Kuh regelte. Bio-Bergbauer Christian Bachler war daraufhin so empört, dass er den Bobo – kurz für bourgeoise Bohemien – dazu auffordert, auf seinem Hof ein Praktikum zu machen, damit dieser wisse, wovon er eigentlich schreibt. Zur großen Überraschung sagte der zu, um auf diese Weise tatsächlich mal einen Blick hinter die Kulissen eines solchen Betriebes werfen zu können.

Wenn ein Stadt-Journalist auf einen Landwirt trifft, dann klingt das schon ziemlich nach Culture Clash. Ein Stoff, aus dem Komödien gemacht werden. Tatsächlich gibt es auch zwischendurch schon mal humorvolle Momente. Letzten Endes ist das Thema von Der Bauer und der Bobo aber zu ernst, um daraus billige Witze machen zu wollen. Wie kann heute Landwirtschaft aussehen? Die Anforderungen sind hoch: Sie soll nachhaltig arbeiten, das Wohl der Tiere und Natur beachten und eine vernünftige Lebensgrundlage für die dort arbeitenden Menschen bieten. Gleichzeitig darf das Endergebnis nicht zu viel kosten, damit die Menschen da draußen auch mitgenommen werden – gerade in einer Zeit, in der die Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird. Die typische Quadratur des Kreises eben.

Mehr Austausch als Lösung

Eine Lösung auf all die Probleme kann natürlich auch Der Bauer und der Bobo nicht liefern. Es ist nicht einmal so, dass der Dokumentarfilm grundlegend neue Erkenntnisse bieten würde. Und doch ist das neueste Werk von Regisseur Kurt Langbein (Anders essen – Das Experiment, Zeit für Utopien) sehenswert. Es ist gerade der Aspekt der Annäherung, die diesen Film von den vielen thematisch ähnlichen unterscheidet. Noch bevor sich etwas ändern kann, braucht es überhaupt ein Bewusstsein dafür, dass sich etwas ändern muss. Braucht es Menschen, die zuhören und einen Dialog starten. Denn gerade der Bereich der Landwirtschaft ist auf eigenartige Weise vom Rest der Bevölkerung entfremdet: Wir alle greifen zu den Produkten, die dort entstehen, wissen aber nichts über sie und die Bedingungen.

Der Film verfolgt daher zweierlei Ziele. Auf der einen Seite gibt es eine ganze Reihe von Einzelthemen, die in den Gesprächen zwischen Klenk und Bachler angesprochen werden. Da wäre zum Beispiel der Umgang mit Nutztieren, aber auch wie die Begegnung von Mensch und Natur aussehen kann. Auf der anderen Seite soll das Publikum darüber nachdenken, was es da zu sich nimmt, welche Verantwortung Konsumierende haben und welchen Wert dieses Essen hat. Der Bauer und der Bobo hat dabei natürlich eine bestimmte Richtung, in die sich das alles bewegt. Im Gegensatz zu manch anderer moralisierenden Doku, gerade bei diesem Thema, wird das Publikum aber nicht konstant genötigt und mit Schuld überladen. Dafür gibt es jede Menge lebhafter Gespräche, die an einem echten Austausch interessiert sind – was heutzutage nun wirklich keine Selbstverständlichkeit mehr ist.

Credits

OT: „Der Bauer und der Bobo“
Land: Österreich
Jahr: 2022
Regie: Kurt Langbein
Drehbuch: Kurt Langbein
Musik: Paul Gallister, Alma
Kamera: Christian Roth

Bilder

Trailer

Interview

Wer noch mehr zum Thema wissen will: Wir haben zum Kinostart von Der Bauer und der Bobo Regisseur Kurt Langbein ein paar Fragen gestellt.

Kurt Langbein [Interview]

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Der Bauer und der Bobo
fazit
„Der Bauer und der Bobo“ begleitet einen Journalisten, während dieser die Landwirtschaft näher kennenlernt. Der Dokumentarfilm will dabei durchaus das Publikum zum Nachdenken anregen, ohne dabei zu moralisierend zu werden. Vor allem der Austausch der beiden Männer trägt dazu bei, dass das hier sehenswert ist.
Leserwertung1 Bewertung
9.7


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